Kapitel 29

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Den darauffolgenden Tag lief ich wie eine total Verrückte durchs Haus und suchte nach einer Beschäftigung, die mich ablenken sollte.

Leider vergebens, denn ich musste die gesamte Zeit über nur an Robin denken, der heute kommen würde. Ich hatte sogar vergessen irgendetwas gegen meine blauen Flecken und Narben zu machen. Doch obwohl ich mehrere Male an meinen Eltern vorbei lief und sie sogar ansprach, sagten sie kein Wort dazu.

Sehr ungewöhnlich, da sie sich sonst schon bei jeder Kleinigkeit Sorgen machten. Doch ich nahm es dankbar hin und kümmerte mich weiter um die wichtigeren Dinge.

Ich musste es irgendwie schaffen mich hier Zuhause anzuziehen und zu schminken wie Blaire Silver und nicht wie das graue, unattraktive Mäuschen.

Wenn ich es nicht schaffte unbemerkt an meinen Eltern vorbei zu kommen, würde ich einfach laufen. Laufen, damit mich meine Eltern nicht mit Fragen ausquetschen konnten, oder mir gleich verboten so das Haus zu verlassen.

Eine Stunde vor dem Treffen saß ich mit feuchten Händen auf meinem Bett und schlüpfte, bevor ich aufstand, noch in meine schwarzen Doc Martens. Ich setze mich an meinen Schreibtisch, kramte meine Schminke hervor und begann mich endgültig fertig zu machen. Doch ich konnte kaum meine Hand still halten, da sie ohne Kontrolle wie verrückt zitterte.

Als es Zeit wurde das Haus zu verlassen und zu der Brücke zu gehen, zupfte ich ein letztes Mal an meiner kurzen Jeanshose, damit sie perfekt saß.

Ich sah meine Eltern auf der rechten Seite, wie sie auf der Couch saßen und eine Folge Rules of Engagement schauten. Vorsicht öffnete ich die Tür und rief, hinter ihr stehend, meinen Eltern zu: "Ich gehe ein bisschen an die frische Luft."

Auf die Antwort wartete ich nicht, denn ich wollte, so schnell es nur ging, weg. Damit mich meine Eltern nicht zufällig durchs Wohnzimmerfenster sehen konnten, ging ich in eine andere Straße und schrieb Luke, dass ich draußen war.

Einige Minuten später fuhr er auch schon mit seiner Fireblade vor. Er hielt an, stieg von ihr und nahm seinen Helm ab. Seine Haare lagen trotz dem Helm immer noch perfekt.

Grinsend kam er auf mich zu und drückte mir einen Kuss auf meinen Mund. Meine Lippe kribbelte leicht bei der Berührung und mein Herz sprang in alle möglichen Richtungen.

Ich hatte, bis zu diesem Moment, noch nicht wirklich realisiert, dass Luke nun tatsächlich mein Freund war. Doch jetzt gab es keinen Zweifel mehr.

"Schreib mir bitte, wenn es nicht so läuft wie du es erhoffst, ja? Ich werde mich in der Nähe des Hauptbahnhofs aufhalten. Das heißt ich bin in wenigen Sekunden dann bei dir.", sagte er mir besorgt und lehnte dabei seine Stirn an meine.

Ich nickte leicht und küsste ihn dann lange, während ich meine Arme hinter seinen Kopf wandern ließ.

Wie lange hatte ich mir diesen Moment gewünscht und wie lange bin ich vor diesem nur weggelaufen? Es war wie ein neuer Lebensabschnitt der jetzt begann. Ein viel besserer.

Ich stieg mit Luke auf seine Maschine und umklammerte ihn mit beiden Armen. Das Parfum, welches mir in die Nase kroch, roch so wundervoll, dass ich ihn am liebsten nie wieder loslassen wollte.

Doch schon zehn Minuten später hielt Luke am Fuße der Brücke an. Sie war unbefahrbar und deshalb auch abgesperrt, doch man konnte trotz alledem sich als Fußgänger darauf schleichen.

Eine dunkel gekleidete Person lehnte sich über das Geländer auf der linken Seite und starrte aufs Wasser.

Ich gab Luke einen Kuss und ging dann zu der Person auf der Brücke. Luke fuhr mit quietschenden Rädern in die nächste Seitenstraße. Ich sah ihm einige Sekunden zweifelnd nach und fasste dann meinen ganzen Mut zusammen.

Fight Until You Die - The BeginningWo Geschichten leben. Entdecke jetzt