Kapitel 27

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"Kurz bevor unsere Lippen sich trafen hörte ich Luke sagen: "Ich lasse dich jetzt nie mehr gehen."

Einer meiner schönsten Momente in meinem Leben? Es war nicht, wie andere sagen würden, die erste Begegnung mit Luke in der Disco, auch nicht unser erster Tanz, erster Kuss oder der Herzschmerz, den ich wegen ihm hatte. Es war dieser eine Satz, der meine Welt komplett veränderte. "Ich lass dich jetzt nie wieder gehen."

Unglaublich, aber wahr, er hatte so viele Aussagen in diesen einen Satz gepackt. Die Sicherheit, dass er mich beschützen würde bei allem, mich unterstützen würde bei den Problemen, die ich mit meinen Eltern hatte und natürlich, dass er mich nicht mehr verlassen wollte und auch nicht zuließ, dass ich ihm noch einmal so vor den Kopf stieß.

Wir standen nicht lange draußen in der doch mittlerweile frischen Luft, denn wir gingen wieder rein und sahen mehreren Kämpfen von den unterschiedlichsten Gangs zu.

Erst als Lukes Name aufgerufen wurde, stellte ich mich mit Phoe und Alex an eine Ecke des Ringes. Mit Alex hatte ich noch immer kein Wort gewechselt, aber ich wusste auch nicht wie ich dieses empfindliche Thema mit meinem Bruder und seiner Gang ansprechen sollte.

Scheinbar schien Phoe aber noch nicht davon mitbekommen zu haben, denn sie sprach mit mir nach wie vor normal. Ich fand es auch ehrlich gesagt ziemlich übertrieben von Alex, dass sie sauer auf mich war wegen einer Sache, von der ich nicht einmal wusste und nichts mit ihr zutun hatte .

Doch war diese Sache zurzeit mehr als über, denn es war schon längst vergangen und hatte rein gar nichts mit meiner Einstellung zu irgendwem zu tun.

Luke hatte Glück, da sein Gegner noch recht unerfahren und schwach war. In der zweiten Runde gewann er auch schon mit einem K.O. und kam recht desinteressiert zu uns aus dem Ring.

Es war schon echt etwas unfair, dass sein Gegner so unwürdig war, genauso wie ich für den meinen. Auch wenn diese Kämpfe alles andere als fair und gerecht waren, war es dennoch nicht wirklich in Ordnung, dass man ohne viel Erfahrung gegen jemanden kämpfen musste, der schon viel mehr hatte.

Bis zu Alex Kampf saßen wir alle noch zusammen auf der Treppe zum ersten Stock und hörten Phoe zu, die von ihren zwei Gesprächen mit Cedric erzählte. Sie hatte ihn auf den nun entstandenen Konflikt mit The Azure Bulldogs angesprochen und wollte ihm unsere Lage erklären.

Schließlich war es größtenteils ein Missverständnis, da ich nicht einmal von ihnen wusste und einen ihrer Leute angequatscht hatte. Aber wer geht schon davon aus, dass der nächste Typ in einer Gasse ausgerechnet einer von der gegnerischen Gang meiner, frisch beigetretenen, Gang ist?

Doch Cedric ließ nicht mit sich reden, denn er meinte, dass wir jetzt nur Angst vor The Azure Bulldogs hätten. Natürlich stimmte auch dass, denn unsere Gang war viel kleiner.

Außerdem hatte Phoe ihn gefragt, ob er wirklich seine Hände im Spiel hatte, dass ich so einen starken Gegner bekommen hatte. Er stritt es selbstverständlich ab. Hätte ich mir auch denken können.

Wir gingen wieder zurück zum Ring, da Alexs Kampf anstand. Sie hatte Glück, denn sie musste gegen ein Mädchen kämpfen und sie sah nicht sonderlich stark aus.

Der Kampf erstreckte sich über vier Runden in denen Alex dem Mädchen ziemlich das Gesicht ramponierte. In der letzten Runde wurde von ihrer Gruppe dann das weiße Handtuch geworfen und somit gewann Alex diesen Fight.

Ihr Kampf war nun der letzte für uns. Luke und Alex hatten gewonnen und konnten somit den kommenden Freitag wieder kämpfen und ich auch, da mir überraschender Weise auch der Sieg erklärt wurde.

Keiner von uns wollte den anderen Kämpfen weiterhin zuschauen, deswegen gingen Alex und ich wieder nach oben zu den etwas provisorischen Umkleiden und zogen uns wieder um. Ich allerdings nicht in meine normale, chice Kleidung, sonder in die, die meine Eltern akzeptierten. Hieß lockere Jeans mit Bauernschuhen und einem grauen, mir fast zu den Knien reichenden Pullover.

"Was hast du denn da für ein Zelt an?", rief mir Alex direkt fingerzeigend entgegen.
Mir tat es einerseits extrem weh, dass mich jeder so sehen musste und ich wusste, was meine Freundin über mich dachte, doch andererseits war es einfach zu lustig um nicht über mich selbst zu lachen.

Etwas scherzhaft hob ich den Pullover wie ein Kleid an und erzählte ihr: "Das ist die neuste Mode. Noch nicht in allen Zeitungen gesehen?"
Wir beide konnten uns das lachen nicht verkneifen und prusteten laut los.

Ich hatte schon Angst gehabt, dass die Situation mit Alex nun weiterhin angespannt wäre, doch das hatte mein wunderschöner Stil dann doch gerettet.

Doch ich sprach sie auch nicht ein weiteres Mal darauf an. Wenn das Thema nochmal aufkommen würde, würde ich ihr erklären was ich weiß und warum die Gang mir so wichtig war. Bis auf Luke, seit dem heutigen Tag, wusste keiner, dass zu dieser Gang mein Bruder gehörte.

Wir steigen in Phoes Wagen und fuhren dann von dem schäbigen Platz. Mittlerweile sollte ich es ja gewohnt sein, doch mochte ich es noch immer nicht an so unheimlichen Orten zu sein mit Leuten, die alle wie Mörder aussahen. Natürlich gab es auch Ausnahmen, denn Luke, Phoe und Alex sahen auch nicht wie Mörder aus.

Je näher wir meinem Haus kamen, desto mehr wünschte ich mir einfach umzudrehen und mit den dreien im Auto irgendwohin auszuwandern. In der letzten Zeit kam ich immer weniger mit meinen Eltern klar und das hielt ich einfach nicht mehr aus. Ich wollte nur noch weg.

Doch das ging leider nicht, deswegen stieg ich mit leicht deprimierten Gesicht aus und ging unser Haus zu. Kurz bevor ich es betrat zog ich aus meiner Tasche ein Abschminktuch und wischte mir flüchtig über meine roten Lippen und meine Augen.

Meine Eltern im Glauben, dass ich bis 10 Uhr bei Phoe war, lagen auf der Couch und schienen eingeschlafen zu sein.

Deswegen verzog ich mich leise in mein Zimmer und da unter meine Dusche. Ich wollte es nicht darauf anlegen auch noch einen Muskelkater zu bekommen, deswegen duschte ich auch mehr als nur warm.

Je länger ich dort blieb, umso mehr tat mir das Prasseln auf meinem Körper weh.
Ich hatte in Gegenwart der Anderen beinah fast keine Schmerzen gehabt, doch jetzt tat mir jeder Quadratzentimeter meines Körpers weh.

Bevor ich mich ins Bett legte betrachtete ich meinen von Schwellungen übersäten Körper. Es gab beinah keine einzige Stelle wo es nicht angeschwollen oder rot war. Noch dazu hatte ich am Rücken und meinem Knie Schürfwunden. Meine Nase war von innen mit Blutresten verstopft und es hatte sich zudem auf meiner Nase ein leichter Höcker gebildet. Der Rest meines Gesichtes wies leichte Kratzer, vermutlich von den Nähten der Punchbags.

Ich trug auf die meisten Schwellungen, und mir komisch erscheinenden Stellen, Kytta-Salbe auf und legte mich dann mit schmerzenden Gliedern ins Bett. Egal wie ich mich auch hinlegte alles tat mir weh. Deswegen dauerte es auch mehrere Stunden bis ich endlich einschlief.
Ich hatte es vorerst geschafft.

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Tatsächlich ein neues Kapitel? Jaa! :D
Für alle die, die Kämpfe etwas zu lang fanden, ja es ist vorerst vorbei ^^

Wenn es Euch gefallen hat, lasst doch bitte ein Vote oder Kommi da :) Würde mich freuen.

-Jasmine 💕

Fight Until You Die - The BeginningWo Geschichten leben. Entdecke jetzt