Unser kleines, feines Loch

2. Viele kleine Kannibalen...

...und ein noch viel kleineres, grünes, schleimiges, maw'ndes, buchfressendes Monster.

"Was ist denn mit Moon los?", fragt Cosette Butter und Anni, als die beiden wieder zurückkommen. "Die hat sich gerade eben, vollkommen rot im Gesicht und geistig abwesend, auf ihren Sitzsack gepflanzt, nicht auf meine Frage reagiert und ist dann in einen Korridor verschwunden."

Die beiden tauschen einen ratlosen Blick aus. "Keine Ahnung, die hat mich erst mit Büchern beworfen und wollte nicht sagen warum, dann hat sich das ganze als Missverständnis rausgestellt und sie ist abgerauscht, weil es ihr anscheinend peinlich war", erklärt Butter nach kurzer Zeit.

"Wir können uns da auch keinen Reim drauf machen. Sie ist heute sowieso irgendwie seltsam", fügt Anni noch hinzu, bevor ratloses Schweigen zwischen den dreien entsteht. Jedenfalls ein solches Schweigen, das inmitten von hunderttausenden anderen Menschen entstehen kann.

"Also, eigentlich ist sie nicht seltsam", fängt Cosette leise an. "Zu Anni war sie genauso angepisst wie immer, wenn man sie aus ihrer Geschichte rausholt. Aber dass sie dich mit Büchern abgeworfen haben soll, das kann ich mir nicht wirklich vorstellen... Ihr seid doch sonst immer so dicke." Sie schaut Butter zweifelnd und mit einem kleinen, sadistischen Lächeln auf den Lippen an.

"Glaub mir, ich blick da auch nicht durch... Sie hat gesagt, ich hätte unsere Werte verraten, dabei kann ich mich nicht mal erinnern, dass wir irgendwann mal so eine Liste aufgestellt haben." Butter zwirbelt an ihren Haaren rum und starrt denkend in die Luft.

"Moon war, so scheint es, felsenfest davon überzeugt, Butter gesehen zu haben, wie sie eine Harry Styles Fanfiction gelesen hat. Wahrscheinlich war es eine Verwechslung oder sie hat sich wirklich Dummeritis eingefangen...", erklärt Anni für Cosette die Situation, die noch immer zweifelnd zwischen den beiden hin und her schaut.

"Vielleicht hat sie-", setzt Cosette voller Begeisterung an und will Anni ihre Theorie unterbreiten, da wird sie von Butter unterbrochen.

"Leute, muss das sein? Ich will nicht über Moon sprechen. Das weckt die Schmerzen." Bezeichnend streicht sie sich über den Kopf und mustert dabei die Gesichter ihrer beiden Gesprächspartner, auf der Suche nach Bestätigung, findet aber keine. "Toll. Ganz toll, ehrlich. Ich geh mir ein Buch holen. Denkt euch von mir aus Verschwörungstheorien aus." Mit schnellen Schritten entfernt sie sich von den beiden, die schon anfangen darüber zu diskutieren, warum Moon heute so schlecht drauf ist. Eine leise Melodie vor sich her summend, hält sie sich die Ohren zu - rein aus Vorsicht, wie sich versteht. Wer weiß, was die beiden da ausbrüten.

"Die hat sich mit vollkommener Sicherheit ein paar heftige Einfältigkeits-Halluzinationen eingefangen und deswegen Butterbambus da stehen und lesen sehen! Deshalb war sie dann auch auf einmal so extrem angepisst, da kamen bestimmt auch noch die Begriffsstutzigkeits-Röteln dazu, die haben ihrem rationalem Denken dann endgültig den Rest gegeben!", fängt Anni auch direkt an, noch bevor Butter sich abwendet und spannt sich in freudiger Erwartung von Cosettes Theorie an. Ihre Verschwörungstheorien sind immer die besten.

"Ich glaube ja eher, dass sie einen unterbewussten Groll auf Butter hegt. Ihr liegt doch so extrem viel an ihrer Individualität, da kann sie eine solche Ähnlichkeit einfach nicht ab. Sie hasst Butter dafür, dass sie ihr so ähnlich ist und es macht ihr Angst, also sucht sie nach Unterschieden und regt sich da so extrem drüber auf." Cosette starrt denkend auf den zugeklappten Laptop, den Moon auf dem Glastisch abgestellt hat.

Anni schaut Cosette ungläubig an. "Das glaubst du doch selbst nicht wirklich, oder?! Sag mir bitte, dass du das nicht glaubst!" Jetzt zittert ihr Körper aus Panik. Wenn sie das glaubt, dann ist sie nicht die echte Cosette, dann müssen sich Aliens ihres Körpers bemächtigt haben, um die Erde zu unterwerfen!