13 ~ Vergangenheit

425 12 17
                                    

Das Grand-Café in München aka das Fay's. 

Piper

Ich konnte nicht anders, als ihn wie hypnotisiert anzustarren. Erst langsam realisierte ich, was er da gesagt hatte. 

"W-was?" Super Piper, das war der intelligenteste Satz in deinem gesamten Leben.

Auch Jason schien bewusst zu werden, welche Worte er da ausgesprochen hatte. "Vergiss es", sagte er rasch. "Ich... äh... Muss ganz dringend los... mein Frosch hat Fieber und... Luke braucht noch Tampons, äh, wir sehen uns bestimmt bald wieder."

"Was für eine Scheiße laberst du da, Jase?", fragte Luke. Anscheinend hatte er unser kleines Gespräch mit angehört, was mich rot werden ließ. Ich hatte keine Ahnung, ob er wusste, dass wir beide uns schon von früher kannten. Denn auch wenn Thals zu meinen besten Freundinnen gehörte, hatte ich ihr nichts von der Romanze zwischen ihrem kleinen Bruder und mir erzählt. Nur Annabeth wusste davon, aber sie hatte uns ja im Endeffekt miteinander bekannt gemacht. Ob dasselbe bei Jason galt, war fraglich. Hoffentlich hatte er Luke nichts erzählt.

"Äh", machte Jason.

"Sieht das für dich wie ein Mädchenkörper aus?", fragte Luke beleidigt und hob sein Shirt hoch, damit wir sein leichtes Sixpack begutachten konnten. 

Ein Bild fiel von der Kommode, als Jason hektisch versuchte, seine Schuhe zuzubinden. "Ich bin dann mal weg", nuschelte er uns rannte aus der Tür.

"Das nenne ich einen schnellen Abgang", meinte Luke. "Ich hoffe nur, er geht jetzt seinen restlichen Kater ausschlafen und keine Tampons kaufen."

Ich hob das Bild wieder auf und betrachtete es. Mein Dad hatte Mum im Arm, ich saß auf seinen Schultern. Auf dem Bild war ich noch ein Kleinkind, vielleicht fünf Jahre alt. Meine damals kurzen Haare standen in zwei Zöpfen ab und ich grinste breit in die Kamera, wodurch ich eine Zahnlücke zeigte. Mum hatte ihr typisches Lächeln aufgesetzt, Dad strahlte förmlich. Er hatte uns beide sehr geliebt. Ich musste Thals fragen, warum das hier im Flur stand und nicht in meinem Zimmer, wo es eigentlich hingehörte.

"Deine Eltern?", fragte Luke, der warum auch immer hinter mir stand. 

"Mhm", machte ich. 

Er zog eine Augenbraue nach oben. "Tristan McLean und Annabelle Winter sind deine Eltern?"

Ich seufzte. "Ja. Aber sag es nicht weiter, sie mögen mich eh schon nicht, weil meine Mum ein berühmtes Model ist und ich deswegen anscheinend immer eine Sonderbehandlung bekomme."

"Und Tristan McLean war wirklich dein Vater? Hätte ich nicht gedacht. Du siehst eher wie Annabelle aus."

"Wow, hundert Punkte für den Kandidaten!", sagte ich sarkastisch. 

Luke schnaubte belustigt und sah noch einige Momente auf das Bild, ehe er dann abrupt das Thema wechselte. "Was genau läuft da zwischen euch?"

"Was läuft zwischen wem? Thals und dir?", erwiderte ich möglichst dümmlich, obwohl ich genau wusste, was er wollte.

"Lenk nicht vom Thema ab. Woher kennt ihr euch? Und streite jetzt bloß nicht ab, dass ihr euch kennt, ich hab euch gehört. Was hat Sparky dir so Schlimmes getan, dass er es bereut?"

"Sparky?", versuchte ich es halbherzig.

Luke sah mich mit einem 'Ist-das-dein-Ernst'-Blick an. "Weich nicht aus, Piper. Erzähl." Er betonte das letzte Wort besonders deutlich.

"Ich hab Hazel versprochen, dass ich es ihr als erste erzähle." Ich hatte ehrlich gesagt keine Ahnung mehr, ob ich ihr das wirklich versprochen hatte, aber vielleicht verschaffte mir das Zeit. 

"Gut, dann ruf ich sie jetzt an und bestell sie in einer halben Stunde ins Fay's. Zieh dir was anderes an und dann fahren wir."

"Du kannst nicht einfach-", fing ich an, merkte aber, dass Luke mich vollkommen ignorierte. Er begrüßte Hazel am Telefon und redete mit ihr, während er mich in mein Zimmer schob und dann wieder verschwand. 

Seufzend zog ich mich um und schminkte mich noch schnell mit Concealer und Eyeliner. 

"Wohin geht ihr?", gähnte Thals. 

"Pipes ausquetschen. Kommst du mit?" 

"Nein", sagte ich.

"Ja", sagte Thalia.

"Super, bin in fünf Minuten fertig." 

Sie sah nicht so aus, als hätte sie letzte Nacht viel geschlafen und außerdem, seit wann bestimmte Luke, welche Menschen zu meiner persönlichen Hölle mitkamen? Klar, sie war meine beste Freundin, aber sie musste nicht wissen, dass ich etwas mit ihrem kleinen Bruder am Laufen hatte. Ich meine, das war schon zwei Jahre her und außerdem würde da eh nie wieder was laufen. Zudem war er mir sowieso ein Rätsel, mal kannte er mich und entschuldigte sich sogar, mal ignorierte er mich knallhart.


Einige Minuten später saßen wir in meinem Auto, Thals und ich hinten, Luke auf dem Fahrersitz. Ja, er fuhr. (Nach "Du bist doch eh zu zappelig, um selbst zu fahren", hatte er mich überredet gehabt.)

Hazel wartete bereits auf uns. Sie hatte einen schwarzen Kaffee vor sich stehen und sah auf die Speisekarte. 

"Oh, hey", begrüßte sie uns. "Also, um was geht es? Luke war am Telefon sehr kryptisch."

"Es geht um Pipes und Jason, wenn ich das auf der Fahrt richtig gehört habe", gähnte Thals und bestellt sich ebenfalls einen Kaffee. 

Ein Funkeln trat in ihre Augen. "Weißt du jetzt, woher er deinen Zweitnamen kannte?"

"Du hast einen Zweitnamen?", fragte Luke überrascht.

"Amalia", antwortete Thals ihm. "Aber jetzt erzähl, Pipes."

Ich starrte auf Hazels Tasse. "Wir waren mal zusammen", nuschelte ich.

Meine Hoffnung, dass es niemand gehört hatte, wurde zunichte gemacht. Hazel stieß ein unnatürliches Quieken aus, während Luke der Mund aufklappte und Thalia mich mit einem Pokerface ansah. 

"Warum hast du nichts gesagt? Und was heißt waren?", presste Thalia noch immer mit undenkbaren Blick hervor. 

"Lange Geschichte", sagte ich leise. 

"Ich habe Zeit", sagte Hazel und pustete in das heiße Gebräu vor ihr.

"Annabeth hat lange Zeit mit ihm geschrieben und uns dann miteinander bekannt gemacht. Es hat sich so... vertraut angefühlt, während wir geschrieben haben. Später kamen dann noch Skype-Anrufe dazu. Ich weiß, es klingt merkwürdig, aber es hat sich angefühlt, als wäre ich bei ihm daheim. Jedenfalls haben wir uns dann vor ungefähr zwei Jahren zum ersten Mal getroffen. Dieses Treffen war für mich perfekt. Es war, als ob wir uns schon ewig kennen würden und nicht erst seit einem Monat. Wir haben uns noch ein paar Mal getroffen, aber dann haben wir den Kontakt abgebrochen. Die Entfernung war zu groß und wir haben beide angefangen zu studieren. Eigentlich wollten wir noch Kontakt halten, aber es zerbröckelte langsam, bis wir uns gar nicht mehr schrieben.

Und jetzt, zwei Jahre später, ist er auf einmal wieder da. Anfangs erkennt er mich nicht, dann nennt er mich bei meinem Zweitnamen und jetzt... Ich weiß nicht genau, wie ich unser jetziges Verhältnis beschreiben soll."

"Das... Wow", sagte Luke. "Ich wusste, irgendwas steht zwischen euch, aber ich hätte nicht gedacht, dass ihr mal zusammen wart. Ihr wart doch ein Paar, oder?"

Ich nickte leicht.

Hazel seufzte und legte mir eine Hand auf den Arm. "Ihr bekommt auch noch euer Happy End."

Ich sah zu Thalia. Sie hatte ihren Kiefer angespannt und starrte auf ihre Tasse Kaffee. Dann stand sie auf und ging, ohne sich umzudrehen.

~~~

Ein Monat später komme ich auch mal wieder aus meinem Loch gekrochen. Sorry :(

Carpe noctem, 

ich.

Vous avez atteint le dernier des chapitres publiés.

⏰ Dernière mise à jour : Jun 29, 2016 ⏰

Ajoutez cette histoire à votre Bibliothèque pour être informé des nouveaux chapitres !

Face to FaceOù les histoires vivent. Découvrez maintenant