8.Wie jemand sich einen Rat holt

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„Weg. Genau wie Sophia auch", sprach er mit monotoner Stimme und trank sein Bier in einem Zug aus.

Mit gerunzelter Stirn sah ich Liam an und fragte mich, wie er mir das Verschweigen konnte. Andererseits, ich hatte ihm auch nichts von Amelia erzählt und von meinen Bettgeschichten kannte er auch nur die bekannteren. Liam sah aus wie ein Häufchen Elend, wenn auch nicht so schlimm, wie Louis nach seiner letzten Trennung.

Ich hatte keine Ahnung, was ich jetzt sagen sollte. Schon bei der Trennung von Louis und Eleanor hatten mir die Worte gefehlt und ich war zu Louis Partybegleitung geworden, weil ich ihm nicht anders zu helfen wusste. Das wollte ich bei Liam allerdings vermeiden. Darauf, dass Liam im wahrsten Sinne des Wortes Band-Daddy wurde, konnte ich getrost verzichten und ihm ging es hoffentlich genauso.

Wortlos reichte ich ihm ein neues Bier. Mich interessierte brennend, was passiert war, aber Liam wollte ganz offensichtlich darüber reden, dass machten seine vor der Brust verschränkten Arme und der verschlossene Gesichtsausdruck ziemlich deutlich.

„Und, weshalb bist du wirklich hier Harry? Du bist noch nie einfach nur so vorbeigekommen. Bei dir hat immer alles einen Grund." Liam wechselte das Thema und das nicht mal sonderlich geschickt. Kurz erwog ich, den Themenwechsel abzuschmettern und doch nachzubohren, aber ein Geheimnis war bei Liam so sicher wie in Askaban und es würde mir nichts bringen. Abgesehen davon wollte ich nur ungern in seiner Privatsphäre schnüffeln.

Ich könnte ihm jetzt erzählen, was bei mir in den letzten Tagen los war und das ich für eine junge Frau Himmel und Hölle in Bewegung setzte, um ihr zu gefallen, obwohl ich sie kaum kannte und eigentlich keinen Grund dafür hatte. Ich könnte ihm auch beichten, dass ich bald großer Bruder werden würde, mit 22 war das ja total normal. Keins von beidem fand ich wirklich prickelnd, aber irgendwann musste der Anfang gemacht werden.

Seufzend sah ich Liam an, der wie immer ruhig abwartete. „Ich glaube...also...es könnte sein...Es gibt da jemandem", brachte ich stockend hervor und betrachtete hoch konzentriert meine Bierflasche. Jetzt, wo ich es zum ersten Mal ausgesprochen hatte, merkte ich, dass es stimmen könnte. Amelia war...anders, auf eine positive Art und Weise und irgendwie faszinierte mich das.

Liam fuhr seine übliche Taktik und schwieg. Früher hatte das gereicht, damit ich ihm alles erzählte. Es tat gut, wenn jemand zuhörte. Aber jetzt wusste ich nicht, ob ich mit ihm über Amelia sprechen wollte. Bis jetzt war sie mein kleines Geheimnis und ich hätte nichts dagegen, wenn das weiterhin so bleiben würde.

Ich erwiderte sein Schweigen und beobachtete Loki, der hechelnd seinen Schwanz jagte. Der Ausgewachsene Husky sah dabei so bedröppelt aus, dass ich nur schwer ein Lächeln unterdrücken konnte. Ich beneidete Liam um seinen Hund, ich hätte auch gerne ein Haustier, aber ich fühlte mich nirgendwo zuhause und das Tier würde schneller eingehen als ich Hundezwinger sagen konnte.

„Ist es die, wegen der du schon damals in L.A. so gut drauf warst?", meldete sich Liam nun doch zu Wort. Schwach nickte ich, ich wollte seinen Rat, da war es wenig hilfreich ihn anzulügen oder ihm etwas zu verschweigen.

„Und wieso bist du jetzt bei mir und siehst aus wie zehn Tage Regen, anstatt bei ihr zu sein und sie klar zu machen?" Es war eine einfache Frage, aber sie machte mich unendlich wütend. Ich wusste bis jetzt nicht viel über Amelia, aber ich war mich sicher, dass sie niemand war, den man einfach so klar machen konnte.

„Wenn es so einfach wäre, meinst du ich würde dich an um Hilfe bitten", knurrte ich leise und stellte die leere Flasche klirrend auf den Wohnzimmertisch. Es wurmte mich, dass Amelia mich ganz offensichtlich nicht sonderlich mochte.

Liam neben mir tätschelte beruhigend meine Schulter und nahm noch einen Schluck von seinem dritten – ich war mir nicht mehr sicher – Bier. „Du musst mir schon etwas mehr erzählen, als dass es da ein Mädchen gibt, dass du seit fast drei Monaten anhimmelst, damit ich dir helfen kann", kam es nüchtern von ihm.

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