solasta

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ghoul!levi x reader

summary: in which evil doesn't always mean bad.

genre: angst

word count: + 1.3k

solasta; (adj.) luminous, shining.

"Weißt du schon, was du nach der Schule machen willst?", fragte Levi mich, seine schwarzen Haare fielen ihm über die Augen, als er sich zurücklehnte, die Beine baumelten über dem Rand des Hochhauses. Ich saß neben ihm. Eine falsche Bewegung, und der Tod erwartete einen. Kümmerte mich das? Nein, ich hatte den Nervenkitzel schon immer genossen. "Nein, und da will ich auch nicht drüber nachdenken. Immerhin habe ich gerade erst die letzten Prüfungen geschrieben.", antwortete ich und legte mich neben ihn. Die untergehende Sonne warf ihre letzten Strahlen auf unsere Figuren, und ich spürte bereits, wie die Luft um uns herum sich veränderte, kälter wurde. "Bald wird der Herbst ankommen.", kommentierte ich und Levi zuckte mit Schultern. "Mir ist das gleich, es ist nur eine Jahreszeit, die sich immer wiederholt." "Wow, jemand ist aber heute ziemlich poetisch.", grinste ich und stupste ihn in die Seite. "Was soll denn daran poetisch sein?", grummelte Levi und stand auf, streckte sich, seine Figur zeichnete einen dunklen Schatten auf den Boden.

"Wir sollten uns besser auf den Weg machen. Es wird bald dunkel, und ich möchte um diese Zeit keinem Ghoul begegnen, das verstehst du doch sicher.", sagte er und hielt mir seine Hand hin, welche ich ergriff und mich von ihm hochziehen ließ. Ich lächelte und folgte ihm Richtung Treppe, zurück in das alltägliche Leben. Meine Zeit mit Levi war wie eine Flucht von der Normalität, denn er brachte mich dazu, aufregende Dinge zu unternehmen. Wie oft schon waren wir, anstatt zur Schule zu gehen, mit dem Motorrad aus Tokyo heraus gefahren, ans Meer, hatten den Tag mit lachen und reden verbracht, anstatt die Schulbank zu drücken? Ich habe irgendwann aufgehört zu zählen.

"(V/N), hör auf, abzuschweifen und komm mit.", vernahm ich Levis Stimme aus der Dunkelheit, und ich tappte vorwärts, die eiserne Treppe hinunter. Mit jedem Schritt, der mich Richtung Erdboden trug, hatte ich das Gefühl, dass sich ein Käfig über uns ausbreitete, uns in dieser Gesellschaft gefangenhielt, Marionetten auf einer riesigen Bühne. "Was ist denn heute nur los mit dir?", stöhnte Levi entnervt und ergriff mein Handgelenk, zog mich so rasch hinter sich her, dass ich fast über eine Erhebung gestolpert wäre, hätte ich nicht sofort mein Gleichgewicht wiedererlangt. "Gar nichts, mecker doch nicht so rum.", schmollte ich und in dem Moment traten wir durch die Tür, wieder ins Freie.

Wie nach jedem Ausflug erschlug der abendliche Lärm Tokyo's mich beinahe, die Massen an Autos, die Lichter, nahezu überall, blendend. Ich kniff die Augen zusammen und verließ mich ganz auf das Gefühl von Levis Fingern, die mein Handgelenk umklammerten, als er mich in eine ruhigere Seitenstraße zog. Ich blinzelte, wurde von Dunkelheit empfangen. Einzig eine kleine Straßenlampe erleuchtete den Weg vor uns. "Es ist eine Abkürzung, die ich letztens erst entdeckt habe, wir sparen so einige Minuten.", murmelte der Schwarzhaarige als Antwort auf meinen fragenden Blick. "Bleib aber bei mir, ich weiß nicht, ob dieser Ort von Ghoulen genutzt wird."

Ich nickte und lehnte mich leicht an ihn, während wir uns langsam vorwärtsbewegten. Und auf einmal ertönte, nicht weit von hier, ein lautes Scheppern und ich zuckte zusammen, konnte gerade noch einen Schrei unterdrücken. "Shh, alles gut.", flüsterte Levi und zog mich an sich. Die Wärme seines Körpers sorgte dafür, dass ich mich ein wenig sicherer fühlte. Doch auf einmal konnte ich etwas weiter entfernt einen Schatten erkennen, der sich an die Wand drückte, vielleicht, um nicht gesehen zu werden. Mit zitternden Händen zupfte ich an Levis Shirtärmel und deutete auf den Schatten. "S-Sieh mal, Levi. Das kommt mir suspekt vor."

Dann schien alles ganz schnell zu geschehen. Mit einem lauten Fauchen stürzte sich der Schatten in unsere Richtung, mir entschlüpfte ein heller Schrei, und Levi schob mich hinter sich, mit solch einer Kraft, dass ich zurück stolperte und mein Rücken die kalte Steinwand berührte. Ich setzte zu einem weiteren Schrei an, doch was ich sah, verschlug mir den Atem. Levi stand leicht gebückt, der Rücken seines schwarzen Longsleeves in Fetzen, und zwei riesige, flügelähnliche Krallen wanden sich aus seiner Haut, zuckten und leuchteten in tiefem Purpur, abwechselnd mit Rot, pulsierten wie ein Herzschlag.

Er drehte sich kurz um, seine Augen bohrten sich in meine. Was einst weiß war, schimmerte nun blutrot, ebenso wie einige Adern um seine Augen herum. Seine Lippen formten das Wort "Entschuldigung.", bevor er seine Aufmerksamkeit wieder auf den Ghoul vor ihm richtete. "Mach, dass du wegkommst.", zischte er, und ich erkannte den alten Levi, meinen besten Freund, gar nicht mehr. Etwas warmes und nasses auf meinen Wangen ließ mich erschaudern, und ich wischte mir mit den Fingern über mein Gesicht. Der metallische Geschmack von Blut ließ mich erschaudern, und im selben Moment traf mich der Schmerz. Ich drückte mit meiner Hand auf meine Stirn, wo ich eine Platzwunde vermutete, und lag richtig, als der Schmerz sich verstärkte.

"Lass sie gehen, sie hat mit der ganzen Sache nichts zu tun.", sagte Levi da auf einmal und ich vernahm ein Grollen aus der Kehle des anderen Ghouls, ein Geräusch, welches mir einen Schauer über den Rücken laufen ließ. "Wen kümmert das noch, Levi? Sie könnte ein gutes Abendessen abgeben." Mit einem lauten Knurren stürzte Levi sich auf den anderen Ghoul, und alles, was ich sah, war ein Gewirr aus Krallen, Blut und zwei Körpern, die miteinander rangen, Staub, der vom Boden aufstieg.

Plötzlich hörte ich schwere Schritte hinter mir, und eine Hand legte sich auf meine Schulter. Vor Schreck schrie ich laut auf, doch jemand antwortete: "Alles gut, dir wird nichts passieren.", und als ich aufschaute, konnte ich zwei Ghoulermittler erkennen, die Gesichter fast hinter den schweren Mänteln verborgen, bereit, ihre Waffen einzusetzen, die sich in den silbern glänzenden Koffern verbargen. Unter anderen Umständen hätte ich mich gefreut, sie zu sehen, doch jetzt? Jetzt, wo ich wusste, dass mein bester Freund ihr größter Feind war, nicht nur ihrer, der größte Feind des Menschen? Wie hatte ich das nicht wahrhaben können?

All die Momente, wenn er sich mit einem "Ich habe gerade keinen Hunger" oder "Ich habe schon gegessen" rausgeredet hatte. Seine Sucht nach schwarzem, ungezuckertem Kaffee. Wie hatte ich das nicht bemerken können? Und überhaupt, was sollte ich ihnen jetzt sagen? "Ach, und übrigens noch was: Der Schwarzhaarige, der gerade seinen Mitghoul zu Hackfleisch verarbeitet, ist zufälligerweise mein bester Freund, und nein, ich wusste nichts über sein Ghouldasein." Doch bevor ich mir weiter den Kopf über mögliche Antworten zerbrechen konnte, kam der Trubel vor mir zum Stillstand, und Levi erhob sich langsam.

Sein Kinn war blutverschmiert, und ich fragte mich, ob Kannibalismus unter Ghoulen etwas Alltägliches war. Er seufzte und hob den Kopf. Direkt neben mir standen die Ghoulermittler, Koffer auf dem Boden, ihre Waffen schimmerten, sie waren auf den Körper meines besten Freundes gerichtet. Der Schrei blieb mir im Halse stecken, und ich streckte meine Hand aus, wollte sie anflehen, ihn zu verschonen, doch Levi schüttelte kaum merklich den Kopf, die leiseste Andeutung eines Lächelns auf seinen Lippen.

Bevor die Quinken der Ghoulermittler ihre grausame Arbeit vollbrachten, formte sein Mund einen Satz, den ich mein Lebtag nicht mehr vergessen würde: "Leb' weiter."

überarbeitet; 2017/09/28.

ich habe keine lust mehr, für leute zu schreiben, die sich nicht bedanken können. dasselbe habe ich —vielleicht ein wenig höflicher— auch in meinen hq-oneshots angemerkt, aber einige haben dies wahrscheinlich/vielleicht missverstanden.
also, hier noch mal: wenn man einen oneshot requested, egal mit welchem charakter, egal welches genre, man geht davon aus, dass der autor/die autorin sich die zeit nimmt, um etwas schönes und ausführliches zu schreiben. und ich kann es auf den tod nicht ausstehen, wenn eben diese leute, die etwas requested haben, sich nicht bedanken können, oder etwas passendes dazu schreiben. ich meine, überschlagt euch bloß nicht mit dem loben, aber ein einfaches "danke" reicht doch auch. ist ja 1) freiwillig und 2) fühlt man sich als autor besser, wenn die geschichten anerkannt werden.

—liv.

"fight till the last gasp."
— william shakespeare; henry vi. (part one)

𝐸𝑃𝐻𝐸𝑀𝐸𝑅𝐴𝐿; german levi os Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt