„Wurdest du schon einmal gemalt Kyungsoo?"

Die Frage kam ein wenig überraschend. „Ja, wieso?"

Er dachte kurz nach, ohne aufzublicken. „Wie fühlt sich das an? Vor der Staffelei zu stehen und nicht dahinter?"

Kyungsoo schob seine Dokumente zusammen, Jongdae hatte sich entschieden, welche Gemälde er ausstellen wollte und Kyungsoo hatte sich deren Maße aufgeschrieben. „Es ist ein wenig wie gefilmt werden, man fühlt sich etwas ausgeliefert, weil man nichts tun kann."

„Magst du es? Gemalt zu werden?"

„Ich finde es nicht abstoßend oder so, aber ich könnte mir nicht vorstellen, es täglich zu tun."

Jongdae nickte langsam. „Verstehe."

„Wieso fragst du?"

„Es interessiert mich."

„Willst du selbst mal gemalt werden?", fragte Kyungsoo weiter.

„Nicht wirklich."

„Und ein Selbstportrait? So etwas macht sich immer gut in Ausstellungen."

Jongdae schüttelte den Kopf. „Mich selbst will ich unter keinen Umständen malen."

Kyungsoo war ein wenig erstaunt über seine vehemente Ablehnung. „Wieso?"

Ein paar Meter entfernt, ließ Baekhyun ein lautes Gähnen hören. Weil die Lautstärke soweit aufgedreht war und die Musik seinen Kopfhörern entwich, wusste Kyungsoo, dass er sich seit zwei Uhr mittags, dasselbe Lied anhörte. Dieses Mal zumindest keines von Luhan.

„Ich denke ich würde mich ähnlich fühlen, wie du gerade beschrieben hast."

„Ausgeliefert?", lachte Kyungsoo. „Aber du führst doch den Pinsel an."

Er zuckte die Achseln. „Ich versuche so objektiv wie möglich zu sein, daher wäre ich auch ein schrecklicher Straßenkünstler, denn ich würde die Menschen so abbilden wie sie sind. Unabhängig ob sie sich dabei wohlfühlen."

„Das wäre wirklich nicht der richtige Beruf für dich. Menschen werden so schnell wütend, wenn ihnen ein Bild von sich nicht gefällt, dabei können die Künstler meistens nichts dafür. Aber wer gibt schon gerne zu, dass er blöd aussah und nicht der Künstler blöd gemalt hat?"

Jongdae strich sich die Haare aus den Augen. „Du verstehst solche Dinge wirklich gut. Hast du dir je überlegt selbst zu malen?"

Kyungsoo verneinte ehrlich. Er hatte nie daran gedacht und fand auch kein Interesse darin, er war zufrieden mit seiner Arbeit.

„Wieso malst du eigentlich immer nur Jongin?" Es war etwas, das Kyungsoo schon seit längerem auf dem Herzen lag. „Du malst auch nur Porträts, nie Landschaftsgemälde."

„Vielleicht kann ich ja nur Porträts malen?"

Kyungsoo schüttelte den Kopf. „Du malst wunderschöne Hintergründe, aber du stellst immer Jongin in den Vordergrund. Die meisten Leute bemerken gar nicht wie schön die Landschaften in deinen Gemälden sind, weil sie sie gar nicht wirklich wahrnehmen."

„Ich mag es Jongin in Szene zu setzen."

„Wieso?"

Jongdae zögerte dann entschied er sich doch zu reden. „Ich mag es lebende Dinge darzustellen. Fühlende Dinge. Die Natur ist schön und gut, aber Menschen sind einzigartig und auf ihre ganz eigene Art wunderschön." Er lächelte still in sich hinein. „Vor allem Jongin. Ich habe noch nie eine Person gesehen, die so sehr fühlt wie Jongin. Er hat jedes Mal eine neue Empfindung vorzuweisen, einen neuen Gesichtsausdruck, eine andere Ausstrahlung. Das ist es, was ich malen möchte. Laute Dinge, ergreifende Dinge. Leblose oder stille Dinge packen mich nicht."

Blüten so kalt wie SchneeWhere stories live. Discover now