7. Wie jemand zum Meisterbäcker wird

Depuis le début
                                    

Nach einem prüfenden Blick ins Rezept machte ich mich daran Butter, Eier, Zucker, Joghurt, Mehl und Backpulver in eine große Rührschüssel zu geben. Ich stöpselte den Mixer in die Steckdose und schaltete ihn dann direkt volle Pulle an, nur um ihn im nächsten Moment erschrocken wieder auszuschalten. Hustend stand ich in einer riesigen Mehl- und Zuckerwolke und versuchte, nichts von dem lästigen Staub in meine Lungen zu inhalieren.

Hustend und mit schiefgelegtem Kopf betrachtete ich die Sauerei in meiner Küche, langsam wurde mir klar, warum Köche immer Schürzen trugen, meine Klamotten konnte ich nachher ganz bestimmt in die Wäsche geben. Wie ich diesen Haufen an Zutaten in einen Teig verwandeln sollte, war für mich wie ein Buch mit sieben Siegeln. Ich hätte Mum früher besser zuhören sollen, wenn ich ihr mal beim Backen geholfen hatte. Das war ein Ratschlag, den ich meinem Geschwisterchen definitiv geben würde.

Es war immer noch komisch, daran zu denken, dass meine Mum wieder ein Kind erwartete. Vielleicht würde mein Bruder oder meine Schwester später mit meinen eigenen Kindern im Sandkasten spielen, unmöglich war es nicht.

Mutig wie ich war, startete ich direkt mal einen neuen Versuch, den Teig zu vermixen, diesmal nur auf Stufe 1 und nicht auf Stufe 5. Vorsichtig bewegte ich das Gerät in meiner Hand vor und zurück und stellte erfreut fest, dass ich diesmal keine Staubexplosion verursacht hatte. Langsam wurde ich immer mutiger und schaltete den Mixer immer weiter hoch, dabei beobachtete ich, wie die klumpige, staubige Masse langsam immer mehr Ähnlichkeit mit einem Teig annahm. Vielleicht wäre es auch schlauer gewesen, die Zutaten nacheinander miteinander zu vermengen und nicht alle auf einmal, aber hinterher war man ja immer schlauer.

Nachdem endlich alles ohne Klumpen miteinander vermischt war kramte ich einen Löffel heraus und schüttete die Kiwi- und Bananenstückchen auf den Teig. Mit dem Löffel rührte ich das Obst hinein, irgendwie musste ich es ja ordentlich verteilen. Der nächste Schritt im Rezept war, den Teig in Muffinförmchen zu füllen.

„Verdammte Scheiße", fluchend trat ich gegen das Tischbein und verschob meinen Küchentisch so um einige Zentimeter. Wie konnte ich Idiot nur die Muffinförmchen vergessen? Jetzt würde ich nochmal losgehen und welche kaufen müssen, das hieß ein neuer Höllentrip in London.

Genervt raufte ich mir das Haar und zerstörte meinen Dutt somit vollends. Ich betrachtete den Teig und überlegte, wie ich das vermeiden konnte nochmal in die Stadt fahren zu müssen. Da ich mit ziemlicher Sicherheit auch keine Kuchenform hatte, musste ich wohl oder übel in den sauren Apfel beißen und nochmal los. Missmutig schlüpfte ich in meine Schuhe und griff nach meiner Jacke, hielt dann aber inne und grinste. Vielleicht bestand doch noch eine Chance, dass ich nicht nochmal hinaus in den Nieselregen musste.

Schnell griff ich nach meinen Hausschlüsseln und lief beschwingten Schrittes die Treppen hinunter zu meiner Nachbarin Mrs. Huges Sie war eine nette, alte Dame, die mir bereits mehrmals angeboten hatte, mein Pflanzen zu gießen, wenn ich unterwegs war. Nur hatte ich sie bis jetzt immer enttäuschen müssen. Da ich keinen grünen Daumen besaß, hatte ich auf Pflanzen jeglicher Art verzichtet. Bei meinem Talent würde ich sogar eine Kaktee zum Verdorren bringen, oder sie überwässern, wenn das denn möglich war.

Lächelnd klopfte ich nun an die Tür meiner Nachbarin und wartete ab. Schon kurz darauf hörte ich schnelle, leise Tippelschritte und schließlich öffnete sich die Tür. Mrs. Huges lächelte mich an, offensichtlich überrascht über meinen Besuch.

„Harry, was machst du denn hier? Hast du dich etwa ausgesperrt Kindchen?"

Bei dem Wort Kindchen verzog ich automatisch das Gesicht, so nannte mich meine Großmutter auch immer, es war ihr Lieblingskosename für mich, gleich nach Purzelchen. Ich lächelte sie aber weiter an und beugte mich hinunter zu ihrer Katze, Blueberry, und kraulte diese hinter den Ohren.

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