4. Zombies Made in China...

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...mit denen man nicht allzu gut Wiener Walzer tanzen kann und die gerne im gelbgrünen Regen stehen.

Wütend schlägt Anni das hohe Gras zur Seite und wird immer aufgebrachter, je öfter das Gras sie zurückpeitscht und ihr die Haut aufreißt.

"ARRRGH! HÖR AUF, DU BLÖDE WIESE!", macht sie ihrem Ärger Luft. Es fühlt sich an, als würde sie gleich platzen! Und der Druck in ihrem Inneren steigt nur noch an, anstatt weniger zu werden. Ihre Hände hat sie schon die ganze Zeit zu Fäusten geballt und sie prügelt richtiggehend auf das Gras ein. Soll das doch verrecken!

Plötzlich trifft sie auf einen seltsamen Widerstand. Ihr ganzer Körper lehnt sich nach vorne, gegen etwas weiches wie ein Kissen, nur das sie noch Luft bekommt, dann auf einmal gibt es einen schmatzenden Laut und sie stolpert ins Leere, nur ihre Hände bewahren sie vor einem Sturz. Als sie sich wieder aufrichtet, checkt sie ihre Umgebung ab. Vor ihr schauen sie verdutzte 12-Jährige an, eingefroren in ihren Kampfhaltungen, die Hände voller ausgerupfter Haarbüschel und auf Leichen stehend, die Gesichter voller Blutspritzer auf der gelblich-blauen Haut. Aber Anni ist zu wütend um eingeschüchtert zu sein, die Wut klärt ihre Sicht und sie fokussiert ihre blaugrauen Augen auf die Szene vor ihr, die von seltsam grünlichem Licht beleuchtet wird. Sie macht einen Ausfallschritt und steht abwartend vor den Fangirl-Zombies. Sie ist zwar wütend, aber nicht dumm und ein kleiner Kampf kommt ihr gerade recht, um Dampf ablassen zu können. Die Untoten kreischen auch gleich durcheinander und stürzen auf Anni zu, wobei sie sich gegenseitig behindern und sich gegenseitig anfangen die Schädeldecken einzuschlagen - buchstäblich. Ekelhaft graue Gehirnmasse quillt aus den, wie Dosen geöffneten, Köpfen und eine durchsichtige Flüssigkeit tropft zu Boden, in die nach oben geöffnete Schädeldeckel, die da praktischerweise noch immer liegt. Die Zombies, die halb geköpft wurden, laufen trotzdem munter weiter, reißen ihrem Gegenüber ein Auge aus oder greifen einmal beherzt in den schon geöffneten Bauchraum hinein, aus dem der Dickdarm in einer langen Schlange zu Boden baumelt. Teilweise tragen die jungen, verunstalteten und geöffneten Mädchen keine Klamotten mehr, die sie behindern und wenn doch, dann bestehen sie aus mehr Löchern als Stoff, die mit den Löchern in ihren Körpern übereinstimmen und aus denen nicht selten etwas heraushängt oder tropft. Der gesamte Boden ist bedeckt von Körperflüssigkeiten, das Gras ist niedergetrampelt und abgerissene Gliedmaßen und zerrissene Torsi versuchen sich trotz abgetrenntem Kopf mit dem einzigen, halben Bein vorwärtszuschieben, das sie besitzen. Auch der Haufen aus Leichen, den Anni zu Anfang gesehen hat, ist in Bewegung. Zusätzlich zu diesem grausamen und unmenschlichem Massaker vermischen sich die Grunz- und Stöhnlaute der Zombies und hallen mit unnormal viel Echo über die plattgetrampelte Lichtung. Das schlimmste an der ganzen Szene ist aber nicht der Anblick der toten, krabbelnden Gestalten, sondern der Geruch. Es stinkt penetrant nach verfaultem Fleisch, nach stehengelassenem Urin und der charakteristische Eisengeruch von Blut liegt in der Luft, allerdings riecht es eher, als sei das Eisen verrottet. Kein einziges Lüftchen regt sich, der Gestank legt sich schwer über den Kampfschauplatz und lässt Anni nur flach atmen.

Trotz der erbitterten Kämpfe unter sich selbst, branden die Angreifer schnell und gewaltig wie eine Welle in Annis Richtung, deren Wut von dem Adrenalin in ihren Adern verdrängt wurde. Sie macht ganz gewiss nicht den Fehler, die Konzentration zu verlieren, auch wenn sie fast kotzen muss, wenn sie sich ihre Umgebung nochmal in Erinnerung ruft. Hinfallen sollte sie auf jeden Fall vermeiden. Obwohl - dann können sie ihre Angreifer nicht greifen. Mit einer, für ihre Verhältnisse, eleganten Rückwärtsrolle weicht sie weiter nach hinten zurück, weg von dem Gestank ihrer nahenden Angreifer. Als sie Sekunden später wieder steht, schwankt die Welt um sie herum und ein scharfer, beißender und brennender Geschmack steigt von ihrem Magen auf, klettert ihre Speiseröhre nach oben und sammelt sich in ihrer Mundhöhle. 'Oh, bitte nicht', ist das einzige, was sie noch denken kann, bevor sie ihren sehr voluminösen Mageninhalt auf die Zombie-Mädchen in der ersten Reihe regnen lässt.

Unser kleines, feines LochWhere stories live. Discover now