Kapitel 31

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Hätte ich gewusst, was mich am nächsten Tag in der Schule erwartete, hätte ich alles getan, um zu Hause zu bleiben.

Als ich morgens einigermaßen ausgeschlafen herunter kam, dachte ich noch nicht einmal ansatzweise daran, dass heute irgendwas schlimmes passieren würde.

Ich war für meine Verhältnisse gut drauf und redete dementsprechend auch viel.

>>Kann Michael heute kommen?<< fragte ich Mum, als ich meinen Kakao trank. Sie sah auf, lächelte glücklich und nickte, während Jack neben mir das Gesicht verzog. >>Kannst du nicht zu dem hin gehen?<<

>>Jack! Wenn Michael heute kommt, dann ist er unser Gast und dann behandelst du ihn auch so!<< wies Mum ihn zurecht und stemmte ihre Hände in die Hüften.

>>Ja ja, ich mag ihn halt nur nicht so.<< nuschelte Jack, versuchte sich zu verteidigen und aß von da an sein Müsli schweigend auf.


Auf dem Schulweg fragte er mich dann wütend: >>Hättest du dir nicht andere Freunde suchen können?! Warum ausgerechnet Michael?!<<

Ich zuckte bei seinem scharfen Ton zusammen und sah ihn mit großen Augen an. >>Das hat sich so ergeben.<< murmelte ich dann leise, hatte Angst, ihn noch weiter zu verärgern.

>>Wenn es den Korridor nicht geben würde, dann wäre alles so viel einfacher.<< murmelte Jack und lief weiter.

>>Aber es wäre auch ziemlich langweilig.<< warf ich ein.

>>Aber auch sicherer!<< Er sah mich an. Nach dem, was heute passieren würde, war ich genau seiner Ansicht. Doch das wusste ich zu diesem Zeitpunkt noch nicht.

Auch als Calum und ich zusammen auf dem Weg zu Sporthalle waren, dachte ich noch nicht daran, dass heute irgendwas schlimmes passieren würde. Ich machte mich wie Calum fertig und dann mussten wir uns mit Bodenturnen beschäftigen.

Wie immer verfluchte ich wen auch immer dafür, dass ich so untalentiert geboren worden war.

Nach der Stunde trafen wir uns mit Michael vor der Halle und liefen zu dem Klassenraum, in dem wir gleich Mathe haben würden.

Und auch in Mathe passierte nichts Ungewöhnliches. Erst, als wir die Treppe herunter liefen. Da geschah etwas.

Ich unterhielt mich gerade mit Michael über einen Song, den wir heute Nachmittag covern wollten.

Plötzlich spürte ich eine Hand in meinem Rücken, die mich nach vorne drückte und ehe ich mich versah, verlor ich das Gleichgewicht. Und blöderweise stand ich genau auf einer Treppe.

Ich wollte auftreten.

Da war nichts.

Nur Luft.

Ich wollte mich fest halten.

Verfehlte das Geländer.

Spürte, wie ich fiel.

Mein Brustkorb schlug auf die Stufen.

Meine Hände schlugen um sich.

Mein Kopf schlug mehrmals an.

Ich drehte mich.

Ich drehte mich wieder.

Immer und immer wieder.

Immer wieder drehte ich mich um mich selbst.

Schlug überall an.

Der Schmerz brannte in allen meinen Gliedern.

Mein Kopf dröhnte.

Dann lag ich endlich ruhig da.

Von Weitem hörte ich das erschrockene Raunen der Schüler um mich und Calum's erschrockener Schrei, der jetzt erst zu mir durch drang.

Er setzte sich neben mich, doch ich sah ihn nur noch verschwommen.

Neben mir stellten sich immer mehr Schüler, doch ich sah sie nicht wirklich, nahm sie nicht wirklich wahr.

Rechts von mir tauchte ein Lehrer auf, stellte mir Fragen, die ich nicht verstand und dementsprechend auch nicht beantworten konnte.

Der Nächste, den ich sah, war Jack. Er lief gerade mit seinem Kurs zu den Klassenräumen und war sofort zu mir gerannt.

Er strich mir durch das Haar, nachdem er meinen Kopf in seinen Schoß gelegt hatte, sagte andauernd meinen Namen und sagte, dass ich verdammt nochmal reagieren sollte, dass ich antworten sollte. Doch es ging nicht. Langsam aber sicher wurde alles schwarz.


°°°

Als ich aufwachte, lag ich in einem sterilen Raum. Langsam blinzelte ich und sah mich um.

>>Luke.<< sagte Mum erleichtert und strich mir durch das Haar.

Ich schloss wieder meine Augen, da es ziemlich anstrengend war und mir einfach alles weh tat.

>>Wie geht's dir?<< fragte Mum weiter. >>Mum, jetzt lass ihn doch erst mal in Ruhe aufwachen.<< Ich war schon ziemlich überrascht, als ich Jack's Stimme hörte.

Wieder machte ich meine Augen auf und sah zu meinem Bruder und meiner Mum. Ich wollte mich aufsetzen, weil ich mich ein wenig unwohl fühlte, aber Jack drückte mich sofort wieder mit leichtem Druck zurück in die Matratze. >>Bleib besser liegen, Luke. Du hast nen ganz schönen Schlag abbekommen.<<

Ich verdrehte nur die Augen und seufzte.

>>An was genau kannst du dich noch erinnern?<< fragte Mum mich und strich mir immer noch durch die Haare.

>>Ich bin von der Treppe gefallen.<< murmelte ich.

>>Gefallen.<< schnaubte Jack und schüttelte dabei leicht den Kopf. >>Als ob du gefallen wärst. Du wurdest geschubst.<<

Ich schüttelte nur leicht den Kopf. >>Ich trau mir zu, dass ich von einer Treppe falle.<<

>>Ja Luke, das trau ich dir auch sofort zu aber...<< Jack sah mit einem kurzen Seitenblick zu Mum, die mich immer noch besorgt ansah, und nuschelte dann: >>Erklär ich dir ein anderes Mal.<<

Ich war etwas verwirrt, nickte aber trotzdem leicht und bereute es sofort wieder; mein ganzer Kopf schien zu explodieren.

Gegen Abend war die Besuchszeit zu Ende und Mum und Jack mussten gehen. Bevor Jack nach Mum den Raum verlassen konnte, flüsterte er mir noch schnell zu, dass wir uns heute Abend in Ben's Traum treffen würden.




Naaa? :D
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xx_Mrs_H♥♥dings_

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