14 | Wikingerschach

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»Die sind wahrscheinlich in ihren Zimmern. Hillary wird lernen und Joan wahrscheinlich lesen. Was Eddie macht - keine Ahnung!«, berichtet Ryan mir knapp und zieht sich die Schuhe von den Füßen, verschwindet daraufhin ebenfalls in seinem Zimmer. Diese WG hat ja viel Spaß zusammen, denke ich kopfschüttelnd.

Eigentlich wäre es mir lieber, wenn eine eitle Hillary mit mir über ihre kaputten Haare sprechen oder Eddie mich bitten würde, ihr beim Kochen zu helfen. Ich will jetzt nicht alleine oben im Zimmer meinen Gedanken überlassen sein. Sonst mache ich mir nur weiter Vorwürfe.

Da mir aber nichts anderes übrig bleibt, gehe doch die Treppe hoch, schnappe mir ein Buch aus meiner Tasche und lege mich damit aufs Bett, beschließe etwas zu lesen. Keine zehn Minuten später höre ich jedoch wie Joan von unten nach mir ruft.

Ich klappe das Buch zu und gehe zur Tür, hoffe, dass sie irgendetwas für mich zu tun hat.

»Ja?«, frage ich, als ich vorne am Geländer stehe und sehe Joans wilden Lockenkopf, der lächelnd zu mir hochschaut.

»Hast du Lust mit uns Wikingerschach zu spielen? Wir brauchen noch einen vierten Spieler.«

»Wikinger - was?«

»Wikingerschach. Komm einfach runter, dann erklärt dir Eddie das Spiel. Es ist ganz einfach, macht aber wahnsinnig Spaß.« Joan winkt mich die Treppe nach unten, aber ich bedeute ihr, dass ich mir noch schnell ein Haargummi aus meiner Tasche hole. Danach gehe ich, mir einen Pferdeschwanz bindend, die Treppe zu ihr runter.

»Zieh deine Schuhe an! Das Spiel wird draußen gespielt.«

Joan, ihrerseits schon mit Schuhen an den Füßen, öffnet die Haustüre und ich schlüpfe schnell in meine. Draußen auf dem kleinen Stück Rasen stehen bereits Eddie und Hillary und stellen Holzklötze in zwei Reihen auf. In der Mitte steht ein größerer Pfahl mit einer rot angepinselten Krone.

»Annie spielt mit«, verkündet die Rothaarige lauthals, bleibt am Rand des mit vier Stäben abgesteckten Spielfeldes stehen.

»Okay, dann bist du mit Hillary zusammen in einem Team«, dirigiert Eddie mich und Hillary, die sich zu Joan und mir gesellt hat, zieht mich am Arm auf die eine Spielfeldseite, während die Schwarzhaarige und die Chaotin - wie ich Joan manchmal heimlich nenne, jedoch nicht böse gemeint - sich auf der anderen Seite platzieren. Beide Teams jeweils hinter den Holzpflöcken.

»Wer fängt an?«, ruft Eddie uns zu.

»Moment! Ich habe überhaupt keine Ahnung, wie das Spiel funktioniert«, protestiere ich und schaue die Blondine neben mir an.

»Macht nichts! Das lernst du ganz schnell«, beruhigt diese mich. »Fangt ihr an, dann kann Annie sehen, wie das Spiel gespielt wird.« Sie bückt sich und hebt sechs Holzstäbe vom Boden auf, wirft sie zu Eddie und Joan, die sie ihrerseits aufheben.

»Die beiden versuchen jetzt unsere ›Basiskubbs‹, so heißen die Holzteile hier« Hillary zeigt auf die fünf Klötze, die vor unseren Füßen stehen, »mit den Wurfhölzern umzuwerfen. Dazu hat jeder von ihnen drei Versuche«, erklärt sie mir, ihr Blick nach vorne gerichtet. Die Hände in die Hüften gestemmt, wartet sie, dass das Gothmädchen den ersten Stab wirft.

Insgesamt treffen die beiden drei unserer fünf Kubbs und bringen diese zu Fall. Hillary nimmt sich diese und wirft sie in die gegenerische Hälfe, die der König - der große Pfahl mit der angepinselten Krone -, der genau auf der Mittellinie steht, markiert. Dabei versucht sie die Pflöcke so nah an der Mittellinie zu platzieren wie möglich, denn so sind sie für uns leichter zu treffen, wie sie mir erklärt.

»So, du bekommst drei Wurfstäbe und ich bekomme drei. Du musst jetzt zuerst versuchen, unsere Kubbs, die ich ins gegnerische Feld geworfen habe, umzuwerfen, denn erst wenn die alle weg sind, dürfen wir ihre Basiskubbs umwerfen. Treff aber bloß nicht den König. Dann haben wir nämlich verloren«, leitet sie mich an und wirft beiläufig einen der Stäbe in die Luft, der eine Drehung vollführt, ehe sie ihn wieder auffängt.

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