Kapitel 23

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Es ist schon ziemlich spät, als Trent mich nach unserem Wochenende in New York wie eine Jungfrau in Nöten in mein Zimmer trägt. Meine ganze Familie ist schon längst am schlafen, weshalb Trent fest darauf bestanden hat, mich zu tragen, mit der Begründung, dass ich mit meinem verletzten Bein nur tollpatschig durchs Haus trampeln und humpeln würde und dabei vermutlich alle aufwecken würde.

Damit hat er definitiv nicht Unrecht und meinen Eltern todmüde und mitten in der Nacht die Krallenspuren des Schattenwolfs an meinem Oberschenkel erklären zu müssen, ist jetzt nicht so wirklich die verlockendste Idee.

Und ich muss auch zugeben, dass ich so an seine Brust gekuschelt, eigentlich nur seinen Herzschlag hören kann, und nicht seine Fußschritte, so leise steigt er unsere Treppe empor.

Vorsichtig legt er mich in mein Bett und deckt mich sogar zu. Er presst seine Lippen an meine Stirn, fährt mit seiner Nase durch mein Haar und schiebt dann das Fenster auf. Doch bevor er sich wie Tarzan aus meinem Fenster schwingt, um kleinen Kaninchen im Wald Albträume einzujagen, sagt er mit ernster Miene: "Du bleibst morgen zu Hause, Care. Du musst dein Bein schonen, okay?"

Ich murmle irgendetwas zustimmendes, ich habe nicht wirklich ein Problem damit, morgen nicht in der Schule aufkreuzen zu müssen, vor allem wenn es Anweisung des Alphas ist.

Besänftigt lächelt er mir zu und klettert dann gekonnt aus dem Fenster. Show-off.

Ich rolle zwar trotz meiner Müdigkeit noch etwas länger in meinem Bett rum, denn ich finde mit meinem verletzten Bein keine wirklich gemütliche Lage. Trent hat mich davon überzeugen wollen, bei ihm zu schlafen, und für einen Moment bereue ich, das Angebot abgeschlagen zu haben, weil so ein Mate doch ein sehr bequemes Kissen abgibt, auf dem mein Oberschenkel nicht von Schmerzen durchzuckt wird. Aber andererseits war ich auch schon das ganze Wochenende weg und ich habe ja schließlich auch noch eine Familie, die mein Gesicht auch mal wieder ganz gerne zu sehen bekommen würde.

Irgendwann schlafe ich dann ein, über dem Gedanken, wie ich meinen Eltern meine Verletzung erklären soll.

•••

Geweckt werde ich dann am nächsten Morgen zum ersten Mal seit langem von meiner Mutter, die mich erstaunlicherweise liebevoll an der Schulter rüttelt.

"Care, Schätzchen, es ist Zeit zum aufstehen", flüsterst sie leise und schenkt mir ein Lächeln. Ich stelle fest, dass ich sie trotz ihrer Fehler in den letzten Wochen vermisst habe.

Ich grummele etwas vor mich hin, versuche sie halbherzig davon zu überzeugen, mich nicht in die Schule zu schicken und ich bereite mich schon fast darauf vor, einen Anfall vorzutäuschen, weil sie mir höchstwahrscheinlich sowieso nicht glauben wird, aber sie nickt nur verständnisvoll und bittet mich auf May aufzupassen, weil sie anscheinend ebenfalls krank ist.

Oh Gott. Nicht schon wieder. Die Arme.

Ich döse vor mich hin bis ich mir ganz sicher bin, dass meine Eltern zur Arbeit gefahren sind. Ich versorge meine Verletzung und schmiere nach Anweisung etwas von dieser Creme drauf, bevor ich meinen Oberschenkel wieder fest verbinde.

Dann schleiche ich mich in Mays Zimmer und finde sie in eine dicke Decke gekuschelt auf ihrem Bett vor. Gut. Wenigstens kann sie jetzt schlafen und muss sich nicht mit Schmerzen herumplagen. Was mich jedoch wundert ist, wie laut sie schnarcht. Ist das noch normal für ein dreijähriges Kind?

Ich schüttele meinen Kopf und entscheide mich, erstmal Frühstück zu machen, und mich dann um May zu kümmern. Sie wirkt nicht, als hätte sie Fieber oder so. Komisch.

Als mein Rührei in der Pfanne brutzelt und ich mir in Gedanken versunken meinen Kaffee koche, kommt mir auf einmal ein Geistesblitz.

Ich schnappe mir mein Handy und schreibe Cheryl eine SMS.

The Alpha's MateWo Geschichten leben. Entdecke jetzt