Kapitel 3

41 2 0
                                    

In den letzten vier einhalb Jahren hatte sich nicht viel verändert. Meinen Geburtstag feierte ich noch immer nicht und mit meiner Mutter hatte ich seit einer halben Ewigkeit nicht gesprochen. Ich arbeitete noch immer bei der Polizei und wartete sehnsüchtig auf die hart erarbeitete Beförderung, die längst überfällig war. Nun ja, vielleicht hatte sich doch etwas verändert: Es gab einen Grund, weshalb ich in den letzten Jahren in meinem Job zu Hochtouren aufgelaufen war. Blinzelnd fuhr ich mir mit einer Hand durch das Schulterlange, braune Haar, während ich ein Gähnen unterdrückte und mit der anderen Hand meinen Computer herunter fuhr. Wie jeden Abend war ich die letzte in meiner Abteilung auf dem Revier und dementsprechend fiel es mir zu das Licht zu löschen und abzuschließen. Ich schnappte mir mit einer Hand den Kaffeebecher von meinem Schreibtisch und schlüpfte mit der anderen ungeschickt in meinen Mantel, während ich mit den Zähnen meinen Schlüsselbund hielt. Ich erledigte meine Aufgaben und nachdem ich den Schlüsselbund in meiner Jackentasche verstaut hatte, trat ich nach draußen auf den, von einer orange leuchtenden Straßenlaterne beleuchteten, nassen Gehweg. Ich zog eine Dose hervor, aus der ich zwei Tabletten nahm, die ich mit dem Rest kalten Kaffee, der noch im Becher war, herunter spühlte, bevor ich ihn entsorgte. Wenn ich ehrlich war, hatte sich einiges verändert. Seit meinem Besuch in... jener Stadt, suchten mich Träume heim. Keine normalen Träume, wie ich anfangs dachte, nein, sie waren immer ähnlich und doch nie gleich. Ich träumte von Märchenfiguren. Die Tabletten schluckte ich, um die Tiefschlaffase zu vermeiden, in der die Träume kamen. Ansonsten stürzte ich mich in meine Arbeit, um nicht auch im wachen Zustand über meinen Geisteszustand nach zu grübeln. Ich war in Therapie, weigerte mich aber vehement dagegen mich krank schreiben zu lassen, auch wenn meine Psychiaterin mir das schon seit einer Ewigkeit riet. Durch den Stress hatte ich stark abgenommen, was einer der Gründe war, weshalb ich mich mit meiner Mutter verkracht hatte und das rote Cocktailkleid, das ich getragen hatte, als ich ihn kennen gelernt hatte, lag nicht länger eng an, sondern schlackerte locker an meinem Körper herum. Auch wenn ich mir jeden Gedanken an meinen Kurztripp nach Maine verbot, kehrten sie immer wieder zu ihm zurück. Es war nicht auszuhalten. Tief in meinem Inneren wusste ich, dass meine Psychiaterin und auch meine Mutter mit ihren Sorgen um mich Recht hatten und ich vermutlich wirklich professionelle Hilfe brauchte, aber ich war zu feige, um mein Leben aufzugeben.

Ich steckte die Tabletten zurück in meine Tasche und nahm den Schlüssel wieder heraus. Müde bog ich in eine Querstraße ab, wo ich mein Auto abgestellt hatte und erstarrte mitten in der Bewegung. Zitternd und stolpernd wich ich zurück und erhob anklagend den Finger: "Du!"

August lächelte mich wehmütig an: "Schön dich wiederzusehen, Kim."

Ich konnte nicht behaupten, dass ich das erwiderte.

Steig in dein Auto und fahr so schnell wie möglich weg, bevor du einen Nervenzusammenbruch bekommst!

"Was... was machst du hier?", erst jetzt bemerkte ich den dunkelhaarigen Jungen, der neben ihm an meinem Wagen lehnte, "Und... und wer ist das?"

"Ich bin Henry", stellte sich der Junge, den ich auf etwa zwölf oder dreizehn Jahre schätzte, mit einem Lächeln vor. Ich merkte, wie meine Atmung sich beschleunigte, während mein Blick hektisch zwischen den beiden hin und her huschte.

"Kim", sagte nun August, stieß sich von meinem Wagen ab und machte einen Schritt in meine Richtung. Ich hob abwehrend die Hände und wich zurück.

"Ich brauche deine Hilfe, ich habe ein riesiges Problem..."

Ich schnaubte, während ich versuchte nicht zusammen zu klappen: "Ja, das hast du mir bei unserer ersten Begegnung schon eindrucksvoll unter Beweis gestellt."

Er verzog gequält das Gesicht und tauschte mit Henry einen vielsagenden Blick. Endlich schien mein Verstand sich wieder einzuschalten und in der Situation anzukommen. Ich erinnerte mich daran, wer ich war und vor allem, als was ich arbeitete. Meine Finger zogen die Waffe aus dem Holster, das noch an meine Hose geschnallt war und ich richtete sie zitternd auf den Mann, wegen dem mein Leben überhaupt erst eine so merkwürdige Wendung hingelegt hatte.

Once Upon A Time -Magic is coming- (Fanfiction)Where stories live. Discover now