Kapitel 39

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Ben sah mich geschockt an. Seine Augen weiteten sich von Sekunde zu Sekunde. Sein Mund öffnete sich. Und schloss sich wieder. Und öffnete sich. Und schloss sich wieder. Er wollte was sagen, tat es aber nicht.

>>Ihr habt was?!<< Ich schnellte herum, um Jack im Türrahmen stehen zu sehen. Er sah mich auch geschockt an, aber mit zusammengezogenen Augenbrauen und einem angestrengten und leicht wütenden Gesichtsausdruck bei dem sich Falten auf seine Stirn legten. Wie bei Dad.

>>Das kam einfach so überraschend und ich wusste nicht, was ich machen sollte und - <<

>>Luke! Calum ist ein Junge!<<

>>Na und?! Ist das ein Problem?!<< Ich stand auf, ballte die Hände zu Fäusten. Er sagte nichts, sah mich nur weiterhin aufgebracht an.

>>Das... das kam etwas überraschend.<< murmelte Ben und stand ebenfalls auf, stellte sich zu uns.

>>Ihr verhaltet euch so, als wäre es das Schlimmste auf der ganzen Welt!<< rief ich.

>>Luke! Calum ist ein Junge!<< rief Jack wieder.

>>Er ist aber doch auch nur ein Mensch!<< schrie ich ihn an.

>>Also bist du schwul?<< fragte Ben mich, beäugte mich immer noch missmutig.

>>Ich weiß es nicht.<< nuschelte ich.

>>Du hast einen Jungen geküsst und weißt nicht, ob du schwul bist?!<< fuhr Jack mich an.

>>Er hat mich geküsst!<< stellt ich die Sache klar und sah ihn wütend an.

>>Schwuchtel.<< nuschelte Jack und wendete sich ab. Dieses Wort reichte, um meine Adern gefrieren zu lassen und dann kurz danach mein Blut zum kochen zu bringen. Ich rannte auf ihn zu und schubste ihn gegen die Wand. >>Beleidige Cal nicht als Schwuchtel!<< schrie ich ihn an.

>>Jetzt habt ihr auch noch Spitznamen?! Was wird der nächste sein? Hasi? Schatzi? Daddy? Hm?<< provozierte er mich weiter. Das reichte. Das reichte jetzt wirklich. Ich holte aus, doch ehe meine Faust auf sein Gesicht traf, schlangen sich zwei Arme um meinen Oberkörper, die mich wegzogen. Ich wehrte mich, schlug um mich, trat zu und schrie Ben an, dass er mich loslassen sollte. Doch er blieb nur ganz ruhig, hielt mich weiterhin fest, bis ich einfach keine Kraft mehr hatte und aufhörte.

Mir liefen stumme Tränen über die Wangen, als Ben mich losließ.

>>Gib uns Zeit.<< sagte er leise. Zeit. Wofür? Dass sie mich verstanden? Dass sie es akzeptierten, dass Calum und ich uns geküsst hatten? Dass Calum ein Junge war?

Ein letztes Mal funkelte ich ihn an, wischte mir grob mit dem Handrücken über die Augen, um die Tränen wegzuwischen und stürmte dann aus dem Zimmer.

Diese Reaktion war ganz anders, als erhofft.

Von da an ignorierten mich meine Brüder so gut es ging. Sie aßen morgens schneller auf, damit sie nicht mit mir an einem Tisch sitzen mussten und machten sich auch schneller fertig. Jack wartete nicht mehr auf mich sondern lief einfach schon zur Schule, ohne mich.

Anfangs hatte ich versuchte mit ihnen zu reden, doch als sie jeglichen Versuch abgeblockt hatten, gab ich es auf und sah ein, dass ich alles versaut hatte.
Calum und Michael ging ich auch aus dem Weg. Ich wollte nicht mit ihnen reden. Calum bereute den Kuss sicherlich und es war mir einfach nur unangenehm in seiner Nähe zu sein. Ein komisches Unangenehm. Ich meine, ich mochte ihn und immer wenn er da war, fühlte ich mich besser, nicht so alleine und auch ein wenig beschützt. Und manchmal, wenn er mich anlächelt, dann kribbelt mein Bauch ein wenig und ich muss dann auch immer lächeln.

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