3. Ein Anruf

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Tyler's P.O.V

Und wieder verging ein weiterer Tag. Wie jeden Abend zog es mich zu der Bar Daisy's - eine kleine, gemütliche Bar. Ich kannte die Besitzerin persönlich und seitdem war ich Stammkunde.

"Hey Tom", grüßte ich den Barkeeper. Wie jeden Abend.

"Mr Reich und Depressiv, freut mich, Sie wiederzusehen", grinste der Barkeeper.

Emotionslos ließ ich mich auf einen Barhocker fallen.

"Das selbe wie jeden Abend?", fragte Tom seufzend. Ich nickte.

Ein paar Sekunden später stellte er mir einen Spezialdrink des Hauses vor die Nase - den Daiquila. Eine Mischung aus Daisy und Tequila. Daisy - die Besitzerin - hatte ihn erfunden und er enthielt viel Tequila, also Daiquila.

"Meinst du nicht, langsam wirst du zum Alkoholiker?"

Wortlos exte ich mein Glas und verlangte ein neues.

"Es ist immer noch wegen ihr, nicht wahr?" Daisy ließ sich neben mich fallen und sah missmutig dabei zu, wie das nächste Glas Alkohol den Weg in meinen Körper fand. Es brannte höllisch in meinem Hals, aber nur so konnte ich es ertragen.

"Es wird niemals weggehen. Du hast dich sogar tätowieren lassen."

Ich hatte ein einziges Tattoo. Ein verschnörkeltes Z genau über meinem Herzen. So war Zoey immer bei mir.

"Was geht es dich an", brummte ich und kippte das dritte Glas weg.

"Jetzt reichts. Tom, nur noch Wasser, verstanden? Wird Zeit, dich mal wieder trocken zu legen", sagte Daisy bestimmend.

"Daisy", knurrte ich warnend.

"Nichts da. Kein Alkohol mehr für dich."

Wie automatisch wanderte meine Hand zu meiner Jackentasche und zog ein Foto hervor. Es hatte ein paar Knicke und war ziemlich abgegriffen, aber sonst vollkommen okay.

Es war ein Bild von Zoey. Sie lachte genau in die Kamera, ihre Haare umspielten ihr Gesicht.

Sie war meins, nur meins, und dann plötzlich ist sie mir durch die Finger geglitten wie Sand.

Flashback

"T-Tyler?", schniefte Zoey. Sofort richtete sich meine ganze Aufmerksamkeit auf mein Handy. Meine Freundin weinte.

"Baby, was ist los? Warum weinst du?", fragte ich sofort besorgt.

"Das fragst du noch. Wie kannst du mir das antun?", schluchzte sie.

"Was?", fragte ich dümmlich.

"Warst du so besoffen, dass du es nicht mal gemerkt hast, dass du eine andere gefickt hast?", weinte sie nun richtig los.

"Prinzessin, ich hab kein anderes Mädchen außer dich berührt, du bist die einzige für mich", beteuerte ich.

"Laber keinen Müll. Ich kann das nicht mehr Tyler, es ist vorbei, verschwinde aus meinem Leben."

Sie hatte aufgelegt. Fassungslos starrte ich auf mein Handy.

Flashback zu Ende

Ich spürte einen Herzstich bei der Erinnerung. Wie oft hatte ich versucht sie anzurufen? Gefühlte tausend Mal, aber nie war sie drangegangen.

Nie hatte ich wirklich verstanden, warum sie gegangen war. Nie.

Verdammt, ich hab sie so geliebt.

Meine Hand um das Glas verkrampfte sich und mein ganzer Körper spannte sich an.

Selbst nach fünf Jahren raubte sie mir jede Nacht den Schlaf und jeden Tag die Luft zum Atmen. Wie war das möglich?

"Denk nicht so viel nach. Irgendwann wirst du dein Glück finden", sagte Tom und schlug mir brüderlich auf die Schulter.

"Ich will mein Glück mit ihr und mit niemandem sonst. Niemand kommt an sie ran, niemand!"

