Erst jetzt entdeckte ich Dad an der Wand gelehnt stehen und lächelte ihm zu. Doch mein Lächeln verblasste schnell wieder, als ich bemerkte, dass jemand fehlte. "Wo ist Tyler?" fragte ich unsicher und schaute mich um. Ich konnte mich daran erinnern, dass er schon einmal hier war, aber ich wollte unbedingt mit ihm reden. Und mir sicher gehen, dass es ihm gut geht.

Meine Mum nahm auf dem Stuhl neben mir Platz und strich mir eine Haarsträhne aus dem Gesicht. "Ich habe ihm gesagt, dass er nach Hause fahren soll. Er war die ganze Zeit hier und hat kaum geschlafen", seufzte sie und mein Vater nickte. "Er gibt sich die ganze Schuld an dem Unfall", fügte er hinzu und ich biss mir auf die Unterlippe. Wussten meine Eltern, was passiert war? Wussten sie von Tyler's Machenschaften?

"Hat er euch gesagt, was passiert ist?" fragte ich vorsichtig und wusste nicht, was ich von der draufkommenden Antwort halten sollte. Als mein Dad nickte, riss ich erstaunt die Augen auf.

"Schrecklich, dass eine Schießerei ausgerechnet in Chelmsford stattfindet. Damit hätte ich nie gerechtet. Und wenn ich daran denke, was euch beiden hätte passieren können-" Meine Mum hielt sich die Hand vor dem Mund und versuchte, ein Schluchzen zu unterdrücken. Eine Träne rollte über ihre Wange, als sie den Kopf schüttelte. "Oh Faye, wir haben uns solche Sorgen gemacht... Du wärst fast gestorben!", schluchzte sie und konnte weitere Tränen nicht mehr aufhalten. Dad strich ihr beruhigend über den Rücken, während ich nicht wusste, was ich dazu sagen sollte. Einerseits war ich erleichtert, dass sie die Wahrheit nicht wussten und Tyler somit entlastet war. Aber andererseits fühlte ich mich unwohl bei dem Gedanken, dass ich hier im Krankenhaus lag und sie nicht mal wussten, warum. Zudem hatte ich Angst, dass ich irgendwann mal versehentlich etwas ausplaudere und damit die große Bombe platzen lasse. Ich musste mit Tyler reden. Unbedingt.

"Kommt Tyler noch wieder?", fragte ich leise und fühlte mich schlecht, da meine Mum immer noch weinte und ich mich nur um Tyler kümmerte.

"Er wollte in einer Stunde wieder hier sein", sagte mein Vater mit einem Blick auf seine Armbanduhr, bevor er mich nachdenklich musterte.

"Wer war der junge Mann gestern im Wartezimmer?", fragte er mich schließlich und ich runzelte die Stirn. "Welcher junge Mann?" Verwirrt betrachtete ich ihn.

"Er hatte Piercings im Gesicht und überall Tattoos. Ich glaube, er hieß... Lewis oder so ähnlich."

"Louis", verbesserte ich ihn automatisch und fragte mich, was Louis hier im Wartezimmer gemacht hatte. Wenn meine Eltern mit dabei waren, müsste dies während meiner Operation gewesen sein. Mein Herzschlag verschnellerte sich augenblicklich; Hieß das, er war mitgekommen und hatte die ganze Zeit gewartet, bis die Ärzte fertig waren?

"Ja, genau. Woher kennt ihr euch? Er meinte, er hätte dir das Leben gerettet", sagte Dad stirnrunzelnd. Anscheinend wollte er nicht, dass ich etwas mit Leuten wie ihm zutun hatte.

"Er... Er ist ein Freund von einer Freundin", log ich und schaute auf meine Decke, damit sie es nicht bemerkten. Ich wollte sie nicht anlügen, wirklich nicht. Aber es schien mir nicht der richtige Augenblick zu sein, ihnen zu sagen, dass ich ihn in einer dunklen Gasse kennengelernt hatte.

Mein Dad beließ es dabei. Die nächste Zeit redeten wir über belangloses Zeug, wahrscheinlich um meine Mum etwas abzulenken, der der Schock von gestern noch deutlich in den Knochen lag. Als es schließlich an der Tür klopfte und Tyler hereinkam, wurde es augenblicklich still. Mein Dad, der wahrscheinlich wusste, dass wir alleine über Gestern reden wollten, beziehungsweise mussten, überredete meine Mutter dazu, mit ihm in die Cafeteria des Krankenhauses zu gehen und etwas zu essen. Sie ließ sich zwar nur ungern dazu überreden, tat es aber und schließlich fiel die Tür hinter den Beiden ins Schloss und Tyler und ich waren alleine.

Danger ↣ l.tWhere stories live. Discover now