Tag 53 // Tag 52

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»Nicht übertreiben klingt gut«, stimmte ich zu. Nathalie wurde plötzlich still und sah mich von der Seite an.

»Du trinkst keinen Alkohol mehr, oder?« Ich schüttelte den Kopf.

»Mein Magen ist so empfindlich, dass ich an schlechten Tagen nicht mal Nudeln drin behalten kann. Ich bin nicht so verrückt, um zu testen, ob das mit schalem Bier funktioniert.« Ich wandte mich Nathalie zu und sah, was sie dachte.

»Aber keine Sorge. Ich muss keine krasse Party mehr feiern. Davon hatte ich bisher genug. Ich war schon auf jeder tollen Party, die ich mir nur vorstellen kann. Das steht nicht mehr auf meiner Liste.«

Nach der Mittagspause traf ich auf Kyle. Wir saßen im Kreativen Schreiben nebeneinander. Zwar redeten wir nicht viel, aber auch das Schweigen war angenehm. Ich ging mit Kyle nach der Stunde zu seinem Spind. In meinem Kopf hatte sich eine Idee zusammengebraut, die ich umsetzen wollte.

»Wie war die Mittagspause?«, fragte ich beim Gedanken daran, wie Chloe los gekreischt hatte, um von allen die volle Aufmerksamkeit zu erhalten. Kyle verdrehte die Augen.

»Chloe hat sich einen Nagel abgebrochen, was ja der Weltuntergang schlechthin ist, und Bianca und Jasmin haben darüber gelästert, dass irgendein anderes Mädchen plötzlich die gleiche Jacke trägt. Das geht ja sowas von gar nicht.« Kyle sah mich an und machte die Mädchen nach. »Sie trägt jetzt meine Jacke. Was fällt ihr ein? Sie macht mir alles nach!« Er drehte sich leicht in die andere Richtung, um einen anderen Gesprächsteilnehmer zu mimen. »Aber Bianca, du bist einfach die totale Trendsetterin.« Dazu machte er ihre typische Handbewegung und weil das an ihm einen leicht tuntigen Touch hatte, konnte ich nicht anders und brach in Gelächter aus. Auch Kyle lachte. Langsam beruhigten wir uns wieder und Kyle stützte sich mit seinem Arm auf der Spindtür ab.

»Manchmal ist diese Truppe anstrengend. Ich mein, ich mag sie alle. Wir kennen uns, seit wir auf die Highschool gekommen sind, haben Spiele zusammen gewonnen und Afterpartys organisiert.« Er lächelte mich verkniffen an. »Manchmal hat man aber das Gefühl, es ist alles so ...«

»Leer?«, beendete ich seinen Satz für ihn. Dann nickte ich. »Ich weiß, was du meinst. Sie sind alle viel zu oberflächlich. Es wird über jeden gelästert und irgendwann lernt man, eine Rolle zu spielen, um sich selbst zu schützen.« Kyle schüttelte erschöpft den Kopf. Schließlich räumte er weiter seine Bücher ein.

»Die Jungs aus dem Team sind meine Freunde. Wir sind verschieden und manchmal verstehen wir einander nicht. Aber ich weiß, dass ich mich auf diese Idioten verlassen kann, wenn es hart auf hart kommt.« Resigniert schloss er die Tür. Plötzlich kam mir eine Idee.

»Weißt du, Nathalie gibt heute Abend eine kleine Party. Also eigentlich ist es keine richtige Party, nur ein paar Leute die zusammensitzen und die letzte Zeit des Jahres genießen. Bald wird es alle in die unterschiedlichsten Ecken des Landes verstreuen. Du solltest mitkommen. Einfach, um mal andere Leute kennen zu lernen. Welche, die sich nicht über abgebrochene Nägel beschweren.« Ich grinste Kyle an und er stieß mich leicht gegen die Schulter.

»Warum eigentlich nicht?«

Nach der Schule flitzte ich schnell nach Hause und dann zu Nathalie. Sie öffnete die Tür und zog mich sofort schwungvoll herein.

»Okay, wir haben noch eine Menge zu erledigen«, verkündete sie und klatschte in die Hände. Die nächsten zwei Stunden verbrachten wir also mit Staubsaugen und Dekorieren, während wir lauthals zu Musik aus dem Radio mitsangen. Als alles vorbereitet war, ließen wir uns erschöpft auf die Couch fallen.

»Logan bringt die kleine Blonde mit. Sie heißt übrigens Maya, aber ich finde kleine Blonde besser«, faselte Nat und ich nickte nur lasch. Dann wappnete ich mich, um ihr zu sagen, dass ich blöderweise Kyle eingeladen hatte.

The Bucket ListWo Geschichten leben. Entdecke jetzt