Tag der Decepticons

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So unauffällig wie möglich folgte Phil den Transformern mit Optimus und Skymark durch das hohe Gras. Ein Glück, dass Decepticons keinen Rasen mähten...
Sie gingen auf eine lange Reihe von Decepticons zu, von denen viele jeweils einen knienden Autobot vor sich hatten und mit Waffen auf deren Hinterköpfe zielten. Phils Magen begann sich zu zuziehen, als sein Blick auf sie fiel. Er erkannte Bumblebee, Ratchet, Hive, und sogar Doddle und Hobble. Vor der Reihe stand der Decepticon, der Phil in den Käfig hatte bringen lassen und scheinbar der Anführer war - Mordread - und begutachtete mit kaltem Blick die Neuankömmlinge. Phil hielt sich in deren Schatten, in der Hoffnung, nicht aufzufallen. "Wo ist der Mensch?", fragte der Anführer der Decepticons drohend. Phil hasste seine Stimme.
"Er ist geflohen, Lord Mordread. So ein kleines Insekt lässt sich nicht einfach finden. Doch da wir nicht an Eurem Können zweifeln und Ihr sicher bald die Eltern finden werdet, beschlossen wir, uns nicht unnötig mit der Suche nach einem so unwichtigen Menschen aufzuhalten", antwortete einer der Decepticons, und die Angst in seiner Stimme war nicht zu überhören. Nun ging Mordread noch ein wenig bedrohlicher auf sie zu.
"Dennoch habt ihr ihn verloren und versagt. Ein solcher Fehler ist unverzeihlich. Um eure Bestrafung kümmere ich mich nach der Zeremonie. Stellt euch und die Gefangenen in die Reihe. Das solltet ihr unnützen Metallverschwendungen doch sicher schaffen!"
Die Decepticons nickten ängstlich und bugsierten Optimus und Skymark so schnell wie möglich zu den anderen in der Reihe, wo sie ebenfalls auf die Knie gezwungen wurden. Phil bewegte sich immer in ihrem Schatten mit, leise, aber dennoch flink. Er versuchte, sich vorzustellen, dies alles wäre ein ganz normaler Auftrag, den er mit Lucas zu erledigen hatte. Es funktionierte. Nicht einmal Optimus und Skymark bemerkten ihn. Als alle ihre Plätze eingenommen hatten, ergriff Mordread das Wort.
"Heute ist der Tag der Decepticons!", begann er laut mit seiner gurgelnden Stimme. "Dieser Tag wird glorreich in die Geschichte der Transformer eingehen und unsere Herrschaft einläuten. Viele Jahrtausende kämpfte der große Megatron für dieses Ziel und wurde schließlich von denen, die sich lieber mit dieser niederen Rasse abgeben, anstatt sich um das Überleben ihrer Eigenen zu sorgen, grausam ermordet. Doch an diesem Tag wird sich endlich das Richtige vom Falschen trennen. Jeder Autobot bekommt die Chance auf ein Leben im Dienst der Decepticons - der Transformer - oder wird an Ort und Stelle sterben!"
Jubel brach in der Reihe der Decepticons aus, und Phil setzte für einen Moment das Herz aus. Irgendwie musste er handeln. Er musste doch etwas tun können, um den Autobots wenigstens Zeit zu verschaffen.
"Das werde ich nicht zulassen", sagte Optimus, und eine eisige Wut klang in seiner Stimme mit, die Phil ihm nie zugetraut hätte. Mordread schlenderte auf den Anführer der Autobots zu.
"Eine Waffe ist direkt auf deinen Spark gerichtet und um dich herum sind alle Decepticons bereit, auf mein Signal zu schießen. Was gedenkst du also zu tun?", sagte er mit unüberhörbarer Häme in der Stimme.
"Mordread!"
Phil fuhr erschrocken zusammen. Revolt war aus der Reihe der Decepticons vorgetreten und hatte das Wort ergriffen. "Lass sie am Leben", begann er mit ernster Stimme. Mordreads Blick verdüsterte sich. "Was tust du da, Revolt?", knurrte er. Dieser schien sich davon jedoch zumindest äußerlich nicht beeindrucken zu lassen und fuhr einfach fort. "Wenn wir Phil haben, können wir mit der Matrix Cybertron wieder aufbauen. Die Erde brauchen wir nicht, und die Menschen schon gar nicht. Alles zu zerstören bringt nichts als mehr Tote. Es ist Zeitverschwendung." Mordreads Augen wurden immer enger, während Revolt unbeirrt fortfuhr. "Erinnerst du dich an die Massen, die auf Cybertron ihr Leben lassen mussten? Wir können das alles jetzt endlich hinter uns lassen und ein friedliches Leben aufbauen. Wollen wir das wirklich auf dem Energon und Blut anderer tun?"
Phil war verblüfft. Revolt hatte ihn also doch nicht verraten - zumindest nicht auf die Weise, wie er gedacht hatte. Nervös richtete er seinen Blick auf Mordread. Dieser schien allerdings ganz und gar nicht Revolts Ansichten zu teilen. "Revolt, stell dich zurück in die Reihe und hör auf zu reden", befahl er mit kaum unterdrückter Wut. "Die Menschen haben diesen Krieg auf sich genommen als sie das erst Mal an der Seite der Autobots standen, also haben sie die Rechnung dafür zu bezahlen. Wie viele von unseren haben sie gejagt und getötet?" Revolt schien sich jedoch ebenfalls nicht von seinem Kurs abbringen zu lassen. "Sie wollten ihre Heimat beschützen. Hätten wir nicht dasselbe getan?"
"Die Menschen, die du da gerade verteidigst, haben ein Sprichwort: 'Auge um Auge, Zahn um Zahn'."
"Selbst für die Menschen ist das Sprichwort alt!"
Mordread machte einen bedrohlichen Schritt auf Revolt zu. "Geh zurück auf deinen Platz", sagte er mit einem Unterton, der nichts Gutes erahnen ließ.
"Nein", sagte Revolt jedoch, fast schon flehend. "Du bist mein Bruder, Mordread. Ich lasse dich nicht in demselben Wahnsinn wie Megatron enden!" Ein Raunen ging bei der Erwähnung Megatrons durch die Reihe der Decepticons. Mordread begann, seine Hand gegen eine Waffe zu tauschen und zielte dorthin, wo bei einem Menschen ungefähr das Herz sein müsste. Revolt wich einen Schritt zurück, während Phils Herz wild zu klopfen begann.
"Ich werde nicht zögern, dich zu beseitigen, wenn du nicht zurück in die Reihe trittst. Es ist mir egal, ob du mein Bruder oder ein Minenarbeiter bist." Mordreads Stimme war eiskalt, und sein Blick noch kälter. Revolt ergab sich jedoch noch immer nicht. "Und ich werde nicht zögern, für das zu sterben, was ich als richtig erachte", entgegnete er, wenn auch mit Angst in der Stimme. Phil reichte es. "Halt!", rief er und lief auf Revolt und Mordread zu, bevor darüber nachdenken konnte. Er stellte sich dem feindlichen Anführer entgegen und sah direkt in die rot leuchtenden Augen des Decepticons vor sich, auch wenn sich in ihm alles bei dessen Blick sträubte.
"So erledigen sich die Dinge also von selbst", sagte Mordread nicht ohne eine gewisse Zufriedenheit. "Firelive, schnapp dir den Menschen!" Doch nun trat Revolt wieder vor und verdeckte somit Phil. "Du wirst ihm nichts tun", sagte er bestimmt. Mordread, der noch immer auf Revolt zielte, lächelte kalt. "Sagt wer?" Doch bevor er den tödlichen Schuss abfeuern konnte, wurde er von einem Tumult in der Reihe der Decepticons abgelenkt. Optimus hatte seinen Wächter überwältigt schoss auf Mordread. Dieser wich jedoch gekonnt aus, und in dem darauffolgenden Bruchteil einer Sekunde brach das absolute Chaos aus.
Auch die anderen Autobots befreiten sich und schossen nun auf die überraschten Decepticons. Der Boden vibrierte durch den Kampf und Bündel aus Gras und Erde flogen durch die Luft. Erste Transformer fielen zu Boden, Phil konnte nicht erkennen ob Autobots oder Decepticons. Während Optimus in einen Kampf mit Mordread verwickelt war, transformierte sich Revolt und öffnete für Phil die Tür. "Steig ein!", befahl er, und bevor Phil etwas erwidern konnte, fügte Revolt noch etwas hinzu. "Sofort!" Kurz sah Phil hin und her gerissen von Revolt zu den Autobots, dann tat er wie ihm geheißen und auf der Stelle fuhren sie los. Er wollte sich umdrehen und die Situation hinter ihnen im Auge behalten, wurde jedoch in einer Kurve unsanft gegen die Tür geworfen, Schmerz in seiner Schulter aufflammen lassend. Revolt brachte ihn zurück in die Halle mit den Zellen und ließ Phil wieder aussteigen.
"Bleib hier", befahl er. "Denk nicht daran, woanders hinzugehen! Einen Kampf zwischen Autobots und Decepticons würdest du nicht überleben!" Ohne auf eine Reaktion zu warten, schloss Revolt wieder seine Tür und raste dann davon.
Zurück blieb ein hilfloser Mensch, der sich die schmerzende Schulter massierte, mit einem Hund, der ohne sein Pfeifkommando aus der Zelle gekommen war um ihn zu begrüßen.

Transformers - Matrix [Band 1]Where stories live. Discover now