~

68 14 3
                                    

Es ist gerade mitten in der Nacht.
Ich weiß nicht, wieso ich das jetzt schreibe, aber ich musste gerade so sehr an sie denken.

Die Luft hier ist stickig und genau so war es damals auch.

Als Ann das erste Mal umkippte.

Ich weiß nicht, was passierte, es geschah so schnell, so unglaublich schnell.
Irgendwie war es dunkel.
Es war Nacht.
Und wir waren irgendwo draußen. Ich hatte mich wieder mal über die Unfähigkeit meines Vaters aufgeregt, als ein Auto an uns vorbei raste und dabei Staub aufwirbelte.

Ann fing irgendwie an zu husten, sie kniete sich hin und hustete.
Sie zitterte und sie war blass.
Ich denke nicht, dass das wegen dem Staub passierte.
Es war 3 Uhr morgens und Ann hatte hohes Fieber.

Ich hatte sie rausgerufen um mit ihr über Dinge zu reden, die mich auregten.

Ich habe nicht gefragt wie es ihr ging,
ob ihr kalt sei,
ob sie erschöpft sei,
wieso sie blass war,
ich habe nicht gefragt.

Und als dann ihre Knie auf den Boden aufprallten und sie unaufhörlich keuchte wusste ich nicht, was ich hätte tun sollen.
Ich war geschockt.
Ich starrte sie für einen Augenblick nur an.
Stumm und blendete alles aus.

Als dann ihr Arm ebenfalls auf dem Boden war, erkannte ich das Blut, welches durch ihre Klamotten floss. 

Glasscherben bohrten sich in ihre Haut.
Der enorme Blutverlust führte dazu, dass sie sogar zu schwach zum Husten und Keuchen war.

Ich kniete mich also nieder und legte meine Jacke um sie, zog mein Oberteil aus und band es ihr um die Wunden nachdem ich sie hochhob und sie an die Kante eines Hauses setzte.

Aber dieses Blut hörte nicht auf zu fließen und Tränen flossen sowohl mir als auch ihr die Wangen hinunter und irgendwie konnte ich nicht klar denken und es war einfach alles viel zu viel.

Zitternd suchte ich nach meinem Handy um den Notruf zu tätigen doch ich fand es nirgendwo.
Ich lief dann umher und suchte es in dieser Dunkelheit und schürfte mir dabei ebenfalls die Arme und Beine auf.

Bald war alles nur noch eine einsame Stelle im Nirgendwo voller Blut und hilflosen Schreien.
Ann stand dann auf und hielt meine Hand ganz fest.
Ein fast Stummes wein doch bitte nicht entwich ihren Lippen.
Im nächsten Moment kippte sie um und prallte auf den kalten rauen Boden auf.

Irgendwie wurden dann Leute auf uns aufmerksam und tätigten den Notruf.
Aber ich bekam nichts mehr mit.
Dieses Bild von Ann, der weinenden, blutenden, leidenden Ann war so fixiert in meinem Kopf und das obwohl ich alles nur verschwommen wahrnahm.

Ich hatte so unglaubliche Angst um sie.
So unheimliche Angst.

Und noch heute zittere ich, wenn ich an damals zurück denke.
Es war nur Fieber, sagten sie.
Einfaches Fieber.
Und Blutverluste.

Und sie lag dann da, sich nicht rührend, still und blass.
Meine Ann lag einfach da.
So still und blass.

Ihr Name war Ann.Where stories live. Discover now