Stay strong ~ 2

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~Harry~

Atemlos blieb ich stehen und öffnete meine Wasserflasche. Ich war schon ein ganzes Stück gejoggt und war mittlerweile mitten im Wald. Die Hälfte meiner täglichen Runde hatte ich schon. Ich trank ein paar Schlucke und atmete tief durch.

Jeden Tag ging ich joggen. Aber nur sehr selten fuhr dafür extra raus aus London in den Wald. Meistens ging ich ins Fitnessstudio und lief auf einem Laufband. Nur heute war das Wetter nochmal so schön und ich hatte keine Lust aufs Studio.

Es gefiel mir wirklich gut, durch den Wald zu joggen. Die frische Luft tat mal gut und es war definitiv abwechslungsreicher, als die weiße Wand im Fitnessstudio.

Gerade wollte ich weiterlaufen, als ich plötzlich ein seltsames Geräusch hörte. Ich schloss meine Flasche wieder und lauschte. Tatsächlich hörte ich es wieder. Es war sehr leise und ich konnte es nicht richtig verstehen, aber ich wollte wissen, was es war. Also ging ich ein Stück in die Richtung.

Als ich näher kam, erkannte ich das Geräusch. Es war ein leises Schluchzen. Ich ging etwas schneller in die Richtung und sah kurz darauf ein Mädchen. Sie hatte sich die Kapuze tief ins Gesicht gezogen und ich konnte ihr Gesicht nicht erkennen. Aber langes hellbraunes Haar lugte unter der Kapuze hervor. Sie hielt etwas in ihren Händen. Als ich noch näher kam, konnte ich erkennen, dass es eine kleine Plastikdose war. Wie eine Tablettendose.

Erst als das Mädchen sich über das Gesicht wischte und die Dose öffnete, wurde mir langsam klar, was sie vor hatte. Erschrocken rannte ich auf sie zu. Als sie sich einige Tabletten in ihre offene Hand schüttete, rief ich so laut ich konnte "Tu das nicht!"

Sie zuckte zusammen und sah in meine Richtung. Mit weit aufgerissenen Augen und offenem Mund starrte sie mich erschrocken an, während immer wieder Tränen über ihre Wangen liefen. "Tu das nicht" sagte ich wieder, als ich bei ihr ankam. Ich kniete mich zu ihr nieder und nahm ihr vorsichtig die Tabletten aus der Hand.

Das Mädchen rührte sich nicht, sondern starrte mich einfach an, während ich die Tabletten wieder in die Dose schüttete und diese zuschraubte. Ich las das Etikett. "Wo hast du die her?" fragte ich. Solche Tabletten bekam man nicht einfach mal so. Das waren richtige KO-Tabletten. Ein paar hätten schon gereicht, um sie umzubringen.

"Das geht dich gar nichts an und jetzt gib sie wieder her" sagte das Mädchen. Ihre Stimme kam mir bekannt vor und ich sah sie genauer an. Geschockt sah ich sie an. "Saphira" hörte ich mich leise sagen. Ihre Wangen färbten sich rot und sie sah auf den Boden. "Saphira, warum?" fragte ich verwirrt. Klar, sie hatte es nicht leicht und kaum Freunde. Viele machten dumme Sprüche über sie, aber sie wirkte immer so stark. Als wäre es ihr egal, als würde sie es einfach ignorieren.

So wie jetzt, sie blendete mich komplett aus. Ich legte eine Hand an ihre Wange und hob ihr Gesicht so, dass sie mir in die Augen sehen musste. Ihre saphirblauen Augen sahen mich mit einem Blick voller Wut, Verzweiflung, Schmerz, Enttäuschung, aber auch noch etwas anderem an. Erleichterung?

Ich wartete immer noch darauf, dass sie irgendetwas sagte, aber Saphira blieb stumm. Sie sagte nichts. Also zog ich sie einfach in meine Arme und drückte sie fest an mich. Das Mädchen schluchzte noch heftiger, aber ich ließ sie nicht los. Bis sie irgendwann aufhörte zu weinen. Vorsichtig löste ich mich von ihr. Noch immer sagte sie kein Wort, aber stand auf. Sie sah auf die Pillen in meiner Hand. Schnell steckte ich sie in meine Hosentasche. Ich war mir sicher, dass sie sich wahrscheinlich neue holen könnte, aber ich würde sie ihr sicherlich nicht zurück geben.

"Komm, ich bring dich nach Hause" sagte ich und nahm ihre Hand. Ohne zu widersprechen kam sie mit mir. Wir liefen zusammen durch den bunten Wald in die kleine Stadt. Beim Bahnhof angekommen warteten wir auf den nächsten Zug.

Sie setzte sich an ein Fenster und sah nach Draußen, während ich mich neben sie setzte und einfach nach vorne starrte. Das alles, ohne ihre Hand los zu lassen. Ich hielt sie fest, als würde ein Leben davon abhängen. Was ja auch irgendwie so war. Zurück in London stiegen wir aus und fuhren ein Stück mit der U-Bahn. Den letzten Rest zu dem Haus, in dem sie wohnte gingen wir dann noch zu Fuß.

Vor der Wohnungstür ihrer Familie blieben wir stehen. Sie sah mich ausdruckslos an und wollte einfach ohne ein weiteres Wort rein verschwinden. Aber ich zog sie noch einmal in eine feste Umarmung. Leise flüsterte ich in ihr Ohr "Bleib stark. Du schaffst das." Dann löste Saphira sich von mir und ging in die Wohnung.

Verwirrt machte auch ich mich dann auf den Weg nach Hause. Ich konnte das, was ich heute erlebt hatte, einfach nicht so richtig fassen. Nie hätte ich erwartet, dass Saphira überhaupt darüber nachdenken könnte, sich irgendetwas anzutun. Und da fiel mir wieder auf, wie wenig ich überhaupt über das Mädchen mit den saphirblauen Augen wusste.

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Soo, der 2. Part von meiner Story :D Ich weiß, es ist naja kp :D Hab schon besseres geschrieben, aber ich gebe mir mühe :) Wie findet ihr den Part? Ich würde mich wirklich über Votes und Kommis freuen, dankeee ♥

Hab euch lieb

Sam ♥

SuicidalWhere stories live. Discover now