Mitfühlend sah Tom mich an. "Liebe tut weh."

"Ich brauch keine Lebensweisheiten, Tom", schnauzte ich. Ich knallte das Geld für die Drinks auf den Tresen und ging aus der Bar heraus an die frische Luft.

Ich ballte meine Hand zur Faust und schlug kräftig auf die Backsteinmauer ein. Verdammt. Wieso konnte sie nicht bei mir sein?

Mein Handy klingelte und ehe ich wirklich realisierte, was ich da tat, hatte ich abgehoben.

"Jackson", knurrte ich ins Telefon.

"Na das ist ja ein Wunder, dass du an dein Handy gehst", kam es von meinem besten Freund.

"Solltest du nicht lieber deine Frau vögeln gehen?", brummte ich schlecht gelaunt.

Ryan war seit einem Jahr verheiratet, dieser Glückspilz.

"Schon gut, Ty. Schlechter Zeitpunkt?", fragte Ryan.

"Der Zeitpunkt ist immer schlecht", gab ich zurück.

"Wollte fragen, ob du zu uns kommen willst. Männerabend", sagte Ryan euphorisch.

"Muss das sein?" Gequält stöhnte ich auf.

"Ja, es muss sein. Langsam kann ich dein Geheule nicht mehr ertragen, du bist ja schlimmer als ein Kleinkind", eröffnete mir mein bester Freund.

"Na vielen Dank auch."

"In einer halben Stunde bei mir. Und wehe, du wagst es, deinen Arsch nicht hier hinzuschwingen!", drohte er mir.

"Sonst was?", lachte ich auf.

Ryan legte auf und ich steckte mein Handy wieder weg.

Obwohl ich nicht gerade Lust auf einen Männerabend hatte, rief ich mir ein Taxi und gab dem Fahrer Ryan's Adresse. Was tat man nicht alles für seine Freunde.

Wenig später stand ich vor Ryan's Tür und klingelte.

"Hattest wohl doch Angst um deinen Schwanz, was?", empfing mich Ryan grinsend. Ich hielt stark an mir, ihm nicht meinen Faustabdruck für immer ins Gesicht zu gravieren.

"Lass ihn doch erstmal reinkommen!", tönte es von weiter innerhalb der Wohnung.

"Genau. Hör auf deine Frau und lass mich erstmal reinkommen, bevor du meine Faust in deinem Gesicht hast bevor ich über die Türschwelle getreten bin", lächelte ich.

Im Wohnzimmer setzten Ryan und ich uns auf die Couch. Wie immer fragte er mich nach meinem Tag und wie immer antwortete ich knapp.

Dabei fiel mir auf, dass das hier der erste Abend seit langer Zeit war, den ich nicht komplett betrunken allein verbracht hatte.

Nach einer Weile setzte sich Lynn zu uns. Ja, Lynn. Sie und Ryan hatten, nachdem Zoey für den Kurztrip nach Deutschland weggeflogen war, zueinander gefunden und waren nun verheiratet.

Wir redeten über belangloses Zeug, bis Lynn's Handy klingelte. Sie ging dran. "Hallo?"

Ryan und ich sahen sie an.

"Hey, schön mal wieder was von dir zu hören", lächelte sie. Lynn stand auf, warf mir einen kurzen Blick zu und verließ den Raum.

Dieser Blick reichte mir. Ich wusste, wer sich gemeldet hatte.

"Denk nicht an sie", hörte ich Ryan von irgendwo.

"Wie soll ich nicht an sie denken?", stieß ich hervor. Ihre Stimme war so zum Greifen nah und doch unendlich weit weg. Es zerriss mich förmlich.

Als Lynn zurückkam, sah sie mich mit einem zerknirschten Blick an. "Tut mir leid. Ich nehme an, du weißt, wer das war."

Krampfhaft nickte ich. "Sag mir nur eins Lynn. Ist sie glücklich?"

Badboys fight betterUnde poveștirile trăiesc. Descoperă acum