Kapitel 18

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P.O.V Ju

Gestern war echt kein guter Tag. Der "Streit" mit Joon und die Vorwürfe, die er mir gemacht hat, haben mir wirklich zu denken gegeben. Ich habe mich zwar gestern bei ihm entschuldigt und er hat meine Entschuldigung auch angenommen, aber trotzdem gehen mir seine Worte nicht mehr aus dem Kopf. "... du tust so, als wäre es unsere Schuld." Habe ich mich wirklich so schlecht gegenüber Vince und Joon verhalten? Wenn ja, dann war es auf jeden Fall nicht böse gemeint und das sollten sie auch eigentlich wissen. Joon hat mir nach unserem Gespräch, als ich schon wieder in meinem Zimmer und fast am einschlafen war, noch eine kurze Whatsapp-Nachricht geschrieben. Ich habe mich zunächst gewundert, warum er mir schreibt. Er hätte ja einfach nochmal kurz rüber kommen können, aber er wollte mich wahrscheinlich einfach nicht wecken. In seiner Nachricht stand: "Ju, wir machen uns alle Sorgen um dich. Bitte tu uns einen Gefallen und versuch wenigstens ein bisschen Rücksicht zu nehmen. Und jetzt schlaf gut :)" Ich weiß ja, dass sie sich Sorgen machen und das Letzte was ist will, ist irgendjemanden mit meinen Problemen zu belasten. Aber ich kann meinen Charakter nun mal nicht von heute auf morgen ändern. Ich war schon immer so. Wenn es mir mal nicht gut ging, habe ich niemanden an mich herangelassen. Ich kann einfach nicht so tun, als wäre alles in Ordnung und ich finde es ehrlich gesagt auch etwas traurig, dass Joon das von mir verlangt. Ich bemühe mich ja schon, aber es ist einfach nicht so leicht, wie er sich das vorstellt.

Ich beschließe, den heutigen Tag, ausnahmsweise mal nicht in meinem Zimmer zu verbringen. Erstens will ich Joon und Vince beweisen, dass ich wirklich an mir arbeite und zweitens wird es einfach Zeit, dass ich mal wieder rausgehe. Als ich die Wohnung das letzte Mal verlassen habe, ist das mit Cheng und dem Kuss passiert. Sofort werde ich wütend und denke daran, wie er mit einer einfachen Nachricht den Kontakt zu mir abgebrochen hat. Anscheinend nur für ein paar Tage, aber das ist schon dreist genug. Ich kann ihn einfach nicht verstehen. So etwas kann schon mal passieren. Meine Güte, wir haben einfach zu viel getrunken, das war's! Normalerweise würde man mit einem besten Freund darüber lachen aber Cheng sieht das wohl nicht so. Egal, ich habe ehrlich gesagt keine Lust, mir noch mehr Gedanken über die Sache zu machen und beginne deshalb, mich etwas frisch zu machen. Ich muss ja nicht ganz scheiße aussehen, wenn ich rausgehe. Innerhalb einer viertel Stunde, habe ich meine Haare gestylt, meine Zähne geputzt und mir frische Klamotten angezogen. Schnell gehe ich ins Wohnzimmer, wo Joon gerade fernsieht und sage ihm, dass ich ein bisschen nach draußen gehe. Er lächelt mich freudig an und wünscht mir viel Spaß. Ich bin wirklich froh, dass er nicht mehr sauer auf mich ist, denn es reicht ja schon, wenn ein "Freund" nicht mehr mit mir redet. Ich schnappe mir mein Board und den Schlüssel und verlasse die Wohnung. Draußen angekommen, atme ich erst einmal die frische Luft ein. Köln ist zwar eine Großstadt und Großstädte haben es so an sich, dass sie komplett durch Abgase verpestet sind, aber die Luft hier ist immer noch frischer, als die in meinem stickigen Zimmer. Es fühlt sich irgendwie echt gut an, mal wieder durchatmen zu können. Aber obwohl es vor meiner Wohnung auch ganz schön ist, habe ich ein anderes Ziel. Gekonnt stelle ich mich auf mein Board und fahre los, durch die belebten Straßen von Köln.

Wenig später erreiche ich mein Ziel, das Rheinufer. Es gibt hier einen ziemlich schönen Platz, an den ich früher schon gern gekommen bin, als ich frisch hierher gezogen bin und noch bei den Apes gewohnt habe. Cheng hat ihn mir damals gezeigt und ich war sofort begeistert. Hierhin kommen selten Menschen, da der Platz etwas abseits ist. Und genau das gefällt mir so daran. Man kann einfach ungestört nachdenken oder einfach die Schiffe auf dem Rhein beobachten. Keine Fans, die herumkreischen und Autogramme und Bilder wollen. Versteht mich nicht falsch, ich hab nichts gegen Fans. Im Gegenteil, ich freue mich eigentlich immer, Zeit mit ihnen zu verbringen, wenn sie mich auf der Straße erkennen. Aber ab und zu braucht doch jeder mal ein bisschen Privatsphäre und dafür ist der Platz hier einfach perfekt. Ich setze mich ins Gras, direkt ans Ufer des Rheins und schaue den Enten beim Schwimmen zu. Die ganze Atmosphäre hier lässt mich komplett entspannt werden. Ich schließe die Augen und lasse alles einfach auf mich wirken. Ich höre das Zwitschern der Vögel, die sich auf dem großen Baum neben mir niedergelassen haben. Ich rieche die frischen Frühlingsblumen, die rund um mich herum blühen (ein Glück hab ich keine Pollenallergie). Ich spüre den leichten Wind, der die Blätter der Bäume zum rascheln bringt und bekomme eine Gänsehaut. Ich sauge die Schönheit dieses Moments mit all meinen Sinnen auf und spüre plötzlich nichts Schlechtes mehr in mir. Alle negativen Gedanken sind wie weggeblasen und ich fühle mich gerade einfach nur wohl.

Dass dieser Zustand jedoch nicht lange anhält, war bei meinem Glück ja nicht anders zu erwarten. Als ich gerade die Augen wieder öffne, völlig zufrieden und entspannt, höre ich eine mir sehr bekannte Stimme hinter mir.

"Hey", ist alles was er sagt. Ich atme tief ein. 'Sein Wunsch nach Abstand hat ja lange gehalten.'

Broken (Ju x Cheng ff)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt