5. Lauter blaue Kamele...

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...die den Schweinchen, den Geißlein und Rotkäppchen ordentlich zu denken geben.

"Maw" macht Schleimly und Anni zieht den grünen Wackelpudding mit den viel zu vielen Zähnen wieder zurück in ihre Arme, nicht ohne nochmal alle mit einem vernichtenden Blick zu bedenken. Die sollen mal lernen sich zu benehmen! Dem armen Kleinen einfach so Angst zu machen. Unerhört!

"Wie könnt ihr Schleimly nur solche Angst einjagen! Schämt euch! Es ist nicht gerade sehr nett jemanden, den man nicht kennt, mit einem Schreien zu begrüßen!" Anni wirkt sehr aufgebracht und Butter macht sich Sorgen, dass sie Anni vielleicht nicht an die Kannibalen verlieren, aber ihre aufgestauten Körperfunktionen, die augenscheinlich die Sauerstoffzufuhr zu ihrem Hirn lahmgelegt haben, sie zum Platzen bringen könnten.

"Wenn ich dich daran erinnern dürfte: Du warst die Erste, die bei seinem Anblick angefangen hat rumzuschreien und jetzt bist du sauer auf uns, nur weil du dem Teil einen Namen gegeben hast", wirft Cosette schnippisch ein und hat auf den Schock ihre innige Beziehung zum Waldboden verloren, ebenso wie Goldie, die noch immer mit einem leichten Rotschimmer um die Nase das Geschehen beobachtet.

"Du darfst mich aber nicht daran erinnern!", antwortet Anni trotzig, auch wenn Cosette keine Frage gestellt hat. Sanft streichelt sie Schleimly, versinkt dabei aber mit der Hand in der gelatineartigen Masse seines Körpers und zieht sie vor Schreck wieder zurück. Dann lugt sie über ihren oberen Brillenrand in die Runde, um zu überprüfen ob irgendjemand ihr Missgeschick mitbekommen hat und muss feststellen, dass sich Moon und Butter wieder atemlos im Dreck wälzen wie Schweine und Cosette, Kim, Goldie und Pichu ein Kichern krampfhaft unterdrücken.

„Ihr seid blöd!", meint Anni verstimmt, stampft mit dem Fuß auf wie ein kleines Kind und schreitet hoheitsvoll und mit Schleim bekleckert durch die kleine Gruppe in den Wald hinein. Alle sehen ihr nach, befinden es aber nicht für nötig Anni vom Gegenteil zu überzeugen, sondern folgen ihr nach einigen atemlosen Sekunden.

Butter und Moon bilden das Schlusslicht der Karawane.

„Guck mal, die schwanken alle wie Kamele", flüstert Moon Butter zu und sie kichert albern.

„Ja, wie blaue Kamele. Mir wird schon schlecht vom Zugucken!", bestätigt Butter Moon und treibt das Bild in ihrer beider Köpfen in eine andere Richtung.

„Blaue Kamele auf See."

„Bei größerem Wellengang kippen die bestimmt um."

„Und dann zappeln sie wie Insekten, die auf ihrem Rücken liegen."

„Und die Höcker sind so labelig, dass sie immer wieder zur Seite kippen."

„Dann liegen sie da erstmal schweratmend auf den Planken, atmen Salzwasser ein und husten und verschlucken sich."

„Sie husten und prusten und blasen die Hütte aus Stroh weg."

„Wohl eher aus Tannenzweigen und Nadeln."

„Okay, aber stell dir mal vor: Statt einem Wolf bläst da so ein blaues Kamel die Hütten weg und fällt immer selbst hinten über, weil es auch im Stehen so schwankt!"

„Oder bei den sieben Geißlein, da muss es seinen Huf hochnehmen und fällt dabei auch in den Dreck. Oder die Szene mit den Backsteinen. Die brauch es gar nicht, man muss das Kamel nur so an den Brunnen stellen, dass die Höcker es in den Brunnen ziehen."

„Bei Rotkäppchen schwankt das Kamel zur Tür von Großmutters Haus rein, legt sich einfach auf die alte Frau drauf, weil es wieder umgekippt ist und dann kommt Rotkäppchen zum Kamel ans Bett, sieht die Höcker und fragt sich, wer denn da unter der Decke liegt."

Unser kleines, feines LochWhere stories live. Discover now