Kapitel 27

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"Verdammt Lea, er ist nicht dein leiblicher Vater." Erst nach einer Minute stillschweigen wurde mir klar, was dieser Satz bedeutete.

Er ist nicht mein Vater.
Ich komme nicht von ihm.
Sondern von... einem... anderen Man. Einem Unbekannten Man.

Ich konnte nicht sprechen, nicht glauben, was ich hörte. Nichts.
Ich fühlte mich taub und leer. Dumpf. Meine Umgebung verschwamm allmählich und ich fühlte mich, wie vor den Kopf gestoßen.
Leicht verletzt. Diese Tatsache warf mich förmlich um. Ich fühlte mich hier falsch und hintergangen.
Selbst, nachdem er mir das alles angetan hatte... Er war schließlich immer noch ein kleines 'bisschen' mein 'Vater'...

"Du fragtest damals immer, warum du gar nicht aussiehst, wie Martin. Was hätte ich denn einem fast dreijährigen Kind sagen sollen? 'Ja, sorry das ich dich enttäuschen muss, aber das ist nicht dein richtiger Vater. Du wurdest in einem Spender Rahmen gesammelt und ich habe dich bei dem 13. Versuch bekommen.' Wie sollte ich das einem kleinen Kind erzählen?!"

Ich blickte sie entsetzt an.
"Wie konntest du mir das nicht früher sagen? Vielleicht mal anrufen? Du hättest es mir auch als wir bei dir waren, sagen können!"

"Nein eben nicht Tochter. Ich musste warten, bis die Zeit reif war. Bis du Reif genug warst. Ich musste mich vergewissern." Zischte sie.
"Willst du mir noch etwas sagen?!"
"Oh. Ähm... lass mich kurz überlegen. Nein." Sie lachte böse und funkelte mich an.

"Auf Wiedersehen Lea."
Ich drehte mich um und ging zu Julien.
Er legte seine Hand auf meine Schulter und ging mit mir Richtung Ausgang.

Mein Schädel fühlte sich taub an. Ich nahm nur noch verschwommen meine Umgebung wahr.
"Er ist nicht mein Vater."
"Das ist doch... ähm gut oder?"  flüsterte er leise in mein Ohr.

Ich schüttelte den Kopf. Nein. Es ist nicht gut.
Ja, ich weiss, ich sollte mich eigentlich freuen, da ich nun weiss, das er nicht mein Vater ist. Ich sollte wirklich mehr als erleichtert sein... Aber das bin ich nicht.

Aber ich meine, irgendwo tief in meinem abgeschotteten, kaputten Herzen liebe ich ihn immer noch einbisschen... Er ist immer noch mein 'Vater'.  Vor der Zeit inder er angefangen hatte mich für das Versagen meiner Mutter zu schlagen.
Ich spürte aber kein 'Mitleid' mit ihm, als meine 'Mutter' ihn verlassen hatte.

Mein Leben ist einfach zu kompliziert...
"Mensch Lea."
Ich wurde in eine lange Umarmung gezogen.
"Morgen wird alles vorbei sein. Das Verspreche ich dir." Sanft drückte er mir einen Kuss auf die Stirn.

"Ich hoffe das du Recht hast."
"Ich habe doch immer Recht." Sein Brustkorb vibrierte als er lachte.

"Ju?" "Was ist?" "Wirst du für mich da sein?"
"Lea. Schau mich an," Er drückte mich sanft von ihm weg, liess mich aber noch in seinen Armen verweilen.
"Denkst du, ich würde dich jemals alleine zurücklassen?"
Seine Augen glitzerten. Es sagte mehr als tausend Worte.

Warum hatte ich das auch jemals infrage gestellt?
"Nein." Hauchte ich fragend.
"Ich werde immer für dich da sein."
"Always?"
"Always." Hauchte er und lächelte.
Das kommt also nun davon, das ich zu viel Harry Potter geschaut habe...

Also wenn man mich frägt, fände ich Severus Snape und Lily Evans als Paar besser.
Ich mochte James noch nie wirklich. Aber das gehörte nun nicht hierher.
Egal, wir sind ja jetzt im hier und jetzt.

Er beugte sich wie in diesen schnulzigen Liebesfilmen zu mir herunter und küsste mich.
Natürlich musste ich mit meinen Fingern durch seine Haare streichen und mein Bein leicht nach hinten abknicken.

Seine Lippen verschmolzen sich mit meinen und ich seufzte in den Kuss hinein.
Nach einer Ewigkeit lösten wir uns und lehnten unsere Köpfe gegeneinander.

"Mein Leben ist ein einziges Durcheinander." Flüsterte ich mehr zu mir selbst, als zu sonst jemand anderem.
"Und nun hast du mich, damit wir es gemeinsam aufräumen können. Betrachte es mal von einer anderen Perspektive Lea. Dann verbessert sich alles um dich herum. Glaub mir. Wenn man sich ändert, dann ändert sich auch dein Umfeld. Es ist wie Magie."

Wir blieben nicht mehr allzu lange auf der Wache. Wir besprachen den Plan und gingen danach wieder ins Krankenhaus, um unsere Sachen zu packen.

Ich hatte Angst, was am nächsten Tag geschehen würde- und zu Recht.

...

Loving can hurt sometimesWo Geschichten leben. Entdecke jetzt