9. Wie jemand eifersüchtig wird

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Mit fliegenden Fingern tippte ich Liam eine Nachricht, dass ich ihn mit Amelia so gegen 21:30 am Funky Buddha treffen würde. Dann atmete ich tief durch und klingelte an ihrer Wohnungstür. Amelia hatte mir vorab erklärt, dass ich eine Seitenstraße einbiegen musste und dort nach einer hässlich zitronengelben Tür Ausschau halten sollte. Ihre Worte, nicht meine.

Ich musste eine Weile warten, bis mir Mrs. Clark öffnete. Zwar lächelte sie mich an, wirkte dabei aber nicht allzu glücklich über mein Erscheinen. Die mittelalte Frau passte perfekt in mein Bild einer strengen Mutter. Nicht unbedingt gluckenhaft, aber mit Regeln, die unumstößlich waren.

Ich setzte mein charmantestes Lächeln auf und ergriff die ausgestreckte Hand von Amelias Mutter. „Mrs. Clark, vielen Dank nochmal für die kompetente Beratung. Meine Freunde sind ganz neidisch auf meinen Plattenspieler", flunkerte ich, ohne rot zu werden.

Die brünette Frau lächelte mich erfreut an und bat mich dann hinein. Hinter ihr stieg ich eine schmale Treppe hinauf zu ihrer Wohnung. Sie war klein, aber fein, wie meine Schwester sagen würde und ich fühlte mich dort auf Anhieb wohl. Überall waren Spuren der Bewohner zu erkennen, ob Macken in den Türrahmen, einen kleinen angemalten Teil an der Tapete oder Kerben im Laminat. Ich liebte es hier, obwohl ich grade erst gekommen war und wahrscheinlich nie wieder in dieser Wohnung sein würde. Hier sah es viel lebendiger aus, als in meiner sterilen Penthousewohnung, wie Gemma es so gerne nannte.

„Wieso sollte ich Amelia erlauben, mit Ihnen auszugehen? Ich weiß nichts über Sie, außer, dass sie Plattenspieler und meine Tochter mögen."

Okay, Amelia hatte ihre direkte Art definitiv von ihrer Mutter geerbt. Kurz wollte ich dem Impuls nachgeben und sie fragen, woher sie glaubte zu wissen, dass ich Amelia mochte, schluckte diese Bemerkung dann aber hinunter. Das würde mich in Sachen feiern gehen nicht weiter bringen.

„Ich könnte Ihnen jetzt erzählen, dass nichts, was in den Medien über mich berichtet wird der Wahrheit entspricht. Ich könnte Ihnen auch versichern, dass ich absolut zuverlässig bin und ich könnte Ihnen die Telefonnummer meiner Mutter geben, damit sie Ihnen erzählen kann, was für ein toller Hecht ich bin. Aber wenn wir ehrlich sind, nichts davon würde sie überzeugen Mrs. Clark. Sie wollen ihre Tochter beschützen und das ist auch Ihr gutes Recht. Wäre Amelia meine Tochter, würde ich es genauso halten. Aber sie ist mittlerweile bestimmt alt genug, um einen Abend auszugehen und Spaß zu haben, ohne dass etwas passiert."

Genau jetzt fiel mir auf, dass ich nicht mal wusste, wie alt Amelia genau war, ein denkbar ungünstiger Zeitpunkt. „Ich verspreche Ihnen, dass ich auf Amelia achten werde, aber Sie sollten ihrer Tochter vertrauen."

Mrs. Adams sah mich ruhig an, während ich sprach und unterbrach mich nicht ein einziges Mal. Ich konnte sehen, wie meine Worte sie ins Wanken brachten. Hatte ich also doch richtig geraten, was den ausgeprägten Beschützerinstinkt anging.

Ganz langsam nickte sie und in dem Moment wusste ich, dass sie Amelia mit mir losziehen lassen würde. Wie aufs Stichwort öffnete sich eine braune Eichentür am anderen Ende des Flurs und Amelia trat aus ihrem Zimmer.

Ich bemühte mich, sie vor ihrer Mutter nicht allzu sehr anzustarren, aber das war wirklich schwer. Anders als viele Celebrities mit denen ich ausgegangen war, war Amelia ehr schlicht gekleidet. Sie hatte eine schwarze Hose zu einer hübschen Bluse kombiniert und versuchte jetzt in ihre Chucks zu schlüpfen.

Automatisch streckte ich einen Arm nach ihr aus, als sie auf einem Bein hüpfend auf uns zu kam und aussah, als würde sie im nächsten Moment den Boden küssen. Amelia lächelte mich dankbar über die Stütze an und kniete sich dann auf den Boden, um ihre Schnürsenkel zu binden. So würde sie immerhin nicht auch noch über diese stolpern können.

LebenslichtWhere stories live. Discover now