Reflection.

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Seine Aura befiel den Raum und eine Kälte umgab mich. Es war erschreckend wie still es wurde, wenn er zu reden anfing.
Mit glasigen Augen sah ich ihn an. Er schaute mit einem stechenden Blick in mein Gesicht.

"Park, wir sehen uns später." Seine Stimme war rau und sein Tonfall ließ mich abermals erstarren. Sekunden schienen wie Minuten zu vergehen.

Er gab mir ein dreckiges lächeln und wandte mir dann seinen Rücken zu. Mein Herz schien wieder zu schlagen und mein Blut floß wieder durch meinen Körper. Ich atmete wieder in regelmäßigen Abständen und mein Körper entspannte sich.

Es war eine Qual jeden Tag in Angst zu leben. Von allen verabscheut zu werden, die Kommentare, alles kratzte an meiner Seele. Sie schien vor schmerzen zu schreien, doch man sah mir nichts an. Es war wie eine lebende Hülle, mein Körper. Der Leitpunkt meiner ewigen Folter, der schmerzen und negativen Gefühle. Ich fühlte mich wie ein Geist, nicht nach rache suchend, sondern lediglich einer, der nicht loslassen konnte. Mein Leben war eine Qual, somit konnten sich viele denken, ich wäre selbstmordgefährdet und es stimmte. Ich dachte viel über den Tod nach, wie es wäre, nicht mehr atmen zu müssen, alles einfach zu vergessen, die Welt zu vergessen. Doch ich, Park Jimin, traute mich nicht all dies in die Tat umzusetzen. Ich konnte mich nicht überwinden, diesen Schritt zu wagen. Doch ich wünschte mir genau das, den langersehnten Tod.

Yoongi ging geradewegs über die Türschwelle und verschwand. Es war eine Erleichterung, galt für mich als entspannend, doch trotzdessen fühlte ich mich unsicher. War dieses Gefühl für mich schon als Standard anerkannt? Gab es für mich das 'neutrale' fühlen?

Mit einem knall zog die Tür zu und meine Kunstlehrerin kam hinein. Fröhlich wie immer stand Sie an der Tafel, mit einer großen runden Brille und einem gepunkteten Pullover.

"Wir begrüßen uns." Wenn Sie Ihren Mund öffnete, könnte man meinen Sie würde jegliche Worte singen, die Sie sagte. Zusätzlich behandelte Sie uns gerne wie unsere 5 Jahre jüngeren 5. Klässler.

Wir standen von unseren Plätzen auf und begrüßten unsere Lehrerin.
Mit einem Mal stieg der Pegel und alle fingen an miteinander zu reden, außer ich. Ich nahm mein zurzeitiges Kunstprojekt und einen Bleistift aus meinem Etui.
Langsam strich ich mit meinem Stift über das Blatt.

"Jimin..? Ist alles gut?" Miss Kim, der Name unserer Lehrerin, stand neben mir und starrte von oben auf mein Bild hinab. Mit müden Augen sah ich rauf und nickte langsam.

"Möchtest du denn auch.. Einen anderen Stift nehmen?" Wieder nickte ich langsam, Miss Kim meinte es nur gut, doch für mich galt Sie als eine nervige, zurückgebliebene Frau.

"Gut, denn bis jetzt ist alles grau und unser Thema sind die Farben des Regenbogens, vergiss das nicht." Mit einem breiten Grinsen sah Sie in mein Gesicht und nickte kurz. Daraufhin verschwand Sie mit langsamen Schritten, die Hände hinter ihrem Rücken.

Konzentriert sah ich mein Bild an. Es waren kleine Linien in grau die das Blatt von seinem weißen Hintergrund befreite. Es ergab keinen Sinn, nur ein paar Striche, mehr nicht.
Es erinnerte mich an meine Existenz, Sie ergab keinen Sinn und bestand lediglich aus ein paar Strichen. Striche die meine Seele mit Narben verziehrten.
Fest drückte ich den Bleistift in meiner Hand zusammen und zog mehrere Striche durch mein Bild. Anders als die anderen Linien, sind diese viel dunkler und fester im Blatt.
Ich legte den Bleistift zur Seite und sah aus dem Fenster.

Ich sah auf den Schulhof hinab und konnte meinen größten Feind sehen. Ein schauer überkam mich und meine Hände verkrampften. Ich starrte zu ihm runter, wartete auf eine Reaktion. Ich konnte nicht schlucken, ließ meinen Mund offen.
Er schaute zu mir rauf und grinste frech. Etwas drehte sich in meiner Magengrube und sein stechender Blick brannte auf mir.
Seine Freunde waren ebenfalls dabei und wollten verschwinden. Von einer Sekunde zur nächsten machten sie sich aus dem Staub, ebenfalls Yoongi, und verließen das Schulgelände. Das flaue Gefühl was sich in mir breit machte verschwand und abermals beruhigte ich mich.
Schnell schaute ich von dem dreckigen Fenster zur Tafel. Mein Gefühl sagte mir es würde noch schlimmer kommen, als es sowieso schon ist, doch einen weiteren Herzstillstand an diesem Tage, würde ich nicht überleben.

"I'm Different." | yoonminWhere stories live. Discover now