Kapitel 15

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Marco, schon wieder spüre ich diesen Knoten im Hals und Bauch. Als ich zu diesem Brief ansetzte zittert meine Hand.

Lieber Marco,
Heute ist viel passiert. Ich habe es nicht geschafft mich persönlich von dir zu verabschieden, doch wenn du das hier ließt, habe ich es endlich geschafft all den Schmerz und das Leid hinter mir zu lassen.
Ich muss mich bei dir bedanken. Bedanken für eine wunderbare Zeit. Woody, du warst, bist und wirst auf ewig mein bester Freund bleiben. Egal wann, du hast es immer geschafft, mich zum lachen zu bringen. Du warst mein Anker und dann habe ich angefangen mich in dich zu verlieben. Es war unbeschreiblich. Immer wenn du gelacht und gestrahlt hast, blieb die Welt für mich stehen und du hast dich Stück für Stück so tief in mein Herz geschlichen, dass du nicht mehr wegzudenken warst. Aus Angst vor meinen Gefühlen flüchtete ich nach Bayern, weg von dir, in der Hoffnung dich vergessen zu können. Meine Liebe vergessen zu können. Aber es ging nicht. Ich konnte dich nicht vergessen. Dann haben Ann-Kathrin und ich Schluss gemacht. Nur vor der Presse war sie noch meine Freundin. Sie war es letztendlich, die mich überzeugt hatte, dir meine Liebe zu gestehen. An mein Geständnis kannst du dich bestimmt noch erinnern. Es tat mir so unglaublich weh und auch als du mich dann ignoriert hast, ohne Mats und Philipp, die mir geholfen und Hoffnung gemacht haben, weiß ich nicht, wie ich es hätte schaffen sollen diese Zeit zu überstehen. Nach der WM habe ich dann angefangen mich zu ritzen. Ich musste mich von meinem inneren Schmerz ablenken und fand diese nur in anderen Schmerz. Heute verachte ich mich selber dafür, dass ich so schwach war. Manuel, Robert und Philipp haben mir damals sehr geholfen. Auf ihren Mist ist die Idee gewachsen, dich und Mats nach Bayern zu holen. Und auch sie wollten die WG, die sie bis heute nicht aufgegeben haben. Ich war so glücklich nachdem du mir, als du dachtest, dass ich schlafe alles gestanden hast. Ich war bereit meine Gefühle hinten anzustellen, wenn ich dich wenigstens als Freund zurückhaben kann. Eine Zeitlang schien es ja auch zu klappen, aber dann kamst du mit Scarlett zusammen. Ich weiß nicht, ob du dir vorstellen kannst, wie verletztend das war und wie demütigend, dass ich es durch die Presse und nicht durch meinen besten Freund selber erfahren habe. Damit zerbrach irgendwie das letzte bisschen in mir. Ich fühle mich wie eine leere Hülle. Meine Situation beim FCB hat dann auch nicht sonderlich dazu beigetragen und darum schreibe ich heute diesen Brief. Ich kann nicht mehr mit den Schmerz und der Schuld leben. Ohne mich wärst du so viel besser dran gewesen. Du hättest die WM nicht wegen Verletzung verpasst oder hättest zumindest nicht nach dem Vorfall vor dem Finale abreisen müssen. Es ist meine versammte Schuld, wie wahrscheinlich noch vieles mehr. Darum habe ich mich entscheiden. Ich werde euch die Last Mario Götze abnehmen.
Leb wohl, ich wünsche dir alle Liebe und alles Gute.
Ich liebe dich Woody

Dein Sunny

Die letzten Zeilen sind nir schwer zu entziffern. Viel zu sehr habe ich gezittert und geweint. Als ich endlich das letzte Wort vollendet habe fällt der Stift klirrend zu Boden und auch ich kann mich vor lauter Weinen nicht mehr auf den Beinen halten. Ein Glück, dass es bald vorbei ist. Nur noch wenige Minuten, dann habe ich endlich wieder Frieden. Für immer. Ich hadere mit dem Gedanken noch einen Brief für Manuel, Robert und Philipp zu schreiben, aber das würde ich einfach nicht mehr schaffen. Diese zwei Briefe waren eindeutig schon zu viel, wie mein Zustand zeigt. Ich atme ein mal rief durch, dann stehe ich mit wackligen Beinen auf, hole die Klinge aus meiner Tasche und gehe in den Dusche. Eine Blutlarche in der Kabine muss jetzt auch nicht gleich sein. Entschlossen schließt sich meine Hand enger um die Klinge. Sie werden es verstehen. Sie werden damit klarkommen. Es ist besser so, wenn ich gehe. Ich schneide meinen Ärmel auf und blicke auf meine vernarbte Haut. Gleich. Gleich ist es vorbei. Kein Schmerz, keine Schuld mehr. Nur ein Schnitt. Und zu diesem setzte ich an. Es ist anders als beim ritzen. Ich schneide zielstrebig und tief. Tödlich. Nicht nur zum verletzten. Ich sehe das Blut, wie es aus meinem Arm pulsiert, spüre aber keinen Schmerz. Dann beginnen schwarze Punkte vor meinen Augen zu tanzen. Sie werden immer größer. Ein letztes mal denke ich an Marco und dann wird alles Schwarz. Endlich bin ich frei.

Wie konnte es so weit kommen?Where stories live. Discover now