Welcome In Hell

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Ich konnte immer noch nicht glauben, dass ich wirklich hier hin ziehen musste, nach Virginia. Ich meine, da war doch wirklich nichts los im Gegensatz zu Kalifornien. Ganz richtig gehört, ich zog von dem sonnigen großen Kalifornien, in das kleine kalte Virginia.

Warum? Naja, Mom meinte es sei besser sich voll und ganz auf sich selbst und seine Bildung zu konzentrieren, was ihrer Meinung nach hier am besten klappte.
Dad hingegen war eben so begeistert gewesen wie ich, was ihn aber wie immer nicht interessierte.
Wie ich mich fühlte, war ihm immer schon egal gewesen, auch wenn wir der gleichen Meinung waren ließ er sich um entscheiden und da meine Mom 'nur das beste' für uns wollte, war es dann auch schnell beschlossene Sache. Außerdem mussten sie in ihren Jobs als Arzt und Psychologe sowieso immer unterwegs sein, weshalb es auch ziemlich egal war wo wir wohnten.

In Kalifornien hatten wir ein Haus, nicht weit vom Meer und mein Zimmer war lichtdurchflutet wie auch groß. Ich hatte viele 'Freunde' und war auch nicht grade unbeliebt, was man sich auch erstmal verdienen musste, so blöd das auch klang. Und jetzt konnte ich wieder komplett von vorne anfangen. Wobei ich in Kalifornien niemandem hatte den ich eine beste Freundin nennen konnte, ich war einfach nie allein und man verstand sich soweit.
Ich wollte nicht verzogen oder eingebildet rüber kommen, ganz im Gegenteil, aber mal ganz ehrlich, ein Umzug? Direkt nach dem Sommer? Alle Freunde zurücklassen? Hörte sich nicht grade nach einem Masterplan an wenn ihr mich fragen würdet.

Wie auch immer, jetzt war ich hier. Jedoch nicht in unserem neuen coolen Haus, nein, mein Dad kam nämlich noch auf die Spitzen Idee mich auf ein Internat zu packen.
Jungs und Mädchen Schlafräume wurden dort zwar von einander getrennt, sie waren aber nicht wirklich mit weitem Abstand verbunden, was bedeutete, dass die Jungs wie auch die Mädchen, von hier nach dort kommen könnten wann immer sie wollten.
Unterricht hatte man hier natürlich zusammen, wäre sonst auch ziemlich sexistisch.

Vor circa einer Stunde hatten meine Eltern mich hier 'abgesetzt' und sich verabschiedet, mir ohne zu erzählen wo wir hier eigentlich genau wohnten die Koffer ins Zimmer getragen und sind dann weggefahren. Super.
Ich war sonst eigentlich immer ziemlich positiv denkend und aufgeschlossen für neues, aber das war schon ein bisschen 'krass' neu.
Was ich jetzt nur hoffte, war das meine Mitbewohnerin keine aufgetakelte Tante war die mir die Bude mit achtzig Flaschen Parfum pro Tag vernebeln würde.

Und wenn man vom Teufel sprach.
Die Tür öffnete sich und da wurde mir sofort klar, wir würden sowas von Freundinnen werden!
"Diese scheiß schweren Koffer und diese scheiß schweren Türen!" Sie schien mich noch nicht bemerkt zu haben, während ich sie ganz begeistert musterte. Sie war etwas kleiner als ich, hatte längere blondbraune Haare, grüne Augen und eine zierliche Figur.
"Oh. Hey. Sorry... Ich bin Liis McKinsley." Ich reichte ihr meine Hand und lächelte ehrlich. "Ich bin Avery Edison und ich bin sehr froh, dass du keine Tussi bist!"

Daraufhin kicherte sie und nickte. "Gleichfalls."
"Du heißt wirklich Liis?" Ich hatte diesen Namen noch nie gehört, deshalb musste es einfach eine Abkürzung sein.
"Ich heiße Lisa, aber wehe du nennst mich so! Dann werde ich nicht zur Tussi, sondern zur Furie!"
Kichernd nahm ich die Hände hoch. "Ist notiert, Liis."
Sie lächelte zufrieden und schmiss sich auf's Bett gegenüber von meinem.

"Du bist neu hier." Stellte sie fest.
"Ja. Das ist also nicht dein erstes Mal auf diesem Internat?"
"Nein". Amüsiert musterte sie mich. "Man sieht, dass du nicht von hier bist, du bist gut gebräunt. Ich bin hier geboren und aufgewachsen. Auf das Internat gehe ich seit einem Jahr genau.
Wo kommst du her?"
Begeistert stellte ich fest, dass sie mir vom charakterlichen her sehr ähnlich war.
"Aus Kalifornien."

Ihre Augen weiteten sich als würde sie gleich in Ohnmacht fallen. "Und da kommst du hier her?"
Ja Mom und Dad, und da kamen wir hier her...
"Meine Eltern... Lange Geschichte. Wie ist die Schule so? Gibt es was worauf ich achten muss?"
Heute war Samstag, was bedeutete, dass der Unterricht wie in jeder normalen Schule auch, am Montag beginnen würde.
"Hm, lass mich mal überlegen. Du musst zum Glück keine Uniform tragen. Am besten immer pünktlich zum Unterricht bei Mr. Mirelly erscheinen, Mathe, montags, mittwochs und donnerstags in der ersten Stunde. Du solltest keine Waffen oder Drogen mit hierher schleppen. Du solltest mich am Wochenende niemals vor 11 Uhr wecken und in der Schulzeit erst recht nicht. Schlaf ist mir heilig! Wenn du Freunde finden willst, halte dich von den Nerds fern. Sorry, aber die Nerds hier in Virginia sind so Nerdig, die könnten dir locker das ganze Skript von Herr der Ringe auswendig vor dichten!"

Only Yours, HoneyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt