9. Wie jemand eifersüchtig wird

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Als sie sich wieder aufrichtete und ihre Mum sanft anlächelte fühlte ich mich, als wäre ich in einen intimen Moment geplatzt. Mrs. Clark reichte ihrer Tochter ihre Tasche und zog sie nochmal in ihre Arme.

„Wenn etwas sein sollte, ruf mich an Purzelchen", redete sie Amelia ins Gewissen, die brav nickte. Dabei entging mir nicht, dass ihr Blick kurz peinlich berührt zu mir huschte. Als mir ihre Mutter dann auch noch einen Zettel mit ihrer Telefonnummer in die Hand drückte, damit auch ich mich melden konnte sollte etwas mit Amelia sein, war der peinliche Moment für Amy perfekt.

Ehe ihre Mutter noch mehr süße Kosenamen auspacken, oder ihren Beschützerinstinkt heraushängen lassen konnte, griff Amelia auch schon nach ihrer Jacke und zog mich an der Hand aus der Wohnung. Auf der Treppe wäre sie hingefallen, hätte ich nicht ihre Hand gehalten und sie somit stabilisiert, so eilig hatte sie es, von Zuhause weg zu kommen. Erst als wir draußen in der kühlen Nacht standen, atmete sie einmal tief durch. Unauffällig betrachtete ich sie und musste zugeben, dass sie in den einfachen Klamotten dennoch absolut partytauglich aussah.

„Und, bist du bereit für einen Abend im Funky Buddha?", fragte ich sie und wartete, dass sie den Reißverschluss ihrer Jacke endlich zugezogen hatte. Dieser bereitete ihr aber sichtlich Probleme.

Ruckartig hob sie ihren Kopf und ließ Reißverschluss Reißverschluss sein. „Ich geh ganz bestimmt nicht so einen angesagten Promi-Club, um dann da am Ende noch mit dir abgelichtet zu werden. Liebeskummer hin oder her, ich hänge an meinem Privatleben", fuhr sie mich an und verschränkte trotzig die Arme vor der Brust.

Sie wirkte ein wenig wie ein bockbeiniges Kind, aber grade das machte es interessant. Mittlerweile hatte ich mich schon an ihren Dickschädel gewöhnt und lächelte sie unbeeindruckt an. „Wo würdest du denn gerne hingehen?"

Das selbstsichere Lächeln, welches auf meine Worte hin auf Amelias Lippen trat, beunruhigte mich etwas, ich ließ mir aber vorerst nichts anmerken. „Hast du schon mal vom Ronnie Scott's gehört Sängerknabe?"

Ahnungslos schüttelte ich den Kopf und versenke meine Hände in den Jackentaschen. „Nie gehört. Was ist das für ein Club?"

„Ein Jazz Club. Der ist ein absoluter Geheimtipp und ziemlich cool", informierte sie mich mit leuchtenden Augen. Dass sie grade Liams und meinen Plan uns ordentlich zu betrinken umwarf, interessierte herzlich wenig. Aber ich musste zugeben, dass mich der Jazzclub reizte, bis jetzt hatte ich immer ehr angesagte Promiclubs besucht. Mal etwas Anderes auszuprobieren würde bestimmt nicht schaden.

Kurz nickte ich und griff nach meinem Handy. „Ich muss das kurz mit Liam klären, aber ich garantiere für nichts", erklärte ich meiner Begleitung, aber Amelia zuckte nur gelassen mit den Schultern und schlenderte neben mir durch die dunklen Straßen Londons. Es tat gut, dass sie mir soweit vertraute meinen Begleiter zu überzeugen, auch wenn ich daran zweifelte.

Zu meiner Überraschung hatte Liam nichts gegen die Planänderung einzuwenden und erst da merkte ich, dass mein Freund sich gar nicht hemmungslos besaufen wollte. Vielmehr wollte er seine Trennung kompensieren, indem er mir zu einer Beziehung verhalf. Nur bezweifelte ich, dass er diesen Vorsatz auch durchhalten würde, sobald er die ersten Drinks intus hatte.

„Amelia? Wie ist die Adresse von dem Club?"

Auf meine Frage hin sah mich die Brünette belustigt an. „Habt ihr Popsternchen kein Geld für Smartphones oder wisst ihr nicht, wie ihr sie richtig nutzt?"

Das war dann wohl ihre Art mir zu sagen, dass sie die Adresse auch nicht kannte ich doch selber nachschauen sollte.

Am anderen Ende der Leitung erklang Liams raues Lachen und ich verzog leicht das Gesicht, war ja klar, dass er genau das gehört hatte. „Schon gut Haz, ich schau selber nach. Sieh du mal zu, dass dich Badwoman nicht lüncht", scherzte er. Das Wortspiel mit Batman und Badman war mir nicht entgangen, aber ich ignorierte es.

LebenslichtWhere stories live. Discover now