Kapitel 13

19.9K 827 272
                                    

Das erste, was Trent macht, als er mich nach der Schule wieder sieht, ist mich so fest in die Arme zu schließen, dass ich für einen Moment nicht richtig atmen kann. Wir sind vor nicht einmal zwei Minuten durch die große Eingangstür ins Packhouse gegangen, nachdem ich den wohlmöglich langweiligsten Schultag des Jahrhunderts durchstanden hatte, und schon bin ich von seinen riesigen Körperteilen umschlungen, so nah an ihm, dass wir für unsere Umwelt höchstwahrscheinlich schon wie zu einer Person verschmolzen aussehen.

Seine Nase ist tief vergraben in meinen Haaren und ich habe das Gefühl, er kocht vor Wut, jedenfalls sind seine Schultern angespannt und er wirkt nicht gerade ruhig. Ich will mich ein kleines Stück zurück lehnen, um ihn zu fragen, ob alles in Ordnung ist, aber er knurrt nur leise und drückt mich an seine steinharte Brust. Okay, na dann.

"Hey", murmele ich und streiche ihm beruhigend über den Rücken. Sein eiserner Griff um meine Mitte lässt ein wenig nach und ich bilde mir kurz ein, er würde schnurren. Ach nee, warte, dass machen Katzen oder? Und er ist ein Wolf, also wohl eher doch nicht.

"Hi", grunzt er zurück. Wir stehen in Stille mitten im Flur und ich bin mir sicher, dass andere Rudelmitglieder uns komisch anstarren, aber was weiß ich, mein Gesicht ist schließlich an sein T-Shirt gequetscht, ich kann also nicht wirklich sehen, was um uns herum vor sich geht. Ich bin kein PDA-Mensch, Trent.

"Ich hab dich vermisst, Baby", grummelt er erschöpft in mein Ohr. Aha. Wir haben uns vielleicht acht Stunden nicht gesehen, bisschen anhänglich, was? Trotzdem nicke ich und flüstere: "Ich dich auch." Okay, ganz ehrlich, ich hab ihn nicht direkt vermisst, nicht in der wenigen Zeit, vor allem weil wir uns ja normalerweise in diesem Zeitraum sowieso nicht sehen, aber seine Gegenwart wäre mir dann doch deutlich lieber gewesen als in die Schule zu gehen.

Sogar Troy würde ich lieber stundenlang ertragen als mich mit Mr. Henders herumzuschlagen. Troy. Allein bei dem Gedanken an ihn erschaudere ich, aber nicht so wohlig wie bei Trent, mein Körper erfüllt sich eher mit einem Gefühl der Scheu. Der Typ wird mir definitiv noch den letzten Nerv rauben, wenn der mir wieder unter die Augen tritt.

"Wie war dein Tag?", will er wissen und ich zucke mit den Achseln. Ich bin froh, dass er mein Gesicht nicht sehen kann, denn mir schießt die Wärme in die Wangen. Mein Herz pocht schneller, als ich sage: "Okay, langweilig, aber in Ordnung." Ich lasse absichtlich die Troy-Geschichte aus, auch wenn ich mich dabei nicht gut fühle, schließlich lüge ich ihn an. Es ist aber keine richtige Lüge, ich verschweige ihm nur eine winzig kleine Kleinigkeit. Außerdem tue ich ihm doch einen Gefallen. Ich will ja bloß nicht, dass er sich wieder so aufregt und Troy irgendwas antut. Ja genau, red dir das ruhig weiter ein, Care.

"Hm, warum schlägt dein Herz so schnell, Baby?", fragt Trent selbstgefällig. Mist, warum muss der auch so verdammt gut hören können? Ich versuche so abtuend wie möglich mit den Schultern zu zucken und wechsele das Thema. "Und deiner? Was hast du so gemacht?"

Ich atme erleichtert auf, als er seufzt und mir ist sofort klar, dass er aufgegeben hat und mich nicht weiter ausfragen wird. "Packmeeting, schon wieder, sture Älteste des Rudels haben dumme Fragen gestellt und wollten sich mit den Antworten nicht zufrieden geben", erklärt er abgehackt.

"Oh", antworte ich nur, unsicher, was er sonst von mir hören will. Er brummt nur und wieder sagt für einen Moment keiner von uns etwas.

"Meine Eltern warten im dritten Stock auf uns. Wir sollen in einer halben Stunde mit ihnen zu Abend essen, damit sie dich kennen lernen können", teil er mir mit und mein Herz setzt für einen Schlag aus. Was? Jetzt schon? Ich schlucke schwer und versuche zu nicken, aber mein Körper ist total verkrampft und ich glaube, ich spüre meine Füße und Hände nicht mehr. Mein Herz schlägt dumpf in meinen Ohren und ich habe einen Kloß im Hals, der ungefähr so dick ist wie eine fußballgroße Kartoffel. Mein Blickfeld verschwimmt.

The Alpha's MateWo Geschichten leben. Entdecke jetzt