Kapitel 2: Unerwartet

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Wörter: 1015


Als Dan am nächsten Morgen aufwachte, fühlte er sich nach langem mal wieder halbwegs ausgeschlafen. Nachdem er sich den Schlaf aus den Augen gerieben hatte, warf er einen Blick auf sein Handy. In der Benachrichtigungsleiste konnte er sehen, dass er eine Nachricht erhalten hatte. Neugierig öffnete er diese und sah, dass sie von Louise war.

10:49 Uhr: Hey dan, hast du vllt lust heute mal vorbei zu kommen?

Sofort antwortete Dan:

10:56 Uhr: Hey louise, klar ich bin in ner halben stunde da bd

Dann stand er auf, ging in die Küche und frühstückte schnell etwas. Anschließend duschte er, föhnte und glättete seine Haare. In schwarzen Skinny Jeans und grauem Hoodie schlüpfte er in schwarze Sneaker und machte sich auf den Weg zu Louise.

Trotz dass es schon Mai war, war es doch recht frisch draußen und ziemlich windig. Allerdings war es nicht weit zu Louise und daher machte das Wetter Dan kaum etwas aus. Auf dem Weg beobachtete er die verschiedensten Menschen. Wohin die alle wohl gerade unterwegs waren? Arbeit, Familie, Arzt? Oft dachte Dan über so etwas nach, auch wenn er nicht wusste, warum. Nachdenklich ging er durch die Gegend und kam schließlich bei Louise an. Diese stand schon erwartungsvoll an der Tür und begrüßte ihn wie immer herzlich. Dann gingen sie in ihr Zimmer, wo es sich Louise auf ihrem Bett bequem machte und Dan ließ sich in einem Sitzsack nieder. Zunächst herrschte Stille, doch irgendwann brach Louise diese:

"Sag mal, haben dir das deine Eltern schon mit dem Älterwerden erklärt?"

Dan schluckte. Eigentlich hatte er sich ja vorgenommen, die nächste Zeit nicht mehr daran zu denken, aber er konnte ja jetzt nicht einfach das Thema wechseln.

"Äh ja, so mehr oder weniger... Wieso?"

"Keine Ahnung, es ist nur... Ich kann nicht mehr aufhören, darüber nachzudenken... Seit ein paar Tagen träume ich sogar schon davon"

Für einen Moment überlegte Dan, doch das Thema zu wechseln, gab den Gedanken dann allerdings doch auf.

"So geht es mir schon seit Jahren. Es scheint, als kann niemand über etwas anderes reden. Natürlich ist es nicht so, aber es kommt mir so vor. Und jeden Tag frage ich mich, was aus mir wird, ob ich jemals die Richtige finden werde. Ich kann einfach nicht aufhören, darüber nachzudenken..."

Lange sah Louise ihn an; fast wurde es unangenehm.

"Dan, ich... Weißt du, dass ich so viel darüber nachdenke... Ich denke es ist weil... Wir sind schon so lange befreundet und... Jedes Mal, wenn du in meiner Nähe bist hab ich dieses Kribbeln im Bauch"

Was?! Das konnte nicht wahr sein! Dan mochte Louise, sehr sogar, sonst wäre er schon längst nicht mehr mit ihr befreundet, aber... Verliebt? Nein. Klar, er war es noch nie gewesen, trotzdem war er sich sicher, dass er nicht in seine beste Freundin verliebt war. Aber wie zur Hölle sollte er ihr das nun beibringen? Auf keinen Fall wollte er ihre Gefühle verletzen, aber er konnte es einfach nicht ändern, dass diese Gefühle nicht auf Gegenseitigkeit beruhten.

"Dan? Bitte sei nicht sauer, i-"

"N-nein, ist schon in Ordnung.. Ich- Es kam nur ein bisschen... unerwartet und plötzlich"

Warte, was? Warum hatte er das gesagt? Was wird Louise jetzt denken? Verdammt!

"Achso, uhm, okay...Also, sind wir..."

Louise beendete die Frage nicht, doch der Rest hing förmlich in der Luft. Was zur verdammten Hölle hatte er sich eigentlich dabei gedacht?! Er wollte nicht mit Louise zusammen sein, egal wie sehr er es schätzte, sie zu haben. Verdammt, er wusste doch nicht einmal, ob er überhaupt auf Mädchen stand!

"Ja, ich schätze schon"

Anstatt sich irgendwie aus der Situation zu reden oder ihr sogar die Wahrheit zu sagen, versuchte Dan sogar zu lächeln. Wie sollte er da bloß wieder herauskommen?

Louise sah so glücklich aus, er konnte es einfach nicht übers Herz bringen, ihr die Wahrheit zu sagen.

"Oh Dan, ich bin so froh, dass wir das endlich geklärt haben!", rief sie überglücklich.

Er gab sein Bestes, um wenigstens halb so froh zu wirken und erwiderte: "Ich auch, Louise, ich auch..."

Nicht auch nur eine Sekunde hielt er diese Situation aus. Hastig zog er sein Handy aus seiner Hosentasche und tat so, als ob er eine Nachricht bekommen hätte.

"Oh Mist, meine Mutter hat mir gerade geschrieben. Sie sagt, ich soll nach Hause und ihr bei etwas helfen... Es tut mir leid, Louise. Wir sehen uns Montag wieder, ja?", brachte er so überzeugend wie er nur konnte raus. Dann stand er auf, Louise tat es ihm gleich. Ob er ihr gleich einen Kuss geben sollte? Machte man das so? Er hatte nicht die leiseste Ahnung, also umarmte er Louise nur und hastete nach draußen.

Wow, er konnte immer noch nicht fassen, was gerade passiert war. Schon jetzt war er sich sicher, dass diese Beziehung nicht lang halten würde. Egal wie sehr er seine Freundin mochte, es fühlte sich einfach falsch an, mit ihr zusammen zu sein.

Draußen war es nach wie vor frisch und das war Dan mehr als recht. Noch ging er nicht nach Hause, er schlenderte einfach ein wenig umher, versuchte Ordnung in das Chaos seiner Gedanken zu bringen. Ab und zu wehte der Wind und nach ein paar Minuten spürte der Junge den ersten Regentropfen. Das war genau das, was er jetzt brauchte. Schon immer hatte Regen eine beruhigende Wirkung auf ihn gehabt und seiner Laune entsprach das Wetter ohnehin. Fast lautlos bewegte er sich und sog die Regenluft tief in sich ein. Auch wenn die nasse Kleidung etwas unangenehm war, er genoss trotzdem jede Sekunde im Regen zu sein.

Wieder schweiften seine Gedanken zu Louise. Es machte ihn nahezu wahnsinnig. Wie zur verdammten Hölle sollte er ihr es nur schonend beibringen, dass er nicht in sie verliebt war? Wenn er das tat, würde sie wahrscheinlich nicht einmal mehr mit ihm befreundet sein wollen. Im ersten Moment war das eine schreckliche Vorstellung, dann wurde ihm allerdings klar, dass es keinen Sinn machte, wenn sie "nur Freunde" blieben. Das war so... Klischeehaft irgendwie. Wie eine schlechte Sendung oder ein schlechter Film. Nein, das würde auf keinen Fall funktionieren. Auch wenn er sie nicht verlieren wollte, Dan musste ihr die Wahrheit sagen, komme was wolle.

...und vielleicht ist es ja doch ganz andersWhere stories live. Discover now