Andre (X)

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Elvira. Elvira. Elvira.

Mein Blick liegt ausschließlich auf ihrem Gesicht, weicht keine Sekunde von ihr ab. Große mit Tränen gefüllte Augen, die mich anbetteln und mich bitten aufzuhören, die ich jedoch ignoriere. Ich darf mich nicht von ihrer Art beeinflussen lassen. Sie hat meine Schwäche zu oft ausgenutzt. Dieses Mal wird es nicht funktionieren. Elviras Schreie, die mir bis ins Knochenmark gehen, zerbrechen mich. Sie hat Angst vor mir und ruft nach Hilfe, möchte entkommen. Elvira möchte sich von mir trennen, aber leider kann ich es nicht erlauben.

Das scharfe Messer, das ich versuche, wieder und wieder in ihre Brust zu stoßen, wird von ihr gut abgehalten. Sie zeigt Stärke, die sie sonst nie zeigt. Meistens hat sie geweint und geschrien. Wenigstens haben wir viele ruhige Momente in unserer Beziehung gehabt. Doch jetzt... ändert sich alles. Ich lerne eine neue Seite von ihr kennen... Die kraftvolle, lebenswillige Elvira, die bis zum Ende kämpft.
Diese Liebe zwischen uns ist atemberaubend und spannend. Genau das, was ich will und brauche.

,,Warum?", flüstere ich, aber sie schreit weiter und möchte mich nicht anhören. Warum will sie mich nicht? Die ganze Zeit... Sie hat mir etwas vorgespielt und will mich nun verletzen und mir meine Energie entziehen, mich knallhart töten. Ich schlucke. Sie will Blut sehen... und ich ebenfalls. Wenn ich sie nicht haben darf, dann darf es niemand. Diese Regel gilt zu jeder Zeit. Sie gehört mir, ob sie will oder nicht. Es gibt kein Zurück mehr. Sie muss sterben, wenn sie kein Verlangen hat, bei mir zu sein und mit mir zusammen zu leben.

Ich merke, dass sie immer schwächer wird und nicht mehr genug Kraft hat, um das Messer von ihrem Körper zu schieben. Das ist meine Chance. Ich drücke das Messer runter, sehe, wie es immer näher an ihren Körper gelangt und sich durch sie bohren möchte. Ihr Herz brechen, sie in einer Blutlache sehen. Sie komplett für andere Menschen unerreichbar machen. Niemand darf sie haben und dieses Vorhaben muss ich gerade in die Tat umsetzen. Das ist mein Ziel.

Als ich das Messer zurückziehe, um es danach in ihr Herz zu stechen, spüre ich einen Stich. Ich halte mitten in der Bewegung inne, suche in ihrem Blick nach einer Antwort, aber sogar sie scheint irritiert von meinem Verhalten zu sein. Fragend runzle ich meine Stirn und ziehe meine Augenbrauen zusammen. Was ist das für ein genüsslicher Druck, der mir einen Schreck in meinem Körper verursacht?
Ich wende meinen Blick von ihr ab, schaue auf meinen eigenen Leib.

Blut. Blut. Blut. Eine dunkelrote Flüssigkeit seitlich an meinem Bauch. Starke Gefühle strömen durch meinen Körper. Erschrocken schnappe ich Luft, so viel, wie es geht, und schüttle meinen Kopf. Ich denke nicht mehr nach, vergesse, was um mich herum geschieht. Ein ertragbares Leid. Sie ist mein Mittelpunkt in meiner Welt. Ich muss mich beeilen. Sie muss sterben, sonst habe ich keine Chance mehr. Mit einer schnellen Bewegung mache ich das, was ich tun muss, um das Problem zu lösen. Leider werde ich von vielen und kräftigen Armen gepackt und von ihr entfernt. Als ob ich ein Schwerverbrecher oder ein Tier wäre... Sie lassen mich einfach nicht los. Voller Panik schlage ich auf die mit Uniformen bekleideten Männer ein, die mich jedoch schnell im Griff haben und mir Handschellen hinter dem Rücken anbringen. Ich verstumme und schweige. Ich lasse meine angestaute Wut und Trauer hinaus, indem ich die Luft ausatme. Ich habe es nicht geschafft. Ich habe verloren. Sie nehmen mir Elvira weg. Meine Elvira... Die wichtigste Person in meinem Leben. Mein Licht, mein Engel...

Plötzlich entweicht mir ein grässlicher Ton. Ich lache. Meine Seele zerfrisst sich, möchte am liebsten sterben. Ich kann ohne Elvira nicht und dieser Moment bringt mich einfach zum Lachen. Sie ist die Liebe meines Lebens. Die einzige Frau für mich, die mein Herz zum Schlagen bringt und mich versteht. Warum? Warum tut sie mir das an? Wo ist Gott, wenn man ihn mal braucht? Warum hilft er mir nicht?

Ich sehe Elvira an, die von anderen Männern betatscht wird. Ekel strömt durch meinen Körper. Ich möchte diese Menschen töten, da sie meinen Besitz angefasst haben, ohne meine verdammte Erlaubnis. Ich lache nicht mehr; ich schaue alle eiskalt und mörderisch an. Wenn ich diese Leute in den Händen habe, werde ich sie zerstückeln und vernichten. Sie werden es bereuen... Alle werden es bereuen. Jeder einzelne...

Man bringt meine weinende Elvira weg. Die Polizisten, die mich gefesselt haben, ziehen mich in die entgegengesetzte Richtung und entfernen mich von ihr. Die Distanz wird immer größer. Ich muss diese Möglichkeit nutzen. Vielleicht gibt es noch eine Chance zwischen uns? Ich muss es versuchen.
,,Elvira, ich liebe dich. Vergiss nicht, dass ich dich liebe." Ich schreie. Sie hört die Sätze und verzieht ihr Gesicht. Sie hat mich gehört und bricht nun komplett zusammen. Sie liebt mich. Sie liebt mich. Das ist der Beweis.

Diese Situation kann doch nicht in Wirklichkeit stattfinden. Wer hat die Polizei informiert? Bestimmt diese dummen Nachbarn. Wie können Sie es wagen, die Polizei zu rufen? Diese Köter... Mein Kiefer spannt sich an. Ich werde wieder wütend.

Sie bringen mich in den Wagen, zuvor hat man mich so gut wie möglich verarztet, um die Blutung zu stoppen. Währenddessen betrachte ich sie zum letzten Mal, wie sie auf dem Boden sitzt und von den Helfern beruhigt wird, aber es scheint nichts zu helfen. Es wird immer schlimmer. Sie braucht mich jetzt. Versteht es keiner?
Nun muss ich in den Knast. Ich nehme ihre Schönheit auf. Es wird eine lange Zeit sein... einsam und verlassen. Das Schlimmste, was mir passieren konnte. Diese Trennung kann ich einfach nicht verkraften. Wie soll ich das überleben? Sollte ich mich umbringen? Es gibt so viele Möglichkeiten, mir das Leben zu nehmen... Ohne sie kann ich nicht leben. Ich will weinen, aber ich kann es nicht.
Ich habe sie doch nur geliebt... Ist das ein Fehler gewesen? Nein. Ich bereue nichts. Ich werde nie etwas bereuen. Ich habe alles für uns gemacht. Nur für uns.

,,Dieses Arschloch...", höre ich eine weibliche Stimme sagen. ,,Wie konnte er nur so etwas machen?", höre ich einen Mann sagen. Und dann kommen weitere Flüche und Beleidigungen hinzu. Sie wünschen mir alle den Tod. Ich grinse dreckig. Ich wünsche all diesen Menschen einen kalten und schmerzhaften Tod. Die Hölle wartet schon auf diese Mistkerle. Sie haben es alle verdient, zu verbrennen und zu verrotten.

Meine Gedanken kehren wieder zu Elvira. Meine schöne und unbeschreibliche Blume. Mein Engel. Meine würdige Gefährtin. Mein Gegenpart. Mein Sonnenschein.

Ich habe sie ganz anders eingeschätzt. Ich habe gedacht, dass wir immer zusammen bleiben werden, dass ich sie kontrollieren kann und sie nichts sagen wird... nur gehorchen, aber um ehrlich zu sein, mag ich diese neue Situation. Sie ist ganz anders und das gefällt mir. Elvira ist wahrlich besonders. Sie überrascht mich ständig.

Ich lächele breit. So sollte es zwar nicht enden, aber ich kann es jetzt nicht mehr ändern. Eine Flucht ist unmöglich. Die Wachen würden mich sofort erschießen und das kann ich nicht riskieren. Sie hat nicht gewonnen. Das Spiel ist gerade im Höhepunkt... Jetzt fehlt nur das Ende. Noch habe ich einen Plan B...

UnheilWo Geschichten leben. Entdecke jetzt