Kapitel 13.

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Ich stand vor dem Spiegel und blickte auf das weiße Kleid, das ich angezogen hatte. Der Oberkörper war mit schwarzen Blumen-Verzierungen bedeckt, weswegen ich mich für schwarze Pumps und eine schwarze Tasche entschieden hatte. Geschminkt war ich sehr dezent und außer meinen schwarzen Ohrsteckern und einem schlichten, schwarzen Armband trug ich keinen Schmuck.

"Hier," erklang James' Stimme hinter mir und ich fuhr erschrocken herum.

Für seine Größe bewegte er sich verdammt leise... Er hielt mir einen Hut hin, der an einer Art Haarreif befestigt war. Einer dieser typischen, britischen Hüte der Adeligen...

Aber naja. Wenn ich Masons Mutter gefallen wollte, schien das wohl Pflicht zu sein. Dankbar nahm ich den Reif und setzte ihn auf, bedacht, meine Frisur nicht kaputt zu machen.

"Okay," sagte ich und griff nach meinem Handy.

Schnell ein Foto gemacht und an Mason mit den Worten Treffe deine Mutter. Sehe ich akzeptabel aus? geschickt und dann konnten wir aufbrechen.

Im Aufzug schaltete ich mein Handy auf lautlos und steckte es in meine Tasche. Dann spielte ich mit dieser herum, bis die Tür aufging und wir zum Wagen liefen. Mein Bodyguard öffnete mir die Tür und setzte sich dann neben mich. Der Chauffeur schien zu wissen, dass wir zum Palast wollten, der er fuhr einfach los.

Fragend blickte ich James an und schluckte.

"Ein paar einfache Regeln," sagte er und holte tief Luft, was mir irgendwie das Gefühl gab, dass es nicht nur ein paar waren, "sprich sie immer nur mit Majestät an, bis sie dir etwas anderes sagt. Schau ihr nicht direkt in die Augen, sondern erst, nachdem du einen Knicks gemacht hast. Erwähne nichts aus deinem Liebesleben mit Prinz Mason und sprich von ihm immer mit 'Seine Hoheit der Prinz'."

Ich nickte und hörte ihm weiter zu, wodurch meine Nervosität etwas sank. Aber kaum hielten wir vor dem Palast, stieg sie wieder.

Zitternd stieg ich aus und strich mein Kleid glatt. Dann blickte ich James an, der mir aufmunternd zunickte, und ging auf den Mann zu, der mich am Eingang erwartete. Er trug einen schwarzen Anzug mit schwarzer Fliege und reichte mir nach einer sehr knappen Verbeugung die Hand.

"Guten Tag, Miss Adams," begrüßte er mich, "mein Name ist Oliver. Ich bin einer der oberen Butler des Palastes. Ihre Majestät Königin Anne hat mich befohlen, dass ich Sie zu ihr bringen soll. Wären Sie soweit oder wollen Sie sich noch einmal die Nase pudern gehen nach der Autofahrt?"

"Nein danke," erwiderte ich und lächelte scheu, "ich denke, ich bin bereit. Wenn ich jetzt noch meine Nase pudern gehen würde, wäre ich so nervös, dass ich eher verschwinde, als zu Ihrer Majestät zu gehen."

Er nickte und bedeutete mir, ihm zu folgen.

Schweigend lief ich hinter ihm her und blickte mich neugierig um. Es gab hier so viele antike Möbel, bedeutende Bilder und Gemälde und alles war prachtvoll und teuer.

Der Butler führte mich einen langen Gang entlang und dann hinaus in den Garten.

Von Weitem entdeckte ich bereits ein paar Gestalten in einer Art Pavillon sitzen und sich unterhalten. Oje... Ich hatte gedacht, ich würde alleine mit ihr sein...

Wir erreichten den Pavillon und Oliver kündigte mich an, ehe er sich umdrehte und davonging. Ich dagegen trat in den Pavillon und machte einen Knicks vor der brünetten Frau, die am anderen Ende des Pavillons saß und mich skeptisch musterte.

Da ich eigentlich schon Masons gesamten Stammbaum nachgeschaut hatte, wusste ich, wie seine Familie aussah. Und außer Königin Anne war niemand hier, der mit ihm verwandt war.

"Guten Tag, Miss Adams," erklang ihre Stimme.

Natürlich hatte ich mir auch den ein oder anderen Auftritt der Familie angeschaut, um ihre Stimmen annähernd gehört zu haben, bevor ich sie traf.

Langsam erhob ich mich und blickte sie an.

Ihre blauen Augen glitten noch einmal prüfend über mich, ehe sie auf den Stuhl zu ihrer Linken zeigte und sagte: "Bitte. Setzen Sie sich doch."

Dann machte sie eine Handbewegung und die Frauen, die ebenfalls hier waren, machten alle einen Knicks und verließen uns dann.

Erstaunt setzte ich mich neben die Königin und überlegte, ob ich ihr die Hand geben sollte oder nicht.

Ja, sollte ich. Denn das war meine Kultur. Man grüßte sich mit einem Handschütteln.

Also hielt ich ihr meine Hand entgegen und lächelte freundlich.

Verblüfft blickte sie erst meine Hand an, dann mir ins Gesicht. Dann lächelte sie leicht und ergriff meine Hand.

Nach einem kurzen Händedruck zog sie ihre Hand zurück und deutete auf die Teetassen vor sich.

"Was für einen Tee würden Sie gerne haben, Miss Adams? Wir haben jede Sorte, die es in England gibt. Und einige indische Sorten."

"Ohne mich jetzt einschmeicheln zu wollen, Majestät," erwiderte ihr ruhig und legte meine Tasche zur Seite, "ich trinke am liebsten schwarzen Tee mit einem kleinen Schuss Milch. Und Ihr dürft mich, wenn Ihr wünscht, Roselyn oder Rose nennen."

Völlig verblüfft blinzelte sie ein paar Mal hintereinander und nickte dann.

Aus dem Nichts erschien plötzlich ein Butler und schenkte uns Tee ein. Dann verschwand er auch wieder so schnell wie er gekommen war.

Ich hob die Tasse an die Lippen und pustete leicht. Dann nippte ich am Tee und schloss zufrieden die Augen. So einen guten Tee hatte ich lange nicht mehr getrunken.

Als ich die Augen öffnete, lächelte die Königin leicht.

"Sie sind Tänzerin, nicht wahr?", fragte sie mich und lehnte sich zurück, "ich habe mir einige Aufnahmen ihrer Wettkämpfe angeschaut, Rose. Sie sind gut. Und das sage ich selten. Allerdings muss ich ehrlich zu ihnen sein, am besten schon am Anfang unseres Gespräches."

Ich stellte die Tasse zur Seite und straffte die Schultern. Okay, ich saß auch so schon sehr gerade, aber ich wollte einfach gewappnet sein, egal für was.

Sie holte tief Luft und sagte dann ernst: "Es ist nichts Persönliches, Roselyn. Aber ich möchte, dass meine Söhne adelige Frauen heiraten. Oder wenigstens Leute, die in unserer Gesellschaft bekannt sind. Und das sind weder ihre Eltern noch Sie. Tut mir Leid."

Ich nickte und spürte, wie mein Hals sich zuknotete. So etwas hatte ich erwartet. Zwar nicht von Anfang an, aber als ich sie dann hier sitzen gesehen hatte mit all ihren Begleiterinnen und Masons Ex-Freundin... Wahrscheinlich sollte er sie heiraten. Seine Mutter würde es schon irgendwie einfädeln können...

"Wie Sie wünschen," erwiderte ich und erhob mich, "war das alles, was Ihre Majestät mit mir besprechen wollte? Dann wünsche ich nämlich eine Erlaubnis, mich entfernen zu dürfen. Am besten ganz aus London und England..."

Sie nickte bloß, woraufhin ich mir meine Tasche nahm, einen Knicks andeutete und floh.Oliver eilte herbei und geleitete mich zurück zu meinem Wagen, wo James mir besorgt die Tür öffnete. Er sagte etwas, doch ich bekam es nicht mit. Mir war es auch egal. Kaum war die Autotür zu und ich saß, riss ich mir den lächerlichen Hut vom Kopf und warf ihn in eine Ecke. Das war ja mal ein Treffen gewesen...


Royal LoveWhere stories live. Discover now