All because of Harry ~31

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Ich biss mir auf die Lippe. Immer öfter hörte ich ihn meinen Namen rufen und er kam immer näher. Schnell stand ich auf und rannte mit der Dose in der Hand los. Die Tabletten darin klapperten laut, aber ich hoffte, er würde es nicht hören.

So schnell ich konnte, rannte ich durch den Wald, über die bunten Blätter, die schon am Boden lagen und über viele abgebrochene Äste. Ab und zu stolperte ich, aber ich rappelte mich immer wieder auf und lief weiter. Ich rannte wie um mein Leben, dabei wollte ich es doch eigentlich beenden.

Seine Rufe kamen immer näher und ich war mir sicher, dass er mich bald einholen würde. "Hau ab! Verschwinde aus meinem Leben!" schrie ich so laut ich konnte und wieder rannen die Tränen über meine Wangen.

"Saphira bitte bleib stehen! Lass es mich erklären. Es tut mir so leid!" rief Harry. "Ich hasse dich Harry!" schrie ich nur noch und rannte weiter. Meine Lungen brannten und ich rang nach Luft. Meine Beine schmerzten schon vom rennen, aber ich gab nicht auf. Ich würde nicht freiwillig stehen bleiben.

Doch plötzlich endete der Wald und vor mir war ein tiefer Abgrund. Erschrocken schrie ich auf und schaffte es gerade noch an der Kante stehen zu bleiben. Vor mir ging es einige Meter gerade nach unten. Ein riesiger Teich lag direkt vor mir. In der Dunkelheit wirkte die schwarze ruhige Oberfläche des Teiches wie ein riesiges Loch. Hinter mir hörte ich Harry, wie er aus dem Wald gestürmt kam und stehen blieb.

"Saphira?" sagte er und rang nach Luft. Ich drehte mich um und sah ihm direkt in die Augen. "Du hast alles kaputt gemacht" sagte ich und schluchzte. "Es tut mir leid, aber ich kann das erklären. Bitte, komm von dem Abgrund da weg und gib mir die Dose. Dann können wir darüber in Ruhe reden. Bitte" versuchte er mich zu überreden.

Ich schluchzte "Warum konntest du mich nicht einfach in Ruhe lassen? Warum musstest du mir etwas vormachen?" Eigentlich wollte ich die Antwort gar nicht hören. Schnell drehte ich mich wieder um und starrte auf die schwarze Oberfläche des Wassers. Leise schüttete ich die Tabletten in meine Hand.

"Saphira, es tut mir leid. Ich wollte das nicht" sagte Harry und kam einen Schritt näher. "Was?! Du hast uns nur ausversehen gefilmt und das Video an die ganze Schule verschickt?" fragte ich und war plötzlich unglaublich wütend. Bevor er irgendetwas machen konnte, kippte ich mir eine Handvoll von den Tabletten in den Mund und schluckte sie runter.

"Saphira!" rief er, aber er war zu langsam. Ich drehte mich wieder um und sah ihn an. Er holte sein Handy aus der Hosentasche und rief jemanden an, während er langsam auf mich zukam. "Saphira, es ist noch nicht zu spät" sagte er und sah mich bittend an. Gerade als er anfing panisch mit jemandem zu telefonieren, war er ganz nah bei mir. Nur noch 2 Schritte trennten uns von einander. "Bleib wo du bist" zischte ich, während meine Sicht immer verschwommener wurde und mir schwindelig wurde.

Harry legte auf und sah mich ängstlich an "Der Krankenwagen wird bald hier sein, komm zu mir, es ist noch nicht zu spät." Ich schüttelte den Kopf "Es ist gleich vorbei. Und dann kann mich niemand mehr verletzten. Meine Familie nicht. Die Leute in der Schule nicht und du auch nicht. Niemand."

"Saphira, bitte" sagte er wieder. Seine perfekten Lippen zitternden, seine sonst so strahlend grünen Augen, waren voller Angst und von den süßen Grübchen war keine Spur. Er kam noch einen Schritt näher und ich machte instinktiv einen Schritt zurück. Aber da war kein Boden mehr. Ich rutschte ab und schrie auf.

Ich sah, wie Harry seine Hände ausstreckte und nach mir griff, aber nur Luft zu fassen bekam. Ich fiel in die Tief und schlug hart auf der Wasseroberfläche auf. Ich tauchte ein in das schwarze, kalte Wasser. Nichts mehr konnte ich sehen oder hören. Eiskalte Dunkelheit umgab mich und hielt mich gefangen

.Ich hatte schon oft davon gehört, dass Menschen, die dem Tod gerade so entronnen waren, eine Nahtoderfahrung hatten, bei dem sie ihr Leben oder jemanden den sie liebten, sahen. Oder ein helles Licht. Alles was ich vor meinem inneren Augen sah, war Harry. Mit seinem perfekten Lächeln, das Herzen zum schmelzen brachte. So sehr er mich auch verletzt hatte, ich war mir sicher, dass ich ihn für immer lieben werde. Egal, ob ich in den Himmel oder in die Hölle kommen würde, oder vielleicht doch wiedergeboren werde. Immer werde ich ihn lieben. Und wenn es nach dem Tod nichts mehr gibt, dann habe ich ihn bis an mein Lebensende geliebt. Harry, was für ein wunderschöner Name, für eine wunderschöne Person mit einem so großen Herzen, der meins so kaltblütig brach. Harry, mein Retter und mein Zerstörer. Wegen ihm hatte ich die letzten schönsten Tage meines Lebens gelebt. Wegen ihm starb ich. Wegen Harry. Alles war wegen Harry.

Meine Lungen brannten wie die Hölle. Sie verlangten nach Sauerstoff und ich schnappte nach Luft. Doch anstelle von Luft strömte eiskaltes Wasser in meine Lungen. Doch mein Körper war wie betäubt und ich schloss einfach meine Augen. Es war so weit. Endlich.

Es war für immer das

ENDE

SuicidalWhere stories live. Discover now