Please, come out ~14

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Nachdem ich Weihnachten trotz Arbeit, Kreislaufproblemen, Familie und Erkältung auch überlebt habe, kommt von mir auch mal wieder ein Part :D

Ich wünsch euch allen einen guten Rutsch ins neue Jahr und hoffe, euch gefällt der Part :)

Hab euch lieb ♥

Sam

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So schön, wie die letzten zwei Tage waren, so schrecklich sollten dieser Tag werden. Es fing schon damit an, dass ich mich frühs in der Decke verhedderte und aus dem Bett fiel. Als ich mich endlich freigekämpft hatte und ins Bad ging, klemmte ich meinen Finger in der Tür ein.

Irgendwie schaffte ich es fluchend dann aber doch, mich frisch zu machen. Zum Frühstücken kam ich dann allerdings nicht mehr, da ich schon viel zu spät dran war. Das machte mich aber nicht so viel aus, da mir der Hunger bei dem Gedanken an die Schule sofort wieder verging.

Schnell schnappte ich meine Tasche und rannte aus dem Haus und zur Bushaltestelle. Es regnete in Strömen und meinen Regenschirm hatte ich in aller Eile vergessen. Platschnass kam ich an der Haltestelle an, gerade noch rechtzeitig, weil der Bus die Türen schon schließen wollte.

Ich quetschte mich in letzter Sekunde noch rein und suchte nach einem freien Platz. Irgendwelche Mädchen sahen mich komisch an, tuschelten und lachten dann. Das miese Gefühl in meinem Magen wurde schlimmer und ich schluckte heftig.

Bevor ich anfangen konnte zu heulen, setzte ich mich, schloss die Augen und dachte einfach daran, wie schön es gestern mit Harry war. Gerade hatte ich mich halbwegs beruhigt, fiel mir auf, dass der Bus gleich an der Schule angekommen war.

Seufzend stieg ich also aus und lief auf die nächste Tür der Schule zu. Da ich eh schon total nass war, hatte ich keinen Drang zur Eile mehr. Genug Zeit hatte ich noch, da der Bus rechtzeitig da war.

Langsam betrat ich das Gebäude und versuchte so unauffällig, wie irgendwie möglich durch den Flur zu meinem Spind zu gelangen. Doch plötzlich stolperte ich über etwas. Ich versuchte mein Gleichgewicht noch zu halten und ruderte mit meinen Armen. Aber ich fiel trotzdem auf den harten Boden und stöhnte. Mein Knie schmerzte und gerade als ich aufstehen wollte, brachen alle in schallendes Gelächter aus.

Neben mir rief ein Typ "Hast du keine Augen im Kopf? Pass doch auf, wo du hinläufst!" Ich sah gerade noch, wie er seinen Fuß, den er mir gestellt hatte, zurück zog. Mein Kopf färbte sich trotzdem knallrot und schnell stand ich auf. Voller Scham ging ich schnell mit gesenktem Kopf weiter um die nächste Ecker herum und zu meinem Spind.

Schlimmer konnte es doch jetzt gar nicht werden. Zumindest hatte ich den Fehler gemacht, das für eine Sekunde zu denken.

Ich öffnete meinen Spind und ein Zettel fiel heraus. Eigentlich wusste ich es besser und ich hätte es einfach liegen lassen sollen. Aber dumm wie ich war, hob ich ihn auf und las ihn.

"Lass bloß die Hände von Harry, du blöde Schlampe! Du bist eh hässlich und stinkst! Geh und bring dich um!"

Tränen schossen in meine Augen, aber ich versuchte wieder tief ein zu atmen und nicht anzufangen zu heulen. Ich fragte mich stattdessen, wer wusste, dass Harry und ich uns getroffen hatten und woher. Wir hatten es keinem gesagt. Naja, zumindest ich nicht. Vielleicht war wirklich alles nur eine Lüge und Harry wollte mich bloß verarschen?

Meine Augen brannten und ich hatte einen dicken Kloß im Hals. Wütend zerknüllte ich den Zettel, schnappte mein Buch, knallte meinen Spind zu und lief zum Klassenzimmer. Als ich an einem Mülleimer vorbei kam, warf ich den Zettel weg. Im Zimmer setzte ich mich auf meinen Stammplatz, ohne irgendjemanden zu beachten.

Leider beachteten mich aber die anderen und irgendwelche Jungs in der letzten Reihe bewarfen mich mit Papierkügelchen. Konnten mich nicht einfach alle ignorieren? Ich mein klar, es war nicht unbedingt schön, von allen ignoriert zu werden, aber hundertmal besser, wie der Bockmist hier.

Noch immer hatte ich Tränen in den Augen und sah mich nach hinten um. Die Typen lachten sich einen Ast ab, aber mein Blick fiel auf Harry. Er saß ganz hinten auf der anderen Seite des Klassenzimmers. Als er meinen Blick bemerkte, sah er mich an und lächelte.

Irgendwie machte es mich unglaublich wütend. Wie konnte er mich so anlächeln, während mich seine Kumpel mit Papierkügelchen bewarfen und sich über mich lustig machten? Wenn Leute mich beschimpften, nur weil er etwas mit mir gemacht hatte? Wenn alle einfach so schrecklich zu mir waren?

Ja, er war der Einzige, der nicht so zu mir war, aber er tat so, als wäre alles in Ordnung. Und das war es ganz und gar nicht. Und manchmal war es einfach genauso schlimm, gar nichts zu machen und einfach nur zuzusehen, wie selber mit zu machen.

Ich richtete meinen Blick nach vorne und endlich kam unser Lehrer. Er legte sofort mit dem Unterricht los und ich versuchte mich darauf zu konzentrieren. Aber ich war so unglaublich enttäuscht, wütend und verletzt.

~

In der Mittagpause war alles genauso schlimm, wie den ganzen Tag über. Ich fühlte mich dann schon so schlecht, dass ich gar nicht erst zur Cafeteria ging. Als die Flure ziemlich leer waren, weil alle Mittag aßen, ging ich ins Mädchen WC und verschanzte mich in eine Kabine. Es roch etwas unangenehm, aber immerhin hatte ich meine Ruhe.

Ich schloss meine Augen und hatte plötzlich einfach keine Kraft mehr, die Tränen zurück zu halten. Eine nach der anderen liefen sie über meine Wangen und tropften anschließend auf meinen Pulli und auf meine Jeans. Sie hörten gar nicht mehr auf, aber ich gab mir auch keine Mühe, sie zu stoppen.

Es war einfach alles nur noch scheiße und ich wollte das alles gar nicht. Warum waren sie alle so zu mir?

Tief in mir drin, hatte ich solche Schmerzen. Es tat einfach so weh, dass mich alle hier hassten.

Plötzlich hörte ich ein leises Klopfen. Kurz darauf war es wieder total still, bis es wieder klopfte. Jemand klopfte an die Mädchenklotür. "Saphira?" hörte ich diese eine Stimme sagen, die so wunderschön klang, aber die ich in dem Moment genauso wenig hören wollte, wie irgendeine andere. Ich wollte bloß meine Ruhe.

"Saphira, ich weiß, dass du da drin bist. Bitte komm raus. Es ist auch sonst niemand hier. Nur ich" sagte Harry.

Ein Teil von mir wollte wirklich zu ihm. Dieser Teil wollte sich an seine Brust schmiegen, seinen Duft einatmen und sich von ihm halten und trösten lassen, bis die Tränen einfach aufhörten zu fließen.

Aber ein anderer Teil wollte das nicht, hatte Angst, dass er lügte und alle draußen warteten, nur um mich dann auszulachen. Oder dass er die ganze Zeit plante, wie er mich verarschen konnte und mir das Herz noch mehr zu brechen.

"Saphira, bitte. Sonst komm ich rein und hole dich" sagte er wieder und ich wusste einfach nicht, was ich machen sollte.

SuicidalWhere stories live. Discover now