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P. O. V. AIDEN

Avery schlug sich tonlos die Hand vor den Mund und blickte zu mir. Ich wusste nicht was ich sagen, oder geschweige denn denken sollte.
Ich hatte eine kleine Schwester.
"Wir wollten dir schon so oft von ihr erzählen, aber wir waren einfach zu feige... Morgen wirst du sie kennenlernen, und du wirst sie lieben. Versprochen." Ich hörte kaum zu, was sie mir da weiß machen wollten, wagte ich zu bezweifeln.
Als ich meine Gedanken gesammelt hatte und meine Stimme wiederfand, fiel mir nur eine Frage ein. "Wie alt ist sie?"
"Fast dreieinhalb." Irgendwas in mir begann zu schmerzen, ich wusste nicht was es war, ich wollte nur das es aufhörte.

Ich hielt Avery's Hand immer noch fest umklammert, und sie drückte fester zu als sie meinen Gesichtsausdruck wahrnahm. "Dreieinhalb..." Wiederholte ich leise. Sie war schon schwanger als sie mich wegschickten. Alles war geplant, sie wollten nicht, dass ich hier war wenn sie geborgen wurde. Sie wollten mich nicht als großen Bruder für sie haben.
Ohne Humor lächelnd sah ich sie an, und hoffte inständig, dass sie die Abscheu darin erkannten. "Das war es also. Deswegen wolltet ihr mich loswerden."
Mom hielt sich schluchzend die Hand vor den Mund. Sie wusste wie recht ich damit hatte, und es tat ihr weh. Das Problem war nur, es tat nicht nur ihr weh.

Ich stand auf, ließ Avery's Hand los und schlug beide Hände flach auf den Tisch. "Ihr habt mich abgegeben damit euer zweites Kind nicht mit mir zusammen aufwächst. Damit sie nicht sieht wie ich bin und nicht wird wie ich, hab ich recht? Natürlich habe ich das! Glaubt ihr, das macht alles einfacher? Sein erstes Kind nicht hinbekommen wie man es sich wünscht und auf gut Glück einen neuen Versuch wagen? Klar, das erste kann man wegschmeißen wie Müll, unnütze Last!"
Ich lachte verächtlich auf und blickte Mom starr in die Augen, weil ich wusste, dass sie der größte Schwachpunkt war.

"Wie hat es sich angefühlt von vorne anzufangen, alles mit einem neuen Kind besser machen zu wollen? Es sollte verboten sein dich Mom nennen zu dürfen! Du bist nicht meine Mom, ihr beide, ihr seid kein Teil meines Lebens, den ich in Erinnerungen behalten will!"
Im Augenwinkel sah ich, dass Avery Tränen in die Augen schossen, meine Erzeuger taten ihr nicht leid, das sah man, sie empfand ganz klar Mitleid für mich.
Mein Erzeuger weinte jetzt ebenfalls, brachte aber kein Wort raus. Sie jedoch schien, als würde sie an ihren Tränen Ersticken. Mir sollte es recht sein.

"Aiden b-bitte. Es tut uns...es tut uns so leid. Bitte glaub uns!" Krächzte sie zitternd vor Adrenalin.
"Oh ich glaube euch." Sagte ich euphorisch. Ein kleiner Funke Hoffnung spiegelte sich in ihren Augen wieder, verflog aber genau so schnell, als ich meine folgenden Worte aussprach. "Das ändert aber nichts daran, dass ich euch hasse."
Sie stand auf, schluchzte laut und schüttelte den Kopf. "Bitte tu uns das nicht an..."
"Wollt ihr mich verdammt nochmal verarschen? Ihr behandelt mich wie Dreck, gebt mich ab, meldet euch Jahre lang nicht, und als wäre das nicht schon schlimm genug, ist der Grund dafür ein Kind? Was ihr mir auch noch vorenthaltet? Und ich soll euch das nicht antun? Was zum Teufel stimmt mit euch nicht?"
Ich war auf 180, und wollte nur noch Avery mit mir ziehen und abhauen, und das tat ich dann auch.

Sanft griff ich nach ihrem Handgelenk und zog sie mit in mein altes Zimmer. "Was hast du vor Aiden?" Sie sprach ruhig und brüchig, und machte nicht den Anschein meine Hand wieder loszulassen, da sie sie nun mit beiden Händen umgriff. Ich legte meine freie Hand auf ihre Wange und gab ihr einen kurzen Kuss. Ein besseres Mittel gegen Stress und Wut gab es für mich nicht.
"Wir müssen zurück." Hauchte ich gegen ihre immer noch leicht geöffneten Lippen.
Sie schüttelte kaum bemerkbar den Kopf. "Nicht so. Das soll so nicht auseinander gehen..." Es fiel ihr um einiges schwerer als hier jetzt und gleich zu verschwinden. "Ich will nichts mehr mit Ihnen zu tun haben Honey, bitte versteh das. Ich brauche nur dich, ich liebe nur dich, nur das zählt."
Ihre Augen glitzerten auf und sie nickte zögernd, bevor sie ihre Arme um meinen Nacken legte und mir "Ich liebe dich auch" ins Ohr flüsterte. Und schon war jegliche Wut verschwunden.

Only Yours, HoneyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt