29. Die Wahrheit

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Zoey's P.O.V.

Zwei Stunden zuvor:

Ich war nervös. Was hatte Josh mir so wichtiges zu sagen? Und wieso war es so dringend und wichtig, dass er es mir persönlich sagen musste?

Ich stand mit meinem Auto, was ich mir vor ein paar Tagen gekauft hatte, vor Lynn's Wohnung und tippte ungeduldig mit den Fingern auf dem Lenkrad.

Endlich ließ sich meine beste Freundin mit einem Seufzer und mit Atembeschwerden auf den Beifahrersitz fallen.

"Sorry. Verpennt", gab sie nur von sich.

"Sonst bist du doch auch immer pünktlich", brummelte ich leise vor mir hin.

"Jetzt sei nicht so zickig und fahr lieber los. Ich will wissen, was dein Ex dir zu sagen hat", antwortete Lynn.

Ich verdrehte meine Augen und fuhr los. Das Lenkrad umklammerte ich ein wenig nervös, aber das war nichts im Vergleich zu der Nervosität, die mich überkam, als wir aus dem Auto stiegen.

"Wo trefft ihr euch nochmal?", fragte Lynn ein wenig konfus.

"Hier, in dem Café", sagte ich und öffnete die Tür. Ich ließ meinen Blick durch das Café schweifen und blieb an einem Mann hängen, der die Hand hob, als er uns sah. Josh.

Ich hörte Lynn direkt hinter mir laufen. Schließlich blieben wir vor dem Tisch stehen.

"Hi." Ich wusste wirklich nicht, was ich auch anderes sagen sollte. Lynn begrüßte ihn erst gar nicht.

"Hey. Setzt euch."

Ungefähr fünf Minuten lang saßen wir einfach nur da und schwiegen. Ich wusste nicht, wie ich das Schweigen brechen sollte und Lynn wollte nicht.

Letztendlich war es doch Lynn, die mehr oder weniger unhöflich Josh zum Reden aufforderte.

"Was ist jetzt? Du sagst wir sollen kommen und wir sind hier. Also rede jetzt auch."

"Okay, aber bevor ich anfange, will ich dir sagen, Zoey, dass es mir leid tut. Ich war nach unserer Trennung so wütend, dass ich nicht nachgedacht habe."

Fragend sah ich Josh an. "Kannst du bitte endlich sagen, was das hier alles soll?"

"Okay. Aber bitte denk nichts Falsches von mir, nachdem du das gehört hast. Ich hab einen großen Fehler gemacht."

"Josh, bitte!"

"Als du meinen Antrag abgelehnt hast, ging ich in eine Bar. Jeden Abend ging ich in die gleiche Bar. Am zweiten Tag sprach mich ein Typ an, vielleicht so Mitte 20. Komischerweise wusste er, dass ich sitzen gelassen worden war. Aber da hab ich mich noch nicht gefragt, woher er es wusste. Er hörte mir zu und ich konnte meine Wut und meinen Frust rauslassen, dass ich nicht gut genug für dich war."

Ich wollte ihn unterbrechen, doch Josh winkte nur ab. "Lass mich bitte ausreden."

"Also, er hörte mir zu. Es schien so, als würde er es verstehen, was ich gerade durchmachte und er zeigte so viel Verständnis, dass er schnell mein Freund wurde. Ohne es zu merken, trieb er mich dazu, auf dich so wütend zu sein, bis es fast an Hass rankam. Ich weiß, dass ich nicht das Recht dazu hatte oder habe, aber in den letzten Tagen habe ich dich gehasst dafür, was du mir angetan hattest. Er hatte mir eingeredet, dass du sofort zu deinem Stiefbruder gerannt warst, weil er der Erstbeste war, um mich zu ersetzen.
Vor ungefähr fünf Tagen schätze ich traf ich mich mit ihm bei sich Zuhause. Geplant war ein Männerabend mit Bier und allem. Aber daraus wurde nichts."

Josh fuhr sich mit beiden Händen durchs Gesicht. Anscheinend war ihm das mehr als peinlich.

Ich warf Lynn einen Seitenblick zu, doch sie sah Josh mit gerunzelter Stirn an und wartete darauf, dass er weiterredete.

"Und weiter?", gab ich ihm einen kleinen Anstoß.

"Er hat mir vorgeschlagen, dass ich es dir heimzahlen sollte. Dafür, dass du mich sitzen gelassen hast und mich so verletzt hast damit. Ich ... ich stimmte zu. An dem Abend machten wir alle möglichen Pläne, angefangen bei Stalker-SMS bis hin zu einer Entführung mit Zwangsheirat."

Entsetzt starrte ich ihn an und lehnte mich weit vom Tisch weg. "Zwangsheirat?!"

"Er hatte es vielleicht ernst gemeint, aber sowas hatte ich nicht in Erwägung gezogen, das musst du mir glauben. Ich war wütend, aber ich bin kein Monster." Flehentlich sah Josh mich an.

Eine Zwangsheirat. Was stimmte mit diesem Typ nicht? Ich atmete tief durch, bevor ich mich innerlich schüttelte, um ihm weiter zuhören zu können.

"Wir hatten alle möglichen Pläne. Wir wollten dir einfach nur ein wenig Angst machen und gut war. Aber vor ungefähr drei Tagen hab ich ein echt schlechtes Gewissen bekommen. Ich kenne dich, du bist zwar manchmal eine richtige Tusse und zickig, aber ich weiß auch ganz genau, dass du es niemals wirklich so meinst und so ein gutes Herz hast, dass du niemanden absichtlich verletzen willst. Und ich hab eingesehen, dass du mich mit dem Nein bei meinem Antrag nur davor bewahrt hast, noch mehr verletzt zu werden."

"Inwiefern davor bewahrt, noch mehr verletzt zu werden?", unterbrach Lynn Josh sichtlich verwirrt.

"Mir ist es lieber, die Wahrheit zu hören, anstatt mit einer Lüge vertröstet und später von der Wahrheit überrascht zu werden. Die reine Wahrheit ist zwar im ersten Moment schmerzhafter, aber in weiter Sicht ist sie viel mehr erträglich." Er bedachte Lynn mit einem schwachen Lächeln.

"Ich hatte anfangs vor, dir abends irgendwo aufzulauern und dich zu erschrecken wie ein kleiner Junge. Aber je mehr Tage vergingen, desto klarer sah ich, dass diese Aktion mehr als albern war. Ich sagte, dass ich es dir nicht heimzahlen wollte und dass ich deine Entscheidung akzeptieren würde. Aber er war damit ganz und gar nicht zufrieden. Wenn ihr gesehen hättet, wie wütend er war ... so etwas habe ich noch nie gesehen. Er ist regelrecht ausgerastet, hat rumgeschrien und etwas davon gesagt, dass du es sowasvon verdient hättest, und zwar nicht nur die Angstmacherei, sondern das Schlimmste vom Schlimmsten."

"Wieso triffst du dich mit so einem Bescheuerten?", platzte es aus Lynn heraus. Ich stieß sie an und warf ihr einen Jetzt-lass-ihn-ausreden-Blick zu.

"Genau deswegen hab ich dich angerufen. Ich hab mir Sorgen gemacht und mache mir immer noch Sorgen, dass er es alleine durchziehen will. Dir irgendwo aufzulauern und vielleicht Schlimmeres zu tun, als dich einfach nur zu erschrecken."

"Bist du verrückt? Wieso sagst du uns das und nicht der Polizei oder so? Dieser Typ ist doch krank im Kopf und er soll gefälligst meine beste Freundin in Ruhe lassen!", zischte Lynn ihm leise zu, damit keine anderen Gäste unsere Unterhaltung mitbekamen.

"Ich wollte euch, eher gesagt dich warnen. Ich weiß nicht genau, was er vorhat oder ob er überhaupt etwas vorhat, aber wenn, wird das sicher nicht ungefährlich sein." Josh machte ein ziemlich betroffenes Gesicht.

"Wer war das? Dein Freund, wie heißt er?"

"Ich bin mir nicht sicher, ich glaube ... hm", überlegte er.

Lynn setzte schon zu einer sarkastischen Antwort an, doch ich brachte sie mit einem Blick zum Schweigen.

"Ah, ich weiß es wieder!", sagte er plötzlich.

Lynn und ich sahen ihn gespannt an.

"Luca."

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Ein Silvester-Kapitel

Tut mir leid, dass ihr so lange warten musstet und ich hoffe euch hat das Kapitel gefallen. Die nächsten Kapitel werde ich in einer Lesenacht updaten, ich sag euch noch Bescheid, wann sie stattfindet!

Ich hoffe ihr hattet schöne Weihnachten und ich wünsche euch allen einen Guten Rutsch ins neue Jahr und viel Glück, Erfolg und Liebe in eurem Leben!

Badboys fight betterWhere stories live. Discover now