♯Cнαpтer 31 ~ I Doɴ'т Wαɴт To Dιe So Yoυɴɢ.

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Glimmer atmete ein paar Mal tief durch.

Noch immer zitterte sie am ganzen Körper. Sie war sich sicher, kreideweiß im Gesicht zu sein; dass ihre Wimperntusche verschmiert war; dass heiße Tränen ihr die Kehle hochstiegen, ihr die Atemwege versperrten ... doch zum ersten Mal war ihr ihr Aussehen egal. Sie fühlte sich grauenhaft. Von innen nach außen gekehrt. Die Schmerzen, die sie in ihren Erinnerungen durchlitten hatte, fühlte sie selbst in der Gegenwart noch in ihrem Körper wüten. Alles war falsch, alles war verdreht, und doch war es genau an dem Platz, wo es sein musste.

Glimmer schluckte schwer, verdrängte die Gedanken an schimmernde Silbermünzen, schäbige Hotelzimmer und blaue Flecken, und stürzte mit bebender Unterlippe den Rest ihres Cocktails hinunter.

Die zuckersüße Flüssigkeit half nicht mal annähernd, sie etwas zu beruhigen. Nein, viel eher vernebelte sie ihren Kopf noch zusätzlich, bis sich ein stechender Schmerz zwischen ihren Schläfen eingenistet hatte.

Glimmer seufzte ungehalten. Verdammte Süßdrinks.

»Ist alles in Ordnung?«, fragte Thor leise, und griff nach ihrem Arm, als sie gerade drohte, vom Barhocker zu kippen.

Glimmer sah auf. Auch Thor schien mitgenommen. Als wäre er ebenfalls von seinen Erinnerungen überwältigt worden, so bleich, wie sein Gesicht war, und so groß und leer, wie seine Pupillen wirkten. Andererseits hatte er vielleicht einfach nur zu viel getrunken. Oder er nahm Drogen. Aber das war dann doch eher unwahrscheinlich, oder?

Du machst dir viel zu viele Gedanken. Hör auf damit, befahl ihr Unterbewusstsein und Glimmer räusperte sich vernehmlich.

Wegen all der sinnlosen Fragen, die in ihrem Kopf herumspukten, hatte sie ganz vergessen, dass sie inzwischen in den Armen des Mannes lag, der sie heute Vormittag fast gefoltert hätte.

Mann, hab ich ein Händchen für Kerle, dachte sie spöttisch.

Obwohl ... er hatte sich doch bei ihr entschuldigt, oder? War jetzt also alles wieder ... cool zwischen ihnen?

Was denkst du nur für eine Scheiße, bemerkte Glimmers Unterbewusstsein trocken und sie schüttelte - langsam angekotzt von sich selbst - den Kopf.

»Geht schon, danke«, meinte sie und wand sich aus seinem Griff, woraufhin er hastig den Arm wegzog. Peinlich berührt saßen sie nebeneinander und trauten sich kaum zu sprechen.

»Ich werde dann mal ...«, meinte der Friedenswächter nach einer Weile, als das einvernehmliche Schweigen beinahe schon angenehm geworden war, und machte Anstalten, sich zu erheben. Doch vier einzelne Wörter, die aus Glimmers Mund sprudelten, bevor sie sie zurückhalten konnte; bevor sie überhaupt wusste, was sie da sagte, hielten ihn zurück.

»Ich hasse dich nicht.«

Er sah auf, ihre Blicke trafen sich.

»Solltest du vielleicht«, meinte er, und gab dem Barkeeper zu verstehen, ihm noch einen Drink auszuschenken. Glimmer biss sich auf die Lippe, bevor sie ebenfalls den Blick auf den Barkeeper richtete. »Ich nehme auch einen.«

Der Mann nickte knapp, und machte sich dann daran, Flaschen unter der Theke hervorzukramen.

Glimmer wandte sich wieder an Thor, der nachdenklich in die Tiefen seines leeren Glases starrte.

Allmählich fühlte sie sich besser. Das Zittern hörte langsam aber sicher auf, und auch ihr Blick fokussierte sich wieder. Bis auf das Stechen in ihrem Schädel war alles wieder normal. Für den Moment. Bis die Erinnerungen erneut über ihr zusammenbrachen. Glimmer schüttelte den Kopf, um jenen deprimierenden Gedanken zu verscheuchen.

born to die ✘ the hunger games [1]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt