Kapitel 9

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Das leise Gezwitscher der Vögel zieht mich sanft aus meinen Träumen. Ich brumme vor mich hin und kräusele meine Nase. Vergeblich versuche ich, mich wieder in meine Kissen zu kuscheln, aber Sonnenstrahlen tanzen über meine geschlossene Augenlider. Ich drehe mich auf meine andere Seite, doch schnell wird mir klar, dass ich nicht wieder einschlafen werde. Ich bleibe noch einige Minuten unter meiner weichen Bettdecke liegen, bis ich dann seufze und mich langsam aufrichte. Ich blinzele einige Male verschlafen und greife nach meinem Handy, das auf meinem Nachttisch liegt.

Es ist 6:13, ich hätte noch getrost 20 Minuten weiterschlafen können. Tja, kommt halt davon, wenn man so doof ist und vergisst, die Vorhänge zu schließen. Ich reibe mir mit den Daumen den Schlaf aus den Augen und strecke anschließend meine Arme ausgiebig über meinem Kopf in die Höhe. Mein Ellenbogen knackt leise und ich stelle zufrieden fest, dass ich letzte Nacht ausnahmsweise Mal wieder gut geschlafen habe. Schon etwas munterer schlage ich die bordeauxrote Bettdecke zur Seite und schwinge meine Füße aus dem Bett. Ich stehe auf, recke mich noch einmal von Kopf bis Fuß und tapere aus meinem Zimmer in den Flur.

Es ist still und ich bin mir ziemlich sicher, dass meine Mutter noch schläft, denn normalerweise ist sie immer die erste, die wach ist und sie hätte mittlerweile sicherlich schon angefangen, das Frühstück vorzubereiten. Vielleicht hat sie ja einfach nicht wirklich gut geschlafen wegen dem Streit gestern und so. Ich zucke mit den Achseln und schlendere ins Badezimmer. Ein Blick aus dem Fenster verrät mir, dass sich das Wetter im Gegensatz zu gestern zwar gebessert hat, die Sonne scheint nämlich ein klein wenig hinter den Wolken hervor, es aber immer noch arschkalt ist, wenn man bedenkt, wie sehr der Wind die Blätter und Äste der Bäume umherwirbelt.

Ich streife mir meine hellblaue ripped Jeans über die Beine, die ich übrigens mal wieder rasieren sollte, aber hey? Ich hab ja sowieso eine lange Hose an, also wenn interessiert's? Ich schlüpfe in einen einfachen zartrosanen Pullover und betrachte mein kreidebleiches Spiegelbild. Ich seufze genervt auf, während ich mir ein bisschen Blush auf die Wangen schmiere und Mascara auf meine Wimpern auftrage. Warum kann ich nicht einfach perfekt sein, dann müsste ich morgens kein Zeit mit Schminken verschwenden?

Dann überlege ich, ob ich heute vielleicht mal etwas anderes mit meinen Haaren machen soll, aber als ich mich mit Haarklammern bewaffnet auf meine hellbraune Mähne stürzen will, fällt mir wieder ein, dass ich kein x-beliebiger Beauty Youtuber bin und ich zum Verrecken nicht flechten oder sonst irgendwas in der Art kann. Also lasse ich meine Haare wieder auf meinen Rücken fallen und maschiere mit erhobenem Kopf zurück in mein Zimmer. Pff. Meine Haare sehen offen sowieso viel schöner aus

Ich schnappe mir meine Schultasche, diesmal vergesse ich allerdings nicht, noch Tampons einzupacken, und jogge die Treppen nach unten, durch die Küche, in der mein Vater in Unterwäsche, eww, nein danke, ich versuche immer noch das Bild wieder zu vergessen, am Küchentresen steht und im Halbschlaf Brote mit Peanutbutter bestreicht. Neben ihm eine halbausgetrunkene Kaffeetasse. Ähm, okay, überlass das Essenmachen dann doch lieber Mom. Er gähnt laut und hat meine Anwesenheit offensichtlich noch gar nicht bemerkt. Ich schleiche mich hinter ihm vorbei ins Wohnzimmer und sehe, dass auf unserer Couch ein großes Kissen und die Bettdecke meines Vaters liegen.

Meine Mutter hat ihn wohl aus dem Schlafzimmer gekickt. Tja, wenn die beiden bloß nicht so stur und dickköpfig wären. Und genau deswegen habe ich auch keine Lust, heute mit denen zu frühstücken. Ich schlüpfe glücklicherweise unbemerkt aus der Haustür und mache mich auf den Weg zur Schule. Dafür ist es zwar noch viel zu früh, aber als Megan mich neulich vom Packhouse nach Hause gefahren hat, habe ich nicht weit von der Schule einen kleinen Kaffeeshop gesehen und ich hoffe jetzt einfach mal, dass die schon geöffnet haben und auch etwas zu Essen anbieten.

The Alpha's MateWo Geschichten leben. Entdecke jetzt