Kapitel 1

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Ein Schrei riss mich aus dem Schlaf und ich saß augenblicklich kerzengerade zwischen den zerwühlten Laken. Stöhnend hielt ich mir die Schläfen, als der plötzliche Krach meinen, vom gestrigen Alkoholkonsum pochenden Schädel, beinahe zum Bersten brachte. Mit geschlossenen Augen murmelte ich: "Hast du den Verstand verloren?"

Als Antwort ertönte ein ersticktes Keuchen, was mich dazu veranlasste mich in dem Hotelzimmer umzusehen. Der dunkelhaarige Mann, den ich gestern im Toad's kennen gelernt hatte, wälzte sich mit schmerzverzerrtem Gesicht, nicht weit vom Bett entfernt, auf dem Boden.

"Alles in Ordnung?", fragte ich unsicher. Er lachte gequält auf und hielt sich das Bein: "Ich sterbe hier gerade und du fragst ob alles in Ordnung ist?"

Ich schnaubte: "Du bist kerngesund! Du stirbst doch nicht, erzähl' keinen Unsinn."

"Mein Bein", voller Angst und Entsetzen starrte er auf sein blankes Schienbein. Ich sah ihn verständnislos an und schwang die Beine über die Bettkante, während ich die Decke um meinen nackten Körper schlang: "Was ist damit?"

"Siehst du das nicht?", er streckte mir sein Bein entgegen und sah mich entgeistert an. Ich strich mir eine Haarsträhne hinters Ohr und beugte mich ein Stück vor: "Was meinst du?"

"Ich verwandle mich zurück", flüsterte er kraftlos.

"Ich dachte Typen wie du stehen nicht so auf Twilight, aber anscheinend habe ich mich getäuscht", gab ich trocken zurück.

"Du verstehst das nicht, wie kann man nur so blind sein?"

"Ich und blind? In was verwandelst du dich denn bitte? Einen Werwolf? Oder Hulk?", fragte ich spöttisch. Ein trockenes Lachen entfleuchte seiner Kehle, während er sich in eine sitzende Position aufrichtete: "Schön wär's. Nein, ich werde wieder zu Holz."

"Bist du noch betrunken?"

"Ich bin nicht betrunken!", rief er wütend und rappelte sich langsam auf.

"Okay, dann träume ich das alles nur, weil ich noch betrunken bin", stellte ich sachlich fest und ließ mich zurück in die Kissen sinken.

"Hör auf Schwachsinn zu reden und fahr mich lieber ins Krankenhaus", fauchte er, während er vorsichtig sein Hose über sein "verletztes" Bein zog.

"Okay, jetzt reichts! Vielleicht sollte ich nachfragen, ob du aus irgendeiner
Irrenanstalt ausgebrochen bist, du Psychopath!"

Ich stand auf und sammelte meine Klamotten, die im Zimmer verteilt lagen, auf. In Windeseile schlüpfte ich in mein rotes Cocktailkleid, das durch den nächtlichen Aufenthalt auf dem Fußboden reichlich zerknittert war und krallte mir meine Handtasche, dabei würdigte ich den Kerl keines Blickes. Ich stieg in meine Stilettos und warf mir meinen Mantel über. Pah, Holz! Als ob sich ein Mensch aus Fleisch und Blut in eine Holzfigur verwandelte! Ich riss die Tür auf und drehte mich nochmal um: "Ich will ehrlich sein, du warst ziemlich gut letzte Nacht, aber wenn du mich mit deinem Ich-verwandle-mich-in-Holz-Mist nochmal belästigst, rufe ich die Polizei und die weisen dich ganz sicher ein."

Ich wollte die Tür hinter mir ins Schloss knallen, aber ein Aufkeuchen ließ mich innehalten. Ich atmete tief ein und aus, als sich mein Helfersyndrom bemerkbar machte.

Nein, du drehst dich jetzt nicht um.

Langsam drehte ich mich um und sah in sein schmerzverzerrtes Gesicht. Die strahlend blauen Augen, mit denen er mich gestern verführt hatte, waren matt und sein Blick wirkte beinahe fiebrig. Mit freiem Oberkörper stand er vor mir, wodurch ich deutlich sehen konnte, wie angestrengt seine Brust sich hob und senkte.

"Wenn du mich ins Krankenhaus fährst, verspreche ich dir, dass du mich danach nie wieder siehst."

Sein Atem ging unregelmäßig und er sah mich flehend an: "Bitte."

Once Upon A Time -Magic is coming- (Fanfiction)Tahanan ng mga kuwento. Tumuklas ngayon