Mit chinesischem Essen hatte das ChopSuey am Flughafen nicht viel gemeinsam. Die Bedienung war jung und rothaarig, mit dicken Sommersprossen auf der Nase. Das lustige Gegenteil von chinesisch. Solche Restaurants waren ohnehin der absolute Horror für echte Chinesen, das wusste Kyungsoo so genau, weil ihm sein bester Freund Yixing oft genug damit die Ohren vollgeheult hatte. Yixing hatte ihn außerdem erst in diese Situation gebracht, also danke auch.
Zugeben, Yixing selbst hatte ihn nicht direkt in dieses abscheuliche Restaurant geleitet, aber ihm war zu verdanken das Kyungsoo zwei Wochen in den Vereinigten Staaten von Amerika festgesessen war, vierzehn Stunden von Zuhause entfernt.
Mr. Hempton kaute glücklich auf seinen gebratenen Nudeln mit Ei, Huhn und Gemüse herum und staunte gleichzeitig über Kyungsoos Geschick mit den Stäbchen zu hantieren. Holzstäbchen. Kyungsoo hätte lieber eine Gabel oder noch besser richtige Stäbchen aus Metall gehabt. Aber als er den jungen Kellner danach gefragt hatte, hatte dieser ihn nur verwundert angeblickt.
„Das sind doch echte Stäbchen, Sir."
Kyungsoo hatte es aufgegeben und eine kleine Schüssel Reis mit einer Wan Tan Suppe bestellt. Auf einem von beiden kaute er gerade herum, geschmacklich war er sich nur noch nicht sicher auf was. Zumindest der Grüntee war gut. Sencha Makota – was zwar eine japanische Grüntee Sorte war, aber er hatte ja schon alle Erwartungen über Bord geworfen. Den Tee genoss Kyungsoo in vollen Zügen.
„Was haben Sie nun weiter vor, Mr. Do wenn ich Sie das so direkt fragen darf?", meldete sich Jeffrey zu Wort. Vor ihm ein Teller ‚Pekingente' mit Reis. Yixing würde weinen. Kyungsoo lächelte bei dem Gedanken.
„Ich fliege nach Seoul und treffe mich wohl direkt mit Mr. Zhang Yixing", den Schuften so förmlich beim Namen zu nennen, brannte Kyungsoo auf der Zunge. „Und ich erzähle ihm natürlich von unserer geschäftlichen Zusammenarbeit. Er wird sich sehr darüber freuen."
Mr. Hempton lachte, wobei ein Lauchstück aus seinem kurzen Bart herausfiel. „Die Freude ist ganz unsererseits. Sagen Sie dem großen Künstler er ist jederzeit in Manhattan willkommen und natürlich erst Recht in unserer Kunstausstellung."
„Das ist wirklich nett von Ihnen", Kyungsoo war ganz in Händlermodus gefahren. „Aber er wird es wohl leider nicht schaffen. Er ist ein Stubenhocker und feilt lieber an seinen Gemälden, als sich um Reisen zu kümmern. Allein schon die Menschenmenge am Flughafen würde ihn umhauen, ganz zu schweigen von den Straßen New Yorks."
„Das wollen wir natürlich nicht", bestätigte Mr. Hempton mit Verständnis. „Dafür sind Sie ja da."
„Genau." Kyungsoo spürte die langen, knochigen Finger einer Hand auf seinem Knie. „Mr. Zhang kümmert sich um seine Bilder", die Hand begann auf und ab zu streichen, jedes Mal hielt sie ein wenig höher auf seinem Schenkel an. „Und ich kümmere mich darum, dass seine Gemälde auch gesehen werden." Die Hand strich flüchtig über Kyungsoos intimste Stelle und er straffte den Rücken, eine entschuldigende Miene auf dem Gesicht. „Würden Sie mich kurz entschuldigen? Ich suche schnell das Badezimmer auf."
„Natürlich, lassen Sie sich nicht stören", lächelte Mr. Hempton. „Ihre Tasche ist sicher bei uns."
„Das habe ich nie angezweifelt", gab Kyungsoo ebenfalls lächelnd zurück, warf einen finsteren Blick in Jeffrey's Richtung und stand auf, wobei die Hand von seinem Oberschenkel rutschte.
Kyungsoo ließ sich von Rothaar die Treppe hinunter schicken, wo das Männer WC zu finden war. Es war klein mit nur zwei WC Kabinen, drei Pissoirs und zwei Waschbecken die an der Wand hingen. Kyungsoo seufzte und wusch sich die Hände mit Seife. Er musste nicht wirklich auf die Toilette, aber direkt zurückgehen wollte er auch nicht. Die einzige geschlossene Kabine öffnete sich, nachdem die Wasserspülung betätigt wurde. Kyungsoo machte dem blondhaarigen, jungen Mann Platz und trocknete sich ordentlich die Hände mit den grünen Papiertüchern, die er aus dem Spender zog.
Die Tür öffnete sich, Blondie verschwand und eine neue Person trat gleichzeitig herein.
Kyungsoo roch ihn, noch bevor er ihn gesehen hatte. Jeffrey trug zu viel Cologne, das war ihm schon bei ihrer ersten Begegnung aufgefallen. Noch bevor er den Mund öffnen konnte, hatte er den Geruch plötzlich direkte in der Nase. Jeffrey presste seine Lippen an Kyungsoos seitlichen Nacken und Lächelte in den Kuss.
„Ich konnte nicht widerstehen."
„Du hast Mr. Hempton ganz alleine an unserem Tisch gelassen", kommentierte Kyungsoo bloß. Er wurde an die kalte Fliesenwand neben einem der Pissoirs gepresst und spürte wie ein Bein sich zwischen seine klemmte. Jeffrey rieb sein Bein auf und ab.
Kyungsoo konnte ein Stöhnen gerade noch so unterdrücken, was Jeffrey jedoch schon reichte um sich bestärkt zu fühlen. „Horny?", hauchte er in sattem amerikanischen Englisch und presste ihre Lippen zusammen, noch bevor Kyungsoo etwas Spitzes erwidern konnte.
Der Kuss war wild und leidenschaftlich, viel Zunge und noch mehr Zähne – viel mehr als Kyungsoo lieb gewesen wäre.
In nicht einmal zwanzig Sekunden hatte Jeffreys Hand es geschafft in Kyungsoos Hose zu kommen und es dauerte ihn noch einmal die gleiche Zeit um auf seine Knie zu fallen.
Kyungsoo lehnte den Kopf zurück gegen die kalten Fliesen und schloss die Augen.

Blüten so kalt wie SchneeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt