Kapitel 10.

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Ich saß im Zug zu meinen Eltern und las eine Zeitschrift. Seit gestern hatte ich kein Wort mehr mit Mason gewechselt. Er hatte erst geklopft und gesagt, er würde gerne darüber reden, doch ich war stur geblieben.

Dann hatte er mich über Handy angerufen.

Und hatte mir dann eine Nachricht geschrieben, dass er gekocht hätte, ob ich nicht wenigstens zum Essen kommen wollte. Seit dem Mittagessen hatte ich dann nichts gegessen, doch mein Magen hatte gestreikt.

Am frühen Morgen war ich aufgestanden, hatte mit meiner Tasche mein Zimmer verlassen und in der Küche einen Zettel hinterlassen, dass ich zu meinen Eltern fahren würde, um dort nachzudenken. Dann hatte ich das Haus durch die Tiefgarage verlassen und hatte draußen direkt ein Taxi erwischt, das mich zum Bahnhof gefahren hatte. Dort hatte ich mir etwas zu Essen gekauft und war in den Zug gestiegen. Die Fahrkarte hatte ich mir am Abend besorgt.

Jetzt las ich eine Modezeitschrift, die jemand auf einem der Sitze liegengelassen hatte, durch. Es gab schon interessante Dinge in der Modewelt... Aber wirklich konzentrieren konnte ich mich nicht. Seufzend legte ich die Zeitschrift also weg und schaute aus dem Fenster. In dessen Spieglung erkannte ich, dass ich ziemlich tiefe Ringe unter den Augen hatte. Gestern Abend hatte ich vor dem Einschlafen noch etwas geweint und hatte dann kaum geschlafen, da ich Alpträume bekommen hatte.

Ich wusste, dass Mason Recht mit dem hatte, was er gestern gesagt hatte. Aber... Er hätte es einfach anders formulieren sollen, dann hätte ich auch anders reagiert. Außerdem hätte er mir so etwas früher sagen sollen. Dann könnte ich besser planen...

Mein Handy summte und ich schaute hin. Mason. Wenn man vom Teufel sprach... Leicht schmunzelnd griff ich danach und biss mir dann auf die Lippe, den Finger über der "Annehmen"-Taste. Sollte ich jetzt im Zug mit ihm reden? Besser jetzt als gar nicht, oder? Doch bevor ich das Telefonat annehmen konnte, ging die Abteiltür auf und der Schaffner trat herein. "Die Tickets bitte!", sagte er.

Seufzend legte ich mein Handy also zur Seite und suchte mein Ticket heraus. Nachdem er fertig war, hatte Mason natürlich wieder aufgelegt. Aber vielleicht sollte ich wirklich erst einmal darüber nachdenken, ob ich mir eine Beziehung mit einem Prinzen zutraute oder nicht... Immerhin hatte ich doch bisher nur eine Einzige gehabt...

"Na so was!", rief meinte Mutter aus, als sie die Tür öffnete, "das ist ja eine Überraschung! John, komm her!" Lächelnd umarmte ich sie und dann meinen Vater, der aus dem Wohnzimmer kam, und mich freudig anblickte.

"Was führt dich denn hierher?", erkundigte er sich und gemeinsam gingen wir ins Wohnzimmer. Mom huschte sofort in die Küche, wahrscheinlich um zu schauen, ob genug Essen für uns drei da war, ehe sie wieder zu uns kam und wir uns aufs Sofa setzten. "Ist etwas passiert?", erkundigte sich meine Mutter misstrauisch. Ihr fiel immer auf den ersten Blick auf, wenn mir etwas fehlte...

Ich zuckte mit den Schulter, zog die Schuhe aus und zog die Knie an. Dad legte einen Arm um mich und blickte mich forschend an. "Etwas mit deinem neuen Freund?", erkundigte er sich, "ist es dir zu viel, dass er ein Prinz ist? Oder ist es, weil er nichts gesagt hat? Sprich mit uns, Kleines... Vielleicht können deine alten Herrschaften ja helfen."

Schmunzelnd stieß ich ihn an und seufzte dann. "Wir haben uns gestritten," erwiderte ihr ruhig und erzählte ihnen vom Streit und wieso es mich so aufgeregt hatte. Sie verstanden mich natürlich. Immerhin hatten sie mich so erzogen. Und Mom war genauso, wenn ihr etwas nicht gefiel.

"Und du hast seit gestern nicht mehr mit ihm geredet?" Schweigend schüttelte ich den Kopf und beobachtete, wie meine Eltern einen langen Blick wechselten. Dann legte Dad mir eine Hand aufs Knie und meinte: "Weglaufen ist keine Möglichkeit, Kleines. Das weißt du doch. Auch wenn wir uns freuen, dass du hier bist."

Ich nickte leicht und biss mir auf die Unterlippe. "Sprich mit ihm," fügte Mom hinzu, "sag ihm, was du möchtest und was er nicht tun sollte. Das ist besser als alles andere. Und bringt euch viel weiter als Schweigen und streiten. Außerdem wirst du dich dann besser fühlen, Süße."

Nach einem netten Familiennachmittag war ich zurück gefahren. Jetzt schloss ich die Haustür auf und trat vorsichtig ein. Es war bereits elf Uhr, weshalb ich niemanden wecken wollte. Doch wie es aussah war noch jemand wach. Nachdem ich die Tür von innen abgeschlossen hatte, ging ich ins Wohnzimmer, wo Mason auf dem Sofa lag und schlief, ein Medizinbuch in der Hand, die vom Sofa herunter hing.

Sanft lächelnd legte ich meine Tasche zur Seite, zog die Schuhe und die Jacke aus und schlich auf Zehenspitzen zu ihm. Dann nahm ich die Wolldecke, die am Fußende des Sofas lag, und breitete diese über ihm aus. Als ich dann zum Lichtschalter schleichen wollte, hielt Mason mich am Handgelenk fest.

Verblüfft sah ich auf ihn runter und blickte in seine offenen Augen. Ich lächelte ihn an und ging neben dem Sofa in die Hocke. "Ich wollte dich nicht wecken, sorry," wisperte ich und strich ihm über die Wange, "geh ins Bett. Aufräumen kann ich."

Er öffnete den Mund und zog mich dann einfach näher an sich heran, bis sich unsere Lippen trafen.Und damit war der Streit vergessen...



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