Laut stöhnte Eve auf und ließ sich dann mit dem Oberkörper zurück in das Bett fallen. Emma war ihre beste Freundin, sie würde es ihr sowieso nicht glauben, wenn sie sie in diesem Punkt anlog. Deshalb beschloss sie ihr ausnahmslos alles zu erzählen, jedoch sprach sie nun ein wenig leiser: „Er ist riesengroß und sein Körper gleicht dem eines Gottes. Total muskulös. Dazu überall diese Tattoos, naja abgesehen von ein paar winzigen Stellen. Er hat dunkles Haar und seine grünen Augen sind echt der Hammer. Um deine Frage zu beantworten, er ist bestimmt mein Untergang", sie seufzte. „Ja, er ist extrem heiß."

„Wer ist heiß?", fragte Daniel laut, hatte jedoch ein Schmunzeln auf den Lippen, das ihr eindeutig klar machte, dass er sehr wohl wusste, worüber sie sprach. Scheinbar war er aus dem Badezimmer getreten, ohne dass sie es bemerkt hatte und sie hoffte inständig, dass er nur den letzten Satz ihres Gespräches mitanhören konnte.

„Der Burrito", log sie halbherzig, wodurch sein Lächeln noch größer wurde.

„Wir haben gar keine Mikrowelle in diesem Zimmer."

„Wie lange stehst du schon hier?", fragte Eve und versuchte dabei ihre Scham zu unterdrücken.

„Ich habe alles gehört, Liebling." Eve drehte sich im Bett herum und presste ihren Kopf in das Kissen. Das Handy hielt sie ans Ohr gedrückt. Am liebsten wäre sie auf der Stelle im Erdboden versunken. Die Wärme schoss ihr ins Gesicht. Sie konnte diesem Mann ganz bestimmt nie wieder in die Augen sehen.

„Liebling?", kreischte Emma so laut, dass es auch Daniel hören konnte, der dadurch sofort zu kichern begann. Ganz toll, ihre Freundin musste noch eins draufsetzen. Er griff nach Eves Hand und nahm ihr das Telefon ab. Anschließend führte er es zu seinem eigenen Ohr und sagte: „Hi, hier spricht Dan. Es tut mir leid dich enttäuschen zu müssen, aber Evelyn hat etwas übertrieben, so toll bin ich nun auch wieder nicht." Zärtlich streichelte er dabei über Eves Rücken und fuhr dann mit den Fingern zwischen ihre Wange und dem Kissen, um ihr Gesicht wieder zu ihm zu drehen. Vielsagend schüttelte er den Kopf und stupste mit der Fingerspitze gegen ihre Nase. Immer noch lächelte er und drückte ihr einen kurzen Kuss auf die Lippen.

Emma schien irgendetwas zu sagen, dass Daniel amüsierte, aber er wandte sich kurz Eve zu und bat sie: „Da steht eine Flasche Wein im Kühlschrank, würdest du die bitte holen?" Etwas unbeholfen stand sie auf und lief zu der kleinen Küchennische, während sich Dan immer noch mit ihrer besten Freundin unterhielt, als würden sie sich schon jahrelang kennen. Er legte das Telefon am Bett ab und drückte auf die Lautsprecher-Taste. Natürlich genau zum ungünstigsten Zeitpunkt. Denn Emma fragte gerade: „Und, wie lange läuft das schon zwischen euch? Hab ich's doch geahnt, dass sie nicht ihr ganzes Leben lang Single bleiben wird."

„Eigentlich läuft das schon seit wir uns kennen", antwortete Dan und Eve schenkte ihm einen ungläubigen Blick. „Wir haben uns bereits im Aufzug geküsst. Aber ich darf mich erst heute so benehmen, als wären wir ein richtiges Paar. Deine beste Freundin steht darauf mich betteln zu lassen." Unfähig etwas zu sagen, setzte sich Evelyn neben ihm aufs Bett und reichte ihm ein volles Weinglas. Ihres behielt sie in der Hand. Als sie auf sein Prosten nicht reagierte, schubste er ihr Glas leicht mit seinem an, dann nahm er lächelnd einen Schluck. Sie trank die Flüssigkeit in einem Zug aus.

„Und Emma, möchtest du mich noch etwas fragen? Jetzt hast du die Möglichkeit. Ich verspreche deine Fragen ehrlicher zu beantworten als Evelyn. So heiß bin ich nämlich wirklich nicht." Wieder lachte er und warf Eve einen Blick zu, der sie abermals erröten ließ, bevor er sich abwandte und Emmas Antwort lauschte. „Ach weißt du was, es gibt etwas viel Wichtigeres als dich zu löchern. Sag meiner besten Freundin, sie soll mir auch ein Kleid mitbringen."

„Mach ich doch glatt. Du bekommst ein besonders schönes Kleid, denn ich werde es persönlich aussuchen. Ich bin eine tolle Shoppingbegleitung. Vielleicht sollte ich meine Berufswahl nochmals überdenken", wieder lachte er.

„Was machst du denn beruflich?", wollte Emma wissen.

„Ich war ein Basketballspieler in der spanischen Nationalmannschaft, aber ich denke, ich hänge meine Karriere nun an den Nagel. Wer möchte nicht gerne mit dreißig in Rente gehen? Außerdem werde ich langsam ohnehin zu alt für den Profisport."

„Warte, was? Daniel? Daniel Keene? Daniel Fire Keene?", kreischte Emma.

„Nenn ihn nicht so." Na großartig, jetzt hatte Eve minutenlang keinen Ton herausgebracht und jetzt war das das erste das ihr einfiel. Auch Dan schien ein wenig verdutzt zu sein.

„Oh mein Gott. Oh. Mein. Gott. Meine beste Freundin hat tatsächlich etwas mit Fire", schrie sie, woraufhin Evelyn nur ungläubig den Kopf schüttelte, was Emma natürlich nicht hören konnte, weswegen die schwärmend weiter sprach: „Du hast recht, er ist wirklich wahnsinnig heiß." Daniel lachte laut.

Eve schlug sich mit der flachen Hand gegen die Stirn und sagte dann: „Emma, ich lege jetzt auf." Ohne eine Antwort abzuwarten beendete sie den Anruf. Konnte dieser Tag denn noch ein wenig peinlicher werden? Jetzt wo sie nicht mehr vollkommen in Trance war, lief sie wieder knallrot an. Daniel kam langsam näher bis seine Lippen auf ihrem Hals lagen. Dort drückte er Küsschen hin. „Mein Gott, Evelyn. Das was du gerade über mich gesagt hast, hat sich so wahnsinnig gut angefühlt", hauchte er gegen ihre Haut, bevor er von ihr abließ und sie liebevoll ansah.

„Das habe ich wirklich gebraucht, Liebling. Ich weiß, dass du dachtest ich sei überheblich. Was nicht zuletzt daran lag, wie ich mich dir gegenüber benommen habe. Daher war das wohl meine eigene Schuld. Trotzdem hatte ich wirklich schreckliche Angst davor, dass du mich gar nicht anziehend findest. Um ehrlich zu sein, war ich ziemlich sicher, dass du mich bei weitem nicht so attraktiv findest, wie ich dich. Mittlerweile bin ich ja daran gewöhnt, dass du mich abblitzen lässt, was es jedoch nicht weniger schmerzhaft macht. Aber jetzt weiß ich, dass es wirklich nur mit deinen Ängsten zu tun hat. Daran werden wir arbeiten, Evelyn. Es wird alles gut werden. Für uns beide. Hörst du?" Er zog ihren Kopf an seine Brust und flüsterte ein „Danke".

Eve konnte es nicht glauben. Dieser Mann war bei weitem nicht so selbstsicher, wie es den Anschein machte. Wieder setzte sie einen Punkt mehr auf ihre persönliche To-Do Liste. Ab sofort würde sie ihm mehr Komplimente machen.

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