Kapitel 8

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"Mario, du musst aufstehen." Sanft rüttelt jemand an meiner Schulter. "Komm, wir haben etwas zu Frühstück gemacht" Ich erkenne, dass es Robert ist, der mich weckt. Grummelnd ziehe ich mir die Decke über den Kopf. Ich will nicht aufstehen, denn dann müsste ich mich der Mannschaft und den gestrigen Ereignissen stellen und dazu bin ich eindeutig noch nicht bereit. Aber Rober lässt nicht locker und schließlich stehe ich auf und folge ihn in die Küche. Dort sitzt Philipp schon am gedecktem Tisch. "Guten Morgen, Mario. Robert, Manu ist gerade unsere Sachen holen, brauchst du noch was besonderes?"
Ich ignoriere seinen Gruß und setzte mich schweigend auf einen Stuhl. Es geht mal wieder alles an mir vorbei, bis ich irgendwann ein von Philipp ein Nutellabrötchen vor die Nase geknallt bekomme. Zögernd greife ich danach und esse ein paar Bissen. Hoffentlich ist er jetzt zufrieden. Einen wütenden Philipp kann ich jetzt nicht auch noch brauchen.
"Ich denke wir sollten uns unterhalten, bevor wir ins Training gehen. Keine Widerrede, du wirst gehen Mario." Philipp würde sich nicht umstimmen lassen. Also seufze ich ergeben. Und blicke ihn mehr oder weniger erwartungsvoll an. Ich will das Gespräch einfach nur hinter mich bringen.
"Nun gut, also wie soll ich anfangen... Mario, wir machen uns Sorgen un dich. Große Sorgen. Natürlich musstest du viel durchmachen seit Beginn der WM, aber dass du dich ritzt, das naja, das geht einfach zu weit. Wir wollen dir helfen. Und deswegen..." Philipp ringt nach Worten, sodass Robert einspringt. "Deswegen haben wir beschlossen, dass wir dich nicht alleine lassen werden und da es hier zu klein ist, ist Manu gerade dabei alles wichtige von uns in ein großes Ferienhaus etwas außerhalb von München zu bringen. Deine Sachen nehmen wir nach dem Training mit. Wir werden uns dort eine schöne Zeit machen und werden dir helfen die Klinge weg zu lassen. Na, wie klingt das?" Erwartungsvoll werde nun ich angeblickt. Aber ich werde wütend. Was glauben die eigentlich wer sie sind, dass sie einfach so über meinen Kopf hinweg Entscheidungen treffen? Eingeschnappt fahre ich sie an: "Reicht es nicht, dass ich Ann-Kathrin als Babysitter habe?" Philipps Stirn legt sich in Falten und er spricht betont ruhig: "Nein, tut es nicht. Sie ist mehr unterwegs als hier. Und in deinem derzeitigem Zustand wäre es unverantwortlich dich alleine zu lassen. Wir wollen doch nur dein Bestes. Bitte lass uns dir helfen."
So sehr ich ihre Sorge auch schätze, so wenig kann ich sie derzeit gebrauchen. Ich will und ich werde nicht mit den dreien in eine WG in einem Ferienhaus ziehen. Mühsam nickend stehe ich auf und beeile mich aus meinem Zimmer frische Trainingssachen zu holen und dann im Bad zu verschwinden. Philipp hat mir zwar die Klinge gestern abgenommen, aber zum Glück habe ich im Bad noch eine auf Reserve. Hektisch suche ich nach ihr, kann sie aber nicht finden. "Sucht du vielleicht die hier?" Robert steht mit der Klinge in der Hand lässig im Türrahmen. Da ich immer noch nicht vorhabe mit irgendeinem zu reden, blicke ich ihn nur wütend an. "Mensch Mario, du musst mit uns reden. Und egal, wie wütend du mich jetzt anschaust, die Klinge bekommst du nicht zurück. Du solltest dich jetzt wirklich richten. Wir müssen in 5 Minuten los." Er dreht sich un und lässt mich einfach stehen. Ich bin fassungslos. Ich hasse sie gerade für ihre Aktion. Dennoch richte ich mich und sitze 5 min später brav mit ihnen im Auto. Was sie jedoch nicht wissen ist, dass ich nicht vorhabe mit zum Training zu kommen, sondern schnellstmöglich abhauen und mir eine neue Klinge besorgen werde.

Wie konnte es so weit kommen?Where stories live. Discover now