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Immernoch langweilig, mimimi.

•••


In der Zeit, in der Marti schwieg, dachte ich nach und malte mir, wie so oft, viele, verschiedene Dinge aus.
Ich stellte mir vor, wie es wäre, geliebt zu werden.
Wie es wäre jemanden zu haben, neben dem man morgens aufwachen konnte, mit dem man abend kuscheln konnte.
Jemanden, der mich küssen und mir sagen würde, dass er mich liebt.
Jemand, der mir Hoffnung gibt, sagt, dass alles gut wird.
So jemanden wünschte ich mir von Herzen, doch ich selbst konnte mir nicht vorstellen, wie man mich jemals lieben könnte, ich war weder schön, noch war mein Charakter liebenswert.
Ich war ein kleines Häufchen Dreck, mehr nicht, warum sollte man mich lieben.

"Du bist 20, du hast dein ganzes Leben noch vor dir, ist dir das eigentlich klar?", ergriff Marti mal wieder das Wort.

"Aber wenn dieses Leben so ist, wie das Bisherige, möchte ich es nicht leben.
Ebenso brauche ich jemanden, der mich liebt, den ich liebe, eine feste Freundin, doch mich liebt niemand.
Ohne Liebe ist das Leben nicht lebenswert."

Stille.
Keiner wagte es, etwas zu sagen, weder Marti, noch ich.

Ich mochte Marti zwar, doch momentan würde ich es bevorzugen, alleine zu sein, es war mir jedoch  unangenehm, ihn wegzuschicken.
Das beste, was mir in diesem Augenblick einfiel, war die Ausrede, ich wäre müde, was gar nicht gelogen wäre.

"Marti, entschuldige, aber ich bin müde, könntest du mich eventuell alleine lassen?", fragte ich, Marti bejahte, stand auf und bewegte sich Richtung Tür.

"Falls etwas ist, bin ich für dich da.", war das Letzte, was er sagte, bevor er durch die Tür verschwand.

Als die Tür gerade ins Schloss gefallen war, schloss ich meine Augen und schlief ein, da mir jegliche Kraft fehlte, um wach zu bleiben.

-

Als ich wieder aufwachte, hoffte ich, dass vielleicht doch jemand gekommen war, um zu sehen, wie es mir ging, doch wie erwartet war niemand hier.
Das konnte vielleicht auch daran liegen, dass es draußen dunkel und deswegen logischerweise mitten in der Nacht war, allerdings vermutete ich das eher nicht.
Meine Vermutung war, dass niemand hier war, weil mich niemand mochte.
Mich nicht zu mögen war nicht schwer, denn ich wurde auf Dauer anstrengend, oder fing an zu weinen.
Marti hatte gelernt, damit umzugehen, zumindest ging ich davon aus.
Warum er freiwillig Zeit mit mir verbrachte, wusste ich nicht, doch ich war ziemlich froh darüber, ihn zu haben.

therapist - rive [space frogs ff ]Where stories live. Discover now