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Klar sind Gespräche mit Toten und Gebete für sie und ihr weiteres Leben ehrlicherweise so überflüssig wie ich das Betreten der Kirche hielt. Das war zumindest meine Meinung zu diesem kritischen Thema, das einen ab und an in wirklich unangenehme Situationen bringt, aber trotzdem führte ich sie, um mir die Seele aus dem Leib zu reden, so wie ich es bei Miss Taylor machte.
Mein ganzes, ruiniertes Leben kannte sie inzwischen fast auswendig und zu all meinen Erzählungen habe ich Mengen an Kommentaren bekommen, um mich und den Umgang damit zu bessern und trotzdem habe ich es nicht geschafft. Vielleicht war auch das Irrsinn, ihre Sprüche befolgen zu wollen, aber ich hatte keine andere Wahl.

»Du musst an dich glauben. Nur dann findest du den perfekten Weg durch dein Leben.«

Anfangs habe ich wirklich versucht dieser Aussage gerecht zu werden, aber es ist schwieriger als man glaubt, nicht an sein Schicksal zu denken und sich selbst zu bemitleiden.
Die Zeit in der Küche in Frankreich, die war schön. Da war mein Leben in Ordung, mein Vater lebte noch, ich hatte ein Haus und einen Freund, den ich mir besser gar nicht vorstellen konnte. All diese Dinge habe ich widerstandslos verloren. Weil mein Freund mein neues Ich nach dem Tod meines geliebten Vaters nicht mehr ausgehalten hat. Es war, als wäre ich in ein dunkles, tiefes Loch gestürzt, aus dem ich allein unmöglich herauskam, und als ich nach langer Zeit, in der reichlich Tränen geflossen waren, mit einer Hand gerade so den Halt und den Weg heraus gefunden hatte, hatte er sie genommen und zurückgestoßen. Er hat mich verlassen.
Wofür lohnt es sich dann noch zu leben? Hier zu sein? Zu existieren?

Der einzige Mensch, der mir rät, ich soll weiterleben und mich nicht einschüchtern lassen von den Problemen und Sorgen, die es in meinem Leben genügend gibt, ist Miss Taylor.
Eine kleine, unbekannte Frau mit gehöriger Lebensweisheit.

»Gib nicht auf!«

Wie oft hatte ich das gehört? Wie oft habe ich versucht, mich daran zu halten? Wie oft bin ich kläglich daran gescheitert?
Wie sollte ich diesem Teufelskreis entkommen?
Vielleicht müsste ich erst noch eine solche Aktion wie mit dem Verkleiden durchführen, um Arbeit zu finden, und für den Verlust zweier, für mich sehr viel bedeutender, Menschen konnte schlichtweg niemand aufkommen.
Wie sollte ich es unter diesen Umständen schaffen, je wieder glücklich zu werden?

»Glücklich sein bedeutet nicht das Beste von allem zu haben, sondern das Beste aus allem zu machen.«

Zugegeben, diese Weisheit stammte diesmal nicht von Miss Taylor. Ich hatte sie einmal irgendwo gelesen und, wie sollte es auch anders sein, sie nicht befolgen können.

Traurig und nicht mehr weit davon entfernt, in Tränen auszubrechen, kniete ich also vor seinem Garb und dachte darüber nach, was ich mit meinem Leben vorhatte.
Um noch etwas zu erreichen, müsste ich wirklich kämpfen und an mich glauben, damit ich das erreichen würde ...

Man muss etwas wirklich wollen, um es zu bekommen.

Kampfbereit.Where stories live. Discover now