7. Wie jemand zum Meisterbäcker wird

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Seufzend sah ich zwischen all den Töpfen, Verpackungen und Küchenutensilien hin und her und versuchte herauszufinden, wie ich diesen blöden Muffinteig ordentlich hinbekam, möglichst ohne jemanden zu vergiften.

Ich wollte unbedingt selber Muffins backen und Amelia so mit etwas Glück beeindrucken. Eigentlich wollte ich ihr das Gebäck schon gestern vorbeibringen, aber ich hatte erst in eine Buchhandlung gehen müssen um nach einem Kochbuch zu suchen. Dann musste ich noch ein Rezept heraussuchen, das nicht zu schwer war, aber auch nicht zu alltäglich. Es sollte schon etwas Besonderes werden. Nach gefühlten Monaten an Recherche hatte ich endlich ein Rezept für Kiwi-Bananen-Muffins gefunden, das durchaus machbar klang, auch für einen Laien wie mich.

Der Einkauf hatte sich allerdings als schwieriger als erwartet herausgestellt, denn zu dieser Jahreszeit gab es kaum reife Kiwis zu kaufen. Erst in einem Obst- und Gemüsefachhandel hatte ich endlich glück. Aber zuhause angekommen war ich so genervt, dass ich beschloss, das Backen auf den morgigen Tag zu verschieben.

Und jetzt stand ich hier und versuchte mir irgendwie einen Überblick zu verschaffen. Hätte ich vorher gewusst, dass Backen so kompliziert war, dann hätte ich wohl einfach Muffins oder Fertigbackmischung gekauft.

Jetzt war ich aber schon so weit gekommen, da wollte ich keinen Rückzieher mehr machen. Der Kampf um die Kiwis sollte schließlich auch zu etwas gut gewesen sein.

Nachdenklich kratzte ich mich am Kopf und zupfte dabei ein paar Haare aus meinem Dutt heraus. Wenn ich nur den geringsten Schimmer hätte, wie ich anfangen sollte, dann wäre mir schon um einiges geholfen.

Unter all den Zutaten war das Kochbuch irgendwo begraben und jetzt musste ich es auch noch suchen. Vielleicht würde da ja stehen, wie ich anfangen sollte. Dafür musste ich aber erstmal alle Zutaten, die ich brauchen würde von der Arbeitsfläche auf die Theke umschichten.

Nachdem mir dabei die Eier davongerollt und auf dem Boden aufgeplatzt waren, segelte auch meine Laune in Richtung Keller. Fluchend wischte ich die Sauerei auf und knallte den Eimatsch in die Mülltonne. Einzig der Gedanke daran, Amy mit gutem Grund wiederzusehen trieb mich dazu an, an meinem Vorhaben festzuhalten.

Ich griff entschlossen nach dem Kochbuch und las mir die Anweisungen durch, wobei ich mich automatisch fragte, was ein Mixer war und ob ich so etwas überhaupt besaß. Kurzerhand griff ich nach meinem Handy, laut den Bildern bei Google war das komische Ding, dass ich zum Ventilator umfunktioniert hatte, ein Mixer.

Nachdem ich ewig nach einer Küchenwage gesucht hatte und diese neben ein paar Löffeln mit komischen Zacken gefunden hatte, stand dem Backen nichts mehr im Weg – dachte ich zumindest.

Die erste Anweisung klang einfach, erwies sich aber als tückischer als gedacht. Die Bananen hatte ich schnell geschält, bei den Kiwis gab es aber ein Problem. Die Schale ließ sich nicht so leicht abziehen und sobald ich etwas mehr davon mit einem Messer gelöst hatte glitschten mir die lästigen, grünen Früchte aus den Händen. Wenn ich denn mal eine fertig geschält hatte, war sie meist so zermatscht, dass ich nur noch froh war, dass das in den Muffins niemandem auffallen würde.

Hoch konzentriert schnitt ich das Obst klein und lauschte nebenbei der Stimme einer Nachrichtensprecherin, die für London Regen ankündigte – was für eine Überraschung. Kurz darauf dröhnte mir Arctic Monkeys Do I Wanna Know entgegen, die Klänge der Musik einer meiner Lieblingsbands entspannten mich zumindest ein wenig. Lächelnd sang ich mit und versuchte, mir nicht in die Finger zu hacken, ich würde bestimmt nicht unter die Meisterbäcker gehen, dabei war ich in meinem Job in Holmes Chapel gar nicht so schlecht gewesen. Nur hatten mich die letzten fünf Jahre Tiefkühlpizza gründlich verdorben.

LebenslichtWhere stories live. Discover now