incandescence

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levi x reader

summary: in which death brings us together.

genre: angst, fluff

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incandescence; (noun) light produced by high temperatures.

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"Und, (V/N), weißt du schon, was du nach deiner Kadettenausbildung machst?", fragte mich Eren, als wir zusammen an dem reich gedeckten Tisch saßen. Ich nickte nur. Ich hatte keinerlei Absichten, den anderen zu erzählen, dass ich der Freiheitslegion beitreten würde. Sie würden es einfach nicht verstehen.

Mein Name ist (V/N) (N/N), ich wurde im äußersten Bezirk der Mauer Maria, Shiganshina, geboren und bin dort auch aufgewachsen. Ich lebte ein sicheres und friedliches Leben, bis eines Tages die Titanen durch die Mauer brachen. Meine Eltern und ich schafften es lebend auf die andere Seite, jedoch sah ich auf unserer Flucht so viel Tod und Elend, dass ich mein Herz vor allem verschloss. Ich hielt meine Gefühle verborgen, auch vor meinen Eltern. Zu traumatisierend war das für Klein-(V/N) gewesen.

Deswegen war ich unter den Kadetten als "Eiskönigin" bekannt, noch emotionsloser als Mikasa Ackermann, welche zumindest dann Gefühle zeigte, wenn es um ihren geliebten Eren ging. Trotz allem würde ich mein Leben für meine Mitkadetten und Mitglieder meines Trupps geben. Loyalität bis in den Tod.

"Komm schon, (V/N), mir kannst du es doch sagen!", bettelte Eren, was ihm einen verächtlichen Blick von Jean einbrachte. "Eh, Jäger, sie wird es dir nicht sagen. Solltest deine Lebenszeit besser dafür nutzen, dein nicht vorhandenes Gehirn zu suchen, damit du keinen Unsinn mehr redest!" "WAS WAR DAS, DU PFERDEFRESSE?!", rief Eren aufgebracht, und binnen Sekunden stritten die Beiden sich wieder um völlig belanglose Dinge.

Völlig entnervt stand ich auf und griff nach meinem Tablett, spazierte durch den ganzen Saal und setzte mich an einen leeren Tisch. Endlich hatte ich Ruhe - dachte ich. Denn jetzt wurde im gesamten Saal getuschelt und gewispert: "Sie könnte dem Corporal alle Ehre machen, so kalt wie sie ist.", "Ja, das finde ich auch. Bestimmt kommt sie in seinen Trupp, wenn sie zur Freiheitslegion geht.", "Glaubst du echt, sie geht zu denen?!", "Jemanden wie (V/N) kann ich mir nirgendwo anders vorstellen als da.", und so weiter.

Plötzlich trat jemand durch die Eingangstür und schritt durch den Saal nach vorne zum Pult, wo die Ausbilder saßen. Das Getuschel stieg rasant an, und auch ich streckte den Kopf, sah ich doch für einen kurzen Moment die Flügel der Freiheit auf dem Rücken der Person! Sie wechselte ein paar Worte mit Shadis, der erstaunlich zurückhaltend wirkte. Da musste die Person wirklich einen hohen Rang haben, wenn Shadis sich so unterwürfig benahm.

Sie drehte sich um und schob die Kapuze nach hinten. Jetzt konnte man die Gesichtszüge eines blonden Mannes mit massigen Augenbrauen erkennen, es war der Kommander, Erwin Smith, höchstpersönlich. Er räusperte sich und sprach schließlich mit lauter Stimme: "Der Abschluss eurer Ausbildung wurde vorgezogen. Ich verlese jetzt die Rangliste." Ich landete auf dem zweiten Platz, direkt hinter Mikasa. War okay.

"Nun, alle Kadetten die sich nicht der Freiheitslegion anschließen möchten, verlassen bitte jetzt unverzüglich den Raum." Mich wunderte es nicht, dass sofort lautes Stühlescharren und Getuschel durch den Raum klang. Als auch der letzte Noch-Kadett die Tür hinter sich geschlossen hatte, bat Erwin uns, aufzustehen. Ich bemerkte, dass bis auf Annie alle "bekannten" Kadetten unseres Jahrgangs hiergeblieben waren. Sogar Jean, und ich fragte mich, was seine Entscheidung beeinflusst hatte.

Wir alle folgten dem Kommander nach draußen, vorbei an den Blicken der anderen, die uns als "lebensmüde" und "verrückt" bezeichneten. Mir war das recht herzlich egal. Um ehrlich zu sein, konnte ich es kaum erwarten, meine erste Expedition mitzuerleben...

Ich war jetzt seit gut einem Monat Mitglied der Freiheitslegion, und hatte mich erstaunlich gut eingelebt. Es gab kaum Probleme - bis Levi Ackermann erschien. Angeblich der beste Soldat der Menschheit, Anführer des berühmten Trupp Levi und so weiter. Nun ja, er war ein schlecht gelaunter, kleiner, putzwütiger Typ. Ich konnte ihn überhaupt nicht leiden. Okay, er sah ziemlich gut aus. Das war's dann aber auch schon.

Was mich am meisten aufregte, war, dass er auf jeden hinabblickte und einfach entsetzlich arrogant und rechthaberisch war. Und mich hasste er ganz besonders. Vielleicht, weil ich ihm ähnlich war. Vielleicht, weil ich mir nichts von ihm sagen ließ. Vielleicht, weil ich ein Talent für's Titanentöten besaß. Auf jeden Fall hackte er immer auf mir herum, ließ keine Gelegenheit aus, mich anzumeckern oder irgendwie zu erniedrigen. Das schmerzte, aber ich zeigte es nicht.

Bis ich eines Abends Hanji, die verrückte Wissenschaftlerin, fragte, warum Levi immer so kalt und unfreundlich war. Daraufhin erzählte sie mir von seiner Kindheit im Untergrund, und von seinen Freunden Farlan und Isabel, mit denen er durch dick und dünn gegangen war. Sie berichtete, wie Levi zum ersten Mal an die Oberfläche gelangte, was für eine Rolle Erwin gespielt hatte, und schließlich, was mit Farlan und Isabel geschehen war.

Deren Schicksal ließ mich schlucken, und ich fühlte mich ganz bedrückt. "Oh nein....jetzt kann ich verstehen, warum er so ist, wie er ist..." Hanji nickte. "Und was ist mit dir? Warum nennt dich jeder Eiskönigin?" Also berichtete ich ihr von meinem Schicksal, und sie schüttelte leicht den Kopf. "Du Arme. Hoffentlich schaffst du es bald, deine Gefühle zu zeigen. Ich glaube, wenn wir den Frieden wiedererlangen, dann hast du eine Chance, sicher und ohne Angst zu leben."

Ich fühlte mich nach diesem Gespräch sehr seltsam, also beschloss ich, mich ein wenig an die frische Luft zu begeben, um einen klaren Kopf zu bekommen. Das Dach erschien als geeignete Wahl, da ich so auch den Himmel und die Sterne beobachten konnte, weil es bereits dunkel geworden war. Doch als ich oben ankam, sah ich, dass bereits jemand auf der Brüstung saß, eine Flasche in der Hand. Es war tatsächlich Levi. Was machte der Corporal denn hier?!

Ich wollte mich nicht von meinem Stammplatz vertreiben lassen, also schritt ich forsch an die Brüstung heran und ließ mich auf dem kühlen Stein nieder, lehnte mich an ein Stück Mauer. Levi erkannte mich sofort und sagte mit kühler Stimme: "Was hast du Balg hier zu suchen? Sollte jemand wie du nicht schon längst im Bett sein?" "Sollte jemand wie sie nicht hier oben sitzen und Alkohol trinken?", entgegnete ich. "Rede so nicht mit mir. Hat man dir nicht beigebracht, Respekt vor älteren zu haben?", zischte Levi.

Ich zuckte mit den Schultern, auch wenn ein Teil von mir dachte "Er hat Recht.". Ich seufzte und murmelte daraufhin: "Entschuldigung, Sir. Das war so nicht beabsichtigt. Ich frage mich nur, warum sie hier oben sitzen und trinken, so ganz allein." "Heute ist zufälligerweise der Todestag meiner zwei besten Freunde...", antwortete Levi und nahm einen großen Schluck aus der Flasche. "Farlan und Isabel?"

"Wer hat dir von ihnen erzählt?!", rief er schockiert und aufgebracht. "Na, Hanji. Wir haben vorhin über sie geredet." "Dieses verrückte Weib kann sich warm anziehen..", nuschelte Levi vor sich hin. Ich konnte nicht anders, als Mitleid mit ihm zu haben. Und ich beschloss, niemandem zu erzählen, was Levi hier wohl öfters zu tun schien. "Sir, wenn sie jemanden zum Reden brauchen...ich werde da sein."

Er drehte den Kopf und schaute mich verwundert an. "Scheinbar bist du doch nicht so ein Balg, wie ich zu Anfang dachte.", gestand Levi sich ein und ich hob meine Mundwinkel zu einem kaum wahrnehmbaren Lächeln an. "Danke. Sie sind auch ganz in Ordnung." "Na, das will ich doch wohl mal hoffen."

Und so zog sich das über Tage, Wochen und Monate hin. Langsam, aber sicher bekam ich ein Gespür dafür, wann und warum Levi sich zurückzog, und nun wusste ich auch, wo er aufzufinden war. Wenn wir zusammensaßen, redeten wir nicht oder nur sehr selten. Es war ein angenehmes Schweigen. Und ich war zufrieden damit, fühlte mich verstanden.

Zwei einsame Seelen, die dort oben saßen, und schwiegen. Doch dies war nicht etwa negativ. Es war ein Schweigen voller Verständnis und auch Vertrauen. Genau das, was man in einer Welt wie dieser braucht.

überarbeitet; 2017/09/27.

"you are your best thing."
— toni morrison; beloved

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