Kapitel 41

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P.O.V Vik

Dankbar nehme ich Stephans Hand und lasse mich von ihm hochziehen. Mein ganzer Körper tut weh und ich habe das Gefühl, dass ich mich gleich übergeben muss, so schlecht ist mir. Die Tritte in die Magengegend waren die schlimmsten. Solche großen Schmerzen hatte ich schon lange nicht mehr. Doch was noch mehr schmerzt ist die Tatsache, dass Cheng mir das angetan hat. Ich dachte, er wäre mein Freund aber anscheinend hab ich mich da getäuscht. Mir ist klar, dass ihn die Sache mit Ju verletzt und dass er sauer auf mich ist, aber ich hätte ihm nie im Leben zugetraut, dass er gewalttätig wird. Ob er bei Ju auch so ist? Hat er ihn auch geschlagen? Oder ist das nur bei mir so, weil er Ju so liebt und mir die Schuld an allem gibt? Ich weiß es nicht. Langsam richte ich meinen Oberkörper auf. Bis eben habe ich mich noch mit den Händen auf meinen Knien abgestützt um abzuwarten, dass der Schmerz nachlässt. Vorsichtig bewege ich mich nach oben und hebe den Kopf, der übrigens wehtut, als hätten kleine grüne Aliens, die auf irgendeine Weise in mein Gehirn gekommen sind, gerade einen Luftdruckhammer entdeckt und würden damit jetzt die Innenseite meines Kopfes bearbeiten (#wtf). Als ich aufschaue, sehe ich in eiskalte Augen. Chengs Augen. Wie kann er mich nur so hassen?! Egal was er mir gerade angetan hat, ich habe keine Angst vor ihm. Ich mache mir nur Sorgen. Um ihn, um Ju, darum, dass sie wegen meiner dummen Bemerkung im Park vielleicht nie wieder miteinander reden. Ich kann das doch nicht einfach so zulassen oder? Nein, ich bin hier her gekommen um meinen Fehler wieder gut zu machen und ich werde nicht gehen, bevor ich das nicht getan habe. "Cheng, ich will dass du mir jetzt zuhörst!" Schon nach dem ersten Satz muss ich eine Pause machen, da mir das Sprechen unglaublich schwerfällt. Meine Stimme klingt schwach und zerbrechlich. Bei jedem Atemzug zieht sich mein Körper zusammen und ich spüre ein schmerzhaftes Stechen in der Brust. Ich muss das jetzt klären, denke ich mir und setze erneut zum Sprechen an. Es wundert mich, dass Cheng mir überhaupt zuhört, ohne wieder auf mich loszugehen, aber mir soll's recht sein. "Ich weiß, dass du das nicht hören willst, aber alles was Ju dir gesagt hat, stimmt. Er hat dich weder betrogen, noch belogen, noch sonst irgendwas falsch gemacht. Neulich im Park... Ich hab diese Bemerkung nicht grundlos gemacht, aber ich hab verdammt nochmal nicht gemeint, dass Ju dir von unserem Verhältnis, dass es übrigens nie gegeben hat, erzählen muss. Mann, ich wusste zu dem Zeitpunkt ja noch nicht mal, was zwischen euch läuft! Meine Bemerkung hatte einen anderen Grund. Meiner Meinung nach einen viel schlimmeren, aber nichts, was persönlich mit dir zu tun hat. Ich würde es dir zu gern sagen, aber ich weiß, dass Ju das nicht will und ich kann ihn da auch verstehen. Wenn du mich fragst, hättest du, als sein Freund, das schon lange merken müssen aber anscheinend hast du nicht mitbekommen wie schlecht es ihm wirklich geht! Wenn du ihn wirklich liebst, Cheng, dann beweg verdammt nochmal deinen Arsch zu ihm und entschuldige dich!" Nach diesem Satz breche ich ab. Ich kann einfach nicht mehr sprechen. Aber ich bin ohnehin fertig und starre Cheng nun nur noch ausdruckslos an. Er starrt eben so ausdruckslos zurück und bewegt sich keinen Zentimeter vom Fleck. So wichtig ist Ju ihm also...


P.O.V Cheng

Stille. Vik hat seine Rede beendet, doch ich weiß nicht was ich antworten soll. Kann ich ihm glauben oder nicht? Er könnte sich das alles ausgedacht haben, vielleicht sogar zusammen mit Ju. Und ich soll jetzt als der dumme, eifersüchtige Freund da stehen. Könnte sein... Aber irgendwas in Viks Blick sagt mir, dass er Recht hat. Oder bilde ich mir das nur ein, weil ich es mir so sehr wünsche? Könnte auch sein... Ich weiß nicht wohin mit meinen Gedanken. Ich will weg. Zu Ju. Aber irgendwie auch nicht. Was soll ich nur tun?


P.O.V Stephan

Seit einer halben Ewigkeit steht Cheng jetzt schon so da. Na gut, wahrscheinlich waren es nur 30 Sekunden aber die haben sich auf jeden Fall ziemlich lang angefühlt. Langsam mach ich mir wirklich ein bisschen Sorgen. Verunsichert schaue ich Vik an, dessen Gesicht vor Schmerz verzogen ist. Sofort bin ich an seiner Seite und frage ihn ob alles gut ist. Wow, Steffi. Super Frage! Vik wurde gerade verprügelt. Natürlich ist bei ihm alles gut. Innerlich gebe ich mir den größten Giga-Facepalm, den die Menschheit je gesehen hat und widme mich dann wieder Vik. Seine Nase hat inzwischen aufgehört zu bluten, was ein gutes Zeichen ist. Und auch sonst scheint er größtenteils nur Schrammen und blaue Flecken zu haben. Doch sein Bauch macht ihm wohl zu schaffen. Chengs Fuß hat ihn ziemlich hart erwischt. Hoffentlich ist da nichts kaputt gegangen. Ich beschließe, mit Vik zum Arzt zu fahren. Mit Cheng ist im Moment sowieso nichts anzufangen, da er immer noch Löcher in die Luft starrt, als wäre er in einer anderen Galaxie. Vorsichtig nehme ich Viks Arm um ihn zu stützen und sage dann "Ich bring dich zum Arzt. Der soll sich deinen Bauch mal ansehen." Er nickt und wirft Cheng einen unsicheren Blick zu. Als ob er sich jetzt Sorgen um den macht? Er hat ihn grade zusammen geschlagen, Alter! Unglaublich, echt... Im Vorbeigehen schiebe ich Cheng ein Stück zur Seite, da er den Weg zur Tür versperrt. Er sieht mich ausdruckslos an und ich versuche so gut es geht, ihn zu ignorieren. Der Schock sitzt mir immer noch tief in den Knochen und meine Beine fühlen sich an wie Wackelpudding von Dr. Oetker - aber der extra wabbelige! Als wir an der Tür ankommen, werfe ich noch einen Blick zurück. Er hat sich kein Stück bewegt. "Ich bring Vik jetzt zum Arzt. Wunder dich nicht, wenn ich die nächsten Nächte woanders penn. Ich glaub, du musst erst mal klar kommen." Mit diesen Worten, schiebe ich Vik aus der Wohnung und schließe dann die Tür hinter uns.

Broken (Ju x Cheng ff)Where stories live. Discover now