Kapitel 9 ✔

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_Mittag_ Sonntag

"Hihi lass das Ju!" Seit die drei wussten, das ich extrem kitzlig bin, nutzen sie jede freie Minute, um mich zu nerven. Joon hatte mir Mittwoch erklärt, was YouTube ist. Er hatte schon die 50.000 Abonnenten und Ju die 500.000.
Ich hatte nun auch einen Account, doch ich produzierte keine Videos.
Ich stand so wie Vinc hinter der Kamera und lernte das schneiden der Videos. Ju hatte es sich selbst mit Tutorials beigebracht.
Vinc hatte selbst auch einen eigenen Account. Er produzierte die freshesten Sounds, die ich je gehört hatte. Gerade waren wir am drehen für das neue "HeyJu" Video, da klingelte die Haustüre.
All unsere Köpfe schossen hoch.
"Vinc geh bitte dran."
"Warum ich?" "Geh doch einfach." Lachte Ju.
Mürrisch brummte Vinc vor sich hin und schlurfte zur Türe.

Wir waren zur Zeit sehr vorsichtig, denn mein Vater kreuzte alle paar Tage in der Gasse auf, in der mich Joon gerettet hatte.
Still saßen wir drei auf dem Boden und hielten die Luft an.
Vinc öffnete die Türe. "Guten Tag. Mein Name ist Herr Cooper." Ich riss meine Augen auf. Joon und Ju starrten Löcher in die Luft. Sie hatten genauso Angst wie ich.
"Was wollen Sie hier?" Vinc versuchte nett zu klingen, doch er scheiterte, man hörte seine schneidende Stimme nur zu deutlich. Der Hass und die Wut schrien nur so aus Vinc heraus. "Ich wollte sie fragen, ob sie vielleicht meine Tochter gesehen haben. Sie heißt Lea Cooper und ist 16 Jahre alt. Sie ist etwa so groß, hat lange braune Haare und haselnussbraune Augen." Mein Vater klang sauer, da Vinc gleich so unhöflich war.
"Mh. Nein habe ich nicht tut mir leid." Dann herrschte eiserne Stille. Warscheinlich versuchte mein Vater hinter ihn in die Wohnung zu schauen, doch Vinc ließ ihn keinen Blick erhasschen.
"Okay. Trotzdem danke." Meinte die Stimme, die ich schon so oft gehört hatte, das ich nur noch bebte vor Wut. Ju nahm meine Hand und strich beruhigend mit seinem Finger darüber.

Ich hob meinen Blick und sah in seine Augen. Sie fesselten mich. Sie strahlten Wärme und Geborgenheit aus. Ju' s wundervolle... warte was?!
Diese Augen sperrten mich in ihren Blick ein.
Sie hatten beide- Joon und Ju- nun meine Hände genommen und hielten sie bekräftigtend. Ich hörte nur, wie Vinc die Tür zuknallte und zurück kam.
"Ich war so kurz davor, ihm eine reinzuhauen. Wäre er noch länger geblieben, hätte er ins Krankenhaus eingeliefert werden müssen." Er deutete mit seinen Fingern einen minimalen Abstand an. "Lea? Alles okay?" Joon schüttelte mich leicht und alle schauten besorgt auf mich herab.
"Du bist so bleich. Leg dich auf Ju's Bett." Ju zeigte demonstrativ auf sein Bett.
Ich stand langsam mit wackligen Beinen auf und schleppte mich zum Bett.
Dann ließ ich mich fallen. Die weiche Matratze federte und hemmte meinen Sturz.

Nun blendete ich alles um mich herum aus. Jedes noch so winzige Detail.
Würde mich ein Nachbar sehen, wäre ich so gut wie tot.
Sie würden mich verpfeifen. Ich weiß es.
Diese Nachbarn waren eh die letzten, schon früher als ich klein war hassten sie mich.

"Komm Lea, wir essen!" "Warte Mom, ich komme gleich! Lass uns bitte noch die Runde fertig spielen." Meine Nachbarn hatten einen Sohn. Wir verabredeten uns jeden Tag und spielten zusammen.
"Den bekommst du rein komm Lea!" Ich konnte noch nie gut Fussball spielen... Doch diesmal schoss ich mit voller Wucht und flog dabei hart auf meinen Rücken. Und traf die Fensterscheibe von seinen Eltern. Direkt in die Mitte. Wir beide starrten entsetzt auf die zerbrochene Scheibe.
"Nein. Es tut mir so leid." Ich war den Tränen schon so nahe.
"Oh nein. Lea wir werden so viel Ärger bekommen."
Sogleich erklang auch schon die Stimme von seiner Mutter. "Thomas Cook! Lea Cooper! Herkommen" kreischte sie über den Rasen.
Es gab schon mehrere Vorfälle aber dieses Mal war es für seine Eltern zu viel. Ich sei ein schlechter Umgang für ihn. Seitdem sahen wir uns nie wieder. Nach ein paar Jahren zog er weg nach Berlin und ich blieb hier zurück. Mein bester Freund wurde mir weggenommen und ich kam in den Keller.

Ich musste etwas tun, etwas womit er nicht rechnet. Er denkt bestimmt, ich wäre ein kleines, schüchternes Kind. Doch da täuscht er sich gewaltig. Ich wurde in den letzten Wochen stark, hatte ein starkes Selbstbewusstsein. Ich würde etwas ändern. Ich gehe zur Polizei. In die Öffentlichkeit.
Doch werden sie es mir glauben? Ich denke nicht. Doch ich habe Zeugen. 3 Zeugen die alles wussten und mir glaubten. Sie würden für mich aussagen.
Ich bin noch minderjährig. Ich bräuchte einen Erwachsenen an meiner Seite.
Jemanden, der das auch alles erlebt hatte...Jemanden, der Aussagen kann und ich somit nicht in irgendein Kinderheim gesteckt wurde. Also war nun klar, was ich tun musste.
Meine Aufgabe war ganz klar geschrieben.

Ich musste meine Mutter finden.

...

Loving can hurt sometimesWo Geschichten leben. Entdecke jetzt