Kapitel 14

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Am Morgen bin ich einer der ersten beim Frühstück. Naja, vor mir war nur der ganze Trainer Staab da, also würde ich mal sagen, ich bin der erste. Verschlafen esse ich also mein Frühstück und gerade als ich fertig bin tauchen auch mal die anderen Spieler auf. Alle sind noch sehr verschlafen. Der einzige der mal wieder zu viel labert, ist Thomas. Gerade frage ich mich, warum ich überhaupt mitgekommen bin. Immerhin werde ich eh mal wieder nur auf der Bank sitzen. Die Hoffnung zu spielen habe ich schon lange begraben. Je näher die Begegnung mit Dortmund rückt, umso miserabler wird meine Stimmung. Als wir vor dem Stadion ankommen, hat sie dann ihren Tiefpunkt erreicht. Vor allem muss bei meinem Glück der Bus der Dortmunder genau gleichzeitig mit unserem ankommen. Die Welt liebt mich einfach. NICHT.
Möglichst schnell versuche ich in die Kabine zu kommen, aber wie gesagt, nicht mein Tag. "Hey Mario. Warte!" Genau, Marco hat nach mir gerufen. Ertappt bleibe ich stehen und drehe mich mit eingezogenem Kopf zu ihm um. "Hey Marco." Meine Antwort kommt sehr genuschelt raus. Als Marco dann aber auf mich zukommt gerate ich in Panik. Ich kann seine Nähe einfach nicht ertragen. Es ist zu viel. Zum Glück bleibt das meinen Teammitgliedern nicht verborgen und noch während sich fast alle als schützende Mauer zwischen mir und Marco aufbauen, schiebt mich Manuel schleunigst in die Kabine. Über die Schulter kann ich nur noch einen Blick auf Marcos verletztes und überrumpeltes Gesicht erhaschen. Aber hatte er wirklich gedacht, dass alles Friede Freude Eierkuchen wäre? Scheinbar schon. Soll er sich doch bei seiner Scarlett ausheulen. Ich war ihm die letzte Zeit doch auch nicht gut genug. Wir haben seit er mit Scarlett zusammen ist hauptsächlich nur noch geschrieben, wenn wir uns zu einem Tor oder einen Spiel gratuliert haben. Da mich die Begegnung mit Marco ganz schön aus dem Konzept gebracht hat, erlaubt mir Pep vorerst in der Kabine zu bleiben und mich zu sammeln. Damit spielt er mir direkt in die Karten. Als alle auf dem Platz stehen hole ich ein Blatt und einen Stift raus und beginne zu schreiben:

Liebe Mannschaft,
Als ich 2013 nach München kam war es nicht leicht. Aber ihr habt mich aufgenommen und mir ein Gefühl von Zuhause gegeben. Das Training war immer lustig. Allerdings war die letzte Zeit nicht leicht. Wie ihr wisst, habe ich mich in Marco verliebt und begonnen mich zu ritzen. Nur Manuel, Phillip und Robert habe ich es zu verdanken, dass ich es da raus geschafft habe. Sie haben es geschafft, dass ich zumindest ab und zu wieder lächeln konnte und mich aus meinem Loch rausgezogen. Als ich dann mit der Zeit mehr Zeit auf der Bank, als auf dem Feld verbracht habe, wurde mir mein letzter Lebensinhalt vorenthalten, der Fußball. Die letzten Jahre haben mich zu viel Kraft gekostet, die ich einfach nicht mehr aufbringen kann. Ich bin leer und schlapp. Bitte verzeiht mir. Es ist besser so.
Euer Mario

PS: Ich hoffe ihr habt das Spiel gewonnen. Bin stolz auf euch. Ihr seid die Besten.

Während dem Schreiben tropfen unablässig Tränen auf das Blatt. Ich kann mich nicht erinnern jemals so viel geweint zu haben, wie seit ich mich in Marco verliebt habe bzw seit dem ich es ihm gestanden habe. Den ersten Brief falte ich zusammen und schreibe Mannschaft FCB drauf. Mit Erleichterung blicke ich auf den Brief. Den ersten habe ich geschafft. Jetzt fehlt nur noch der für Marco.

Wie konnte es so weit kommen?Where stories live. Discover